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die Detektivin in Jeans

die Detektivin in Jeans

Titel: die Detektivin in Jeans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot Kreuter
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polterte eine Treppe
hinunter.
    Torsten drehte sich um,
stürzte, einen Stuhl umstoßend, aus dem Lokal, und fing an zu rennen.
    An einer Bank auf dem Leinpfad
machte er keuchend halt, um zu verschnaufen. Um nachzudenken. Um zu überlegen.
    Der „Anker“-Wirt war
offensichtlich überfallen und niedergeschlagen worden. Das war entsetzlich.
    Und er selbst, Torsten, hatte
den Überfall miterlebt — und war geflüchtet. Das war noch viel entsetzlicher.
War glatter Wahnsinn. Denn damit hatte er sich der Tat verdächtig gemacht.
    Warum war er nur so in Panik
geraten?
    Weil die Frau schrie? Weil sie
sich vor ihm ängstigte? Weil er fürchtete, von Ingo, denn er war es vermutlich,
der die Treppe hinabpolterte, als vermeintlicher Täter zusammengeschlagen zu
werden?
    Torsten verbarg stöhnend seinen
Kopf in den Händen.
    Ich
hätte dableiben müssen! dachte er. Ich hätte erklären müssen, daß ich nur
hereinkam, um Zigaretten zu ziehen.
    Sollte er zurückgehen und sich
der Polizei stellen?
    Die Polizei!
    Torsten geriet erneut in Panik.
Er war vorbestraft. Wegen einer ähnlichen Sache. Es war zwar kein Überfall
gewesen, doch er hatte den Wirt einer Diskothek angegriffen. Das hatten damals
die Zeugen ausgesagt. Sie hatten gelogen. Es war ganz anders gewesen.
    Ein Gast hatte sich mit dem
Wirt wegen der Rechnung gestritten. Es schienen ihm mehr Striche auf dem
Bierdeckel, als er an Getränken bestellt zu haben glaubte. Der Wirt war bekannt
dafür, daß er die Trunkenheit seiner jugendlichen Gäste ausnützte, um sie zu
übervorteilen. Mit Torsten hatte er das auch schon versucht.
    Deshalb hatte Torsten sich
eingemischt.
    Das hätte er nicht tun sollen.
Er war betrunken gewesen. Er fuchtelte dem Wirt mit dem Messer eines Gastes,
der zufällig an ihrem Tisch saß und ein Schaschlik gegessen hatte, vor der Nase
herum, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen.
    Der Wirt packte Torsten am
Hemd.
    Torsten befreite sich wütend
mit einem heftigen Ruck. Mehrere Neugierige hatten sich um ihren Tisch
versammelt. Sie stießen und drängten sich gegenseitig, um die
Auseinandersetzung aus der Nähe zu verfolgen.
    Und plötzlich war es passiert.
Torsten konnte auch heute noch nicht sagen, ob er auf den Wirt oder ob der Wirt
auf ihn gestoßen worden war.
    Die Verletzung erwies sich
nicht als lebensgefährlich. Doch der Vorfall hatte ihm eine Geldstrafe und eine
Verurteilung zu neun Monaten Jugendhaft eingetragen, ausgesetzt zur Bewährung
auf drei Jahre.
    War es da nicht irre, erneut zu
riskieren, daß man ihm nicht glaubte? Daß man ihn einer Tat beschuldigte, die
er nicht begangen hatte?
    Torsten überlegte.
    Die Wirtin konnte ihn in dem
flackernden Schein der Kerze unmöglich erkannt haben. Hinzu kam ihre Aufregung
und die Angst um ihren Mann. Nein, sie würde nicht wissen, wer ihr da
gegenüberstand. Ihre Personenbeschreibung konnte nur lückenhaft sein.
    Er mußte sofort seine Kleider
wechseln und sich für die Tatzeit ein Alibi besorgen.
    Doch wie?
    Er mußte sich krank stellen.
Zur Party durfte er ohnehin nicht mehr zurückkehren.
    Plötzlich fiel ihm der Beutel
ein.
    Konnte sein Inhalt ihn
verraten?
    Er glaubte, nein. Flaschencola
gab es überall zu kaufen. Zigaretten mit der Zollbanderole traf man auf jedem
Schiff an. Die Taschenlampe besaß auch kein besonderes Merkmal. Der Schnaps war
ebenfalls eine gängige Marke. Im „Anker“ standen gewiß die gleichen Flaschen in
der Vitrine. Man würde höchstens daraus schließen, daß er sie im „Anker“
gestohlen hatte und dabei vom Wirt überrascht worden war.
    Daß sich auf den Gegenständen
seine Fingerabdrücke befanden, die ihm auch die Polizei in Mannheim anläßlich
seines Strafverfahrens abgenommen hatte, fiel Torsten in seiner Aufregung nicht
ein.
    Er lief über einen Seitenpfad
zur Hauptstraße, wo sich eine Telefonzelle befand.
    Er suchte im Telefonbuch Herrn
Seibolds Telefonnummer heraus und wählte seinen Anschluß.
    Doch es meldete sich niemand.
Herr Seibold und Frau Ansbach waren offenbar mit seiner Mutter noch in der
Stadt. Und die Partygäste im Garten hörten das Klingeln des Telefons nicht.
    Was nun?
    Frau Arnold, die
Grundstücksnachbarin, fiel Torsten ein. Er blätterte mit schweißnassen Fingern
die Seiten um und suchte ihre Telefonnummer. Er wußte, daß es unschicklich war,
Frau Arnold um diese Nachtstunde herauszuklingeln. Doch er hatte keine andere
Wahl.
    Frau Arnold meldete sich mit
grollender Stimme. „Was willst du, Junge? Weißt du, wie spät es ist?“

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