Die Depressionsfalle
verzweifelten Frauen eher und sind keineswegs tröstend. Zumeist machen sich Mütter, denen ein solches Schicksal widerfährt, Vorwürfe: fast immer irrationale Vorwürfe, etwas versäumt zu haben, etc., gefolgt von Schuldgefühlen â wieder ein Königsweg in Depressionen.
Schwangerschaftsabbruch
Innerhalb der ersten zwölf Wochen einer Schwangerschaft ist in Ãsterreich seit 1975 ein induzierter Abbruch der Schwangerschaft, durchgeführt nach vorangegangener Beratung, straffrei. Der Qualität dieser non-direktiven Beratung muss besondere Priorität zukommen. Zwingende Themen dieser Beratung sind:
⢠Die Frage, wer den Abbruch wünscht â ist es die Frau selbst oder mehr der Partner oder die Mutter der Schwangeren â letzteres ist bei Jugendlichen wichtig.
⢠Das absolut zu respektierende Wertesystem der Frau, besonders religiöse Bindungen, ethnische Forderungen, müssen angesprochen werden.
⢠Die Fantasien der Frau, wie wichtige Bezugspersonen auf diesen Abbruch reagieren würden: Partner, Mutter (Eltern), um reale oder fantasierte Straferwartungen von Seiten dieser Personen zu bedenken.
⢠Wie wurde auf wichtige Trennungen bisher im Leben reagiert? Gab es länger anhaltende Phasen von depressiver Verstimmung? Oder gar eine diagnostizierte und behandelte Depression?
⢠Die Selbstvorwürfe und Schuldzuweisungen, welche als mögliche Ursachen einer ungeplanten und/oder unerwünschtenSchwangerschaft gesehen werden, wie etwa Vergessen der âPilleâ.
⢠Was wären mögliche Konsequenzen, wenn sich die Frau für das Austragen der Schwangerschaft entscheidet?
⢠Welche nach dem Eingriff auftretende Symptome, Leidenszustände bedürfen dringend einer Behandlung?
Wichtig ist, dass die beratenden Personen ihr eigenes â möglicherweise diskrepantes Wertesystem â keineswegs in die Beratungssituation einflieÃen lassen, sie müssen ja auch nicht mit der Entscheidung leben! Denn dann bestünde die Gefahr, dass wertende Bemerkungen der beratenden Person(en) die Scham- und Schuldgefühle der Beratung suchenden Schwangeren verstärken und so deren situationsbedingte Traumatisierung noch heftiger werden lassen. Dass betroffene Frauen auf diesen rational überlegten und subjektiv zumeist als in der gegenwärtigen Situation unvermeidbar scheinenden Eingriff in der Regel mit schmerzlichen Gefühlen, Traurigkeit und ohnmächtiger Wut reagieren, bedeutet noch lange nicht, dass es sich dabei um eine klinische Depression handeln muss.
Unfreiwillige Kinderlosigkeit
Ein weiteres schmerzliches Verlusterleben stellt ein unerfüllter Kinderwunsch dar. Prinzipiell nehmen jede Frau und jeder Mann von sich an, dass sie/er fruchtbar sind. Die Diagnose der Unfruchtbarkeit bedeutet für viele Frauen den Verlust eines bestimmten Bildes von sich selbst, ein Infragestellen der eigenen Weiblichkeit und der Vorstellung vom Wert der eigenen Person. Dazu kommt, dass â wie irrational auch immer â viele Frauen die Schuld bei sich selbst suchen für das schmerzliche Schicksal, das sie ereilt hat. Trauer, Scham, irrationale Schuldgefühle, ohnmächtige Wut und Gefühle von Wertlosigkeit sind erneut eine via regia, ein Königsweg, in Depressivität.
Schwangerschaftsverhütung
Auch die von vielen Frauen bewusst gewünschte Schwangerschaftsverhütung kann mit Fantasien von Verlust begleitet sein. Dies gilt vor allem für irreversible, also nicht oder kaum rückgängig zu machende Methoden wie die Unterbindung der Eileiter. Diese Verhütungsmethode stellt eine zumeist hundertprozentig âsichereâ Verhütungsmethode dar. Die Rekanalisierung, das Wieder-durchgängig-Machen von operativ verschlossenen Eileitern ist nur in ca. 30 Prozent erfolgreich. Aber für Frauen, die in der Fantasie noch mit einer zukünftigen Schwangerschaft spielen, auch wenn die Vernunft ihnen die Erfüllung dieses Wunsches zur Zeit verbietet, bedeutet eine derart âendgültigeâ Verhütungsmethode eine Trennung von der Vorstellung, noch einmal schwanger werden zu können.
Eine weitere Folge kann sexuelle Lustlosigkeit sein â dies besonders dann, wenn ein Geschlechtsverkehr in der Fantasie der Frau immer mit der Möglichkeit, schwanger werden zu können, verbunden ist. Da durch die âirreversibleâ Verhütungsmethode diese Möglichkeit nicht besteht, kann sich
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