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Die denkenden Wälder

Die denkenden Wälder

Titel: Die denkenden Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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mehr zu sich als für die Riesen bestimmt. »Wir kommen aus der Welt und glauben, daß wir in sie zurückkehren sollten. Ich glaube, unter euch gibt es welche, die nicht aus der Welt kommen und deshalb auch nichts haben, wohin sie zurückkehren können.« »Besser hätte ich es auch nicht formulieren können, Born«, gab Cohoma zu. Jetzt gingen sie einige Minuten schweigend dahin, bis die Gruppe sich auf einen noch dickeren Ast ausbreitete.
    »Sind wir jetzt angekommen?« fragte Logan. »Ist das der Ort?«
    »Einer der Orte«, verbesserte sie Born. »Jeder hat seinen Ort. Man muß für jeden Menschen den passenden finden.« Er blickte nach oben und musterte die schwarzen Äste am Himmel. »Kommt. Von oben seht ihr besser.« Nach einigen Minuten, während der sie über die allgegenwärtigen Treppen und Stufen aus Lianen und Schlinggewächsen nach oben geklettert waren, fanden sie sich an einer Stelle, die ihnen einen guten Ausblick auf den breiten Ast unter ihnen bot. Alle drängten sich um einen tiefen Riß in dem Ast. Er war etwa zwei Meter breit und etwa fünf Meter lang. Das schwache Licht ihrer Fackeln, die sie vor dem Regen schützten, reichte nicht aus, um seine Tiefe abzuschätzen. Der Schamane murmelte schnell und leise etwas vor sich hin, das weder Logan noch Cohoma verstanden. Die versammelten Leute lauschten voll Respekt. Einer der Männer, der im Kampf gegen die Akadi gestorben war, und ein toter Pelziger wurden herangeschleppt. »Man begräbt sie also gemeinsam«, flüsterte Logan. Born musterte sie betrübt; Trauer wallte in ihm auf. Die armen Riesen! Mag sein, daß sie Himmelsboote und andere wundersame Maschinen besaßen, aber auf die beruhigende Gesellschaft eines Pelzigers mußten sie verzichten. Jeder Mann und jede Frau hatte einen Pelziger, der sich kurz nach ihrer Geburt ihnen anschloß und mit ihnen durchs Leben ging. Er konnte sich ein Leben ohne Ruumahum nicht vorstellen.
    »Was geschieht mit Pelzigern, deren Meister vor ihnen sterben?« fragte Cohoma.
    Born sah ihn rätselhaft an. »Ruumahum könnte ohne mich nicht leben, und ich nicht ohne ihn«, erklärte er den aufmerksam lauschenden Riesen. »Wenn eine Hälfte stirbt, kann die andere Hälfte nicht lange überleben.« »Ich habe noch nie von einer so intensiven gegenseitigen Abhängigkeit zwischen Mensch und Tier gehört«, murmelte Logan. »Wenn wir nicht selbst erlebt hätten, wie das hier ist, würde ich wahrscheinlich glauben, daß sich zugleich eine Art physischer Symbiose entwickelt hat.« Aber sie hatten jetzt keine Zeit, sich diesem neuen Gedanken zu widmen, denn unter ihnen begann die Zeremonie. Sand und Leser gossen verschiedene übelriechende Flüssigkeiten über die beiden Leichen, die man in die Astspalte gelegt hatte.
    »Irgendeine Art geheiligtes Öl oder so etwas«, flüsterte Cohoma. Aber Logan hörte nicht zu. Emfatieren . . . gegenseitiges Begräbnis . . . eine Hälfte . . . Gedanken und Vorstellungen kreisten durch ihren Kopf, ohne irgendein erkennbares Muster zu bilden, wollten nicht in Verbindung zueinander treten, ihr offenbaren ... ja, was eigentlich? Daß die Pelziger in Trauer um ihre Meister dahinsiechten, konnte sie sich vorstellen. Aber daß ein Mensch aus Sehnsucht nach seinem Tier starb nein, wahrscheinlich hatte Cohoma recht. Borns Leute waren auf dem Pfade der Entwicklung zurückgedrängt worden, der Zwang des Überlebens hatte sie dazu getrieben. Dieser emotioneile Druck war ein Symptom ihrer Krankheit. Einer der bohrenden Gedanken, die in ihrem Kopf kreisten, verlangte plötzlich nach Aufklärung.
    »Du hast gesagt, Männer und Frauen«, flüsterte sie und starrte nach unten. »Schließen sich Pelziger und Menschen nach ihrem Geschlecht aneinander an?« Born musterte sie verständnislos. »Ich meine, weibliche Pelziger mit Frauen, männliche mit Männern? Ist Ruumahum männlich?« »Ich weiß nicht«, antwortete Born abwesend, weil er sich ganz auf die Zeremonie konzentrierte, die unten ihrem Ende entgegenging. »Ich habe ihn nie gefragt.« Soweit es ihn betraf, war die Frage damit beantwortet, aber Logans Neugierde war jetzt nicht mehr zu bremsen. »Und Lostings Pelziger, Geeliwan. Ist das eine ›sie‹?« »Ich weiß nicht. Manchmal sagen wir ›er«, manchmal ›sie‹. Für einen Pelziger hat das nichts zu bedeuten. Ein Pelziger gehört den Brüdern an. Das reicht ihnen, und uns reicht es auch.«
    »Born, wie kann man erkennen, ob ein Pelziger männlich oder weiblich ist?«
    »Wer weiß das schon,

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