Die denkenden Wäler
»Ich will verdammt sein«, murmelte er schließlich.
Nach einem Blick von Logan schob er die Waffe ins Halfter. Dann musterte er die beiden Jäger erneut. Born zwang sich dazu, unter dem prüfenden Blick nicht nervös zu werden. Außerdem war er selbst voll und ganz damit beschäftigt, die drei Riesen zu mustern. Der größte von ihnen, der, den Kimilogan Sal nannte, unterschied sich kaum von Cohoma, wenn er auch noch größer und noch schwerer war. Die anderen beiden Riesen hatten die Größe von Logan, wenn
auch nur einer davon weiblich war. »Pygmäen!« Er blickte Logan fragend an.
»Eingeborene.« Sie lächelte. »Zu viele Ähnlichkeiten für eine parallele Entwicklung. Wir können natürlich nicht ganz sicher sein, solange man sie nicht gründlich untersucht hat, aber abgesehen von ein paar kleineren Unterschieden möchte ich wetten, daß sie sich als ebenso menschlich wie Sie oder ich erweisen werden. Jan und ich vermuten, daß es sich um die Nachkommen eines vor Jahrhunderten gestrandeten Auswandererschiffs handelt. Vielleicht sogar aus der Zeit vor dem Commonwealth. Übrigens, sie sprechen
ausgezeichnetes, wenn auch etwas zischendes Terr-anglo.« Sal stand immer noch der Mund offen. »Könnte schon sein. Es hat genügend von diesen alten Kolonisten gegeben, die am falschen Punkt rauskamen. Ebensogut hätten wir erst tausend Jahre später auf die Thranx stoßen können, wenn dort nicht ein Schiff verlorengegangen wäre.« Er knurrte. »Kleinere Unterschiede . . . Sie meinen die Zehen und die Größe?«
Logan nickte. »Das und die Schutzfärbung, die sie sich zugelegt haben. Schauen Sie, Jan und ich sind wirklich durch diese Hölle gegangen, die Sie gerade erwähnt haben. Ich habe Wochen damit verbracht, mir auszumalen, wie ich mir mein Festmahl zusam-menstelle, angefangen bei einem Steak bis zu dem Pfefferminzbonbon nachher. Und gebadet habe ich auch nicht mehr, seit wir hier abgeflogen sind.« »Und etwas Ordentliches anzuziehen«, fügte Cohoma hinzu. »Saubere Unterwäsche!«
»Hansen wird froh sein, daß Sie beide wieder da sind«, lächelte Sal. »Aber ich würde einiges darum geben, wenn ich sein Gesicht sehen könnte, wenn Sie mit Ihren zwei Freunden zu ihm kommen. Ein Vermögen würde ich darum geben!« »Sie sollten ihn erst sehen, wenn wir ihm von unseren Entdeckungen berichten. Sie sollten auch mal hinausgehen und sich ein wenig umsehen, Sal. Das ist die einzige Methode, wie man eine Welt kennenlernt.«
»Yeah? Nun, wenn es Ihnen nichts ausmacht, überlasse ich
das lieber anderen.« Cohoma tat so, als wollte er ihm einen Boxhieb versetzen. »Erzählen Sie mir ein wenig.« »Tut mir leid, Sal«, grinste Cohoma. »Ich muß schließlich an meine Prämie denken.«
»Ach was, Jan, die macht Ihnen keiner streitig. Außerdem, wie sollte ich es denn beweisen? Aber es freut mich, daß der kleine Spaziergang sich gelohnt hat. Der Alte stand unter ziemlichem Druck von Zuhause, seit Tsingahn sich umgebracht hat.«
Cohoma und Logan waren nicht zu müde, um zu
erschrecken. »Popi hat Selbstmord begangen?« flüsterte Logan und benutzte dabei den Spitznamen des Biochemikers. »So geht die Rede. Nearchose, der Sicherheitstyp, mit dem der Professor sich angefreundet hatte, hat ihn als letzter lebend gesehen. Nick sagt, der Bursche hätte irgendwelche Depressionen gehabt, aber keinen Grund zum Selbstmord. Jedenfalls hat er plötzlich durchgedreht und sein ganzes Labor in die Luft gejagt. Eigentlich ist es ja kein Wunder; wenn einer so auf das Zeug versessen ist wie Tsingahn, dann weiß keiner, was er plötzlich anfängt. Die Firma geht wirklich ein Risiko ein, wenn sie solche Burschen einstellt. Und diesmal ist es eben schiefgegangen.«
»Schade, ich konnte ihn gut leiden«, murmelte Cohoma. »Alle konnten ihn leiden.« Jetzt herrschte Stille. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach, im vollen Bewußtsein dessen, daß sie auf dieser Welt waren, weil sie selbst irgendwelche Schwächen hatten , Geld, Drogen oder etwas, wovon man am besten nicht redete. Aber über solche Dinge wurde hier nach stiller Übereinkunft überhaupt nicht gesprochen.
Sie gingen schweigend zur Station hinüber. Als sie etwa die Hälfte des Weges zurückgelegt hatten, wurde Logan endlich bewußt, was ihr fehlte. Sie blickte sich um und wandte sich dann an Born. »Wo sind Ruumahum und Geeliwan?« »Sie haben beide gesagt, sie würden sich außerhalb des Waldes nicht wohl fühlen«, erwiderte Born der Wahrheit entsprechend. »Sie
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