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Die denkenden Wäler

Die denkenden Wäler

Titel: Die denkenden Wäler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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hatte wieder emfatiert. »Kein Tier dieser Welt hat das Problem lösen können«, fuhr der Jäger fort und drehte die hübsche harmlos wirkende Frucht zwischen den Händen. »Nur die Menschen.«
    Er suchte herum, bis er einen langen dünnen Ast fand, der aus einem Busch in der Nähe wuchs. Er knickte ihn ab und spitzte ein Ende mit dem Messer zu. Dann schob er die Spitze in die Frucht, sorgfältig bemüht, die Mitte nicht zu durchbohren. Dann legte er die aufgespießte Frucht auf einen Ast und benutzte sein Messer dazu, sie von dem Stock weg einzuschneiden. Dann hob er den Ast hoch über den Kopf und begann die eingeschnittene Stelle kräftig gegen den Vorsprung eines kleinen Kabbl zu klopfen.
    Beim sechsten Klopfen gab es einen so lauten Knall, daß Logan und Cohoma sich unwillkürlich duckten. Zu ihrer Linken war ein wildes Knurren zu hören. Ruumahum schob den Kopf durch einen Drahtbusch. Als er sah, daß niemand verletzt war, schnaubte er spöttisch ob des närrischen Gehabes seiner Begleiter und verschwand wieder. Born zog den Stock heraus und zeigte ihn den Riesen. Die ganze linke Seite der Frucht, wo er die Einschnitte gemacht hatte, war weggesprengt worden, als wäre in ihrem Inneren eine kleine Bombe gewesen, was auch genau den Tatsachen entsprach.
    »So verbreitet die Grüßerpflanze ihren Samen«, erklärte Born überflüssigerweise. Dann brach er Stücke der
    übriggebliebenen unbeschädigten Frucht und reichte sie Cohoma und Logan. Logan schob sich das Stück Fruchtfleisch zögernd in den Mund; die De-monstration, deren Zeuge sie eben geworden war, hatte ihren Appetit nicht gerade gesteigert. Als freilich ihre Geschmacksknospen erst einmal angeregt waren, nahm sie das ganze Stück, rollte es im Munde herum und drückte den Saft heraus. Es schmeckte ausgezeichnet, süß und doch würzig, so ähnlich wie Grenadine und Limone.
    »Was wird später aus dem Samen?« fragte sie, als sie den letzten Tropfen ausgedrückt und das letzte Stückchen Fruchtfleisch verschluckt hatte.
    Anstelle einer Antwort zeigte ihnen Born die linke Seite des Parasitenbusches. Er studierte den Stamm des am nächsten stehenden Baumes und zeigte schließlich auf eine ganz bestimmte Stelle. Die beiden folgten seiner Hand. An dem Stamm war ein Dutzend kleiner Löcher zu sehen, die ein paar Zentimeter tief in das massive Holz gebohrt waren. Unten in jedem Loch konnten sie ein winziges schwarzes Samenkorn erkennen. Aus jedem stachen sechs Dorne. Jeder Same durchmaß vielleicht, die Dornen mitgerechnet, einen halben Zentimeter. Born bohrte mit dem Messer einen davon heraus. Logan wollte danach greifen. Born stieß ihre Hand beiseite, hatte sie in all diesen Siebentagen gar nichts von der Welt gelernt? Sie und Cohoma Studiertenden winzigen Samen interessiert. Eine nähere Untersuchung ergab, daß die sechs Dornen rasiermesserscharf und mit mikroskopischen Widerhaken versehen waren.
    »Ich verstehe«, murmelte Cohoma. »Die Samen schlagen in den Bäumen Wurzeln. Aber wie breiten sie sich aus? Trocknet die Frucht so lange aus, bis der Innendruck sie abschleudert?«
    »Das kann nicht sein, Jan«, wandte Logan ein. »Wenn die Frucht austrocknet, wo bleibt dann der Druck? Nein, es muß . . .«
    Born schüttelte den Kopf. »Die Grüßerpflanze schlägt keine Wurzeln. Wenn ein Tier, das alt oder krank ist, seine Urteilsfähigkeit verloren hat, dann kann der Hunger es dazu verleiten, einen Grüßer zu essen.« Er setzte den Marsch fort. Logan blieb noch eine Weile stehen und musterte die Löcher in dem dicken Hartholz und folgte dem Jäger dann. »Ein Tier versucht, eine dieser Früchte zu essen, beißt durch das Fruchtfleisch, bis es den inneren, unter Druck stehenden Sack anbohrt, und bekommt die ganze Ladung ins Gesicht«, meinte Cohoma mit grimmiger Stimme. »Wenn es Glück hat, tötet es der Samen. Andernfalls verblutet es wahrscheinlich. Und inzwischen dient der Kadaver als Nahrungsvorrat.« »Jan, die Pflanzen haben auf dieser Welt das perfekte Gleichgewicht mit den Tieren erreicht. Nein, das muß ich zurücknehmen. Sie haben die Oberhand. Die Tiere sind in der Minderzahl und außerdem zu klein. Ich habe mich immer gefragt, wie es kam, daß Borns Vorfahren in so kurzer Zeit soviel Technologie verloren haben. Jetzt wundert mich das nicht mehr. Wie kann man gegen einen ganzen Wald kämpfen?«
    Die Entdeckung kam einige Tage später und wurde mit dem üblichen Phlegma der Pelziger verkündet. »Panta«, rief Ruumahum ihnen zu. Die beiden

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