die Detektivin in Jeans
über ihren romantischen Biedermeierlook aus Baumwoll-Feinjersey.
Joschi, vierzehn Jahre alt,
sieht aus wie ein Großwildjäger in seinem flotten Safarianzug...“
So ging es weiter, Modell auf
Modell, begeistert empfangen und beklatscht von den gut gelaunten Gästen in der
Cafeteria.
Die Mannequins und Dressmen
strahlten über diesen überwältigenden Erfolg.
Nur Joschi weigerte sich, ein
zweites Mal in der Cafeteria zu erscheinen. „Großwildjäger!“ schnaubte er
wütend. „Der da draußen spinnt doch. Als nächstes stellt er mich als Tarzan
vor. Ich trete nicht mehr auf.“
Seine Mutter schimpfte mit ihm.
Die Direktrice rang die Hände. Erst Sandra gelang es, Joschi zum Anziehen eines
neuen Modells zu bewegen. „Der Mann gerät aus dem Konzept, wenn du nicht
erscheinst. Er hat alles auswendig gelernt und bringt die Modelle
durcheinander, wenn jemand von uns fehlt“, hielt sie ihm vor.
Widerstrebend und aufreizend
langsam nahm Joschi sein nächstes Modell vom Kleiderbügel.
„Und schon geht es weiter,
meine Herrschaften!“ schallte die Stimme des Conferenciers durch den
Lautsprecher.
„Bist du fertig?“ fragte Frau
Ruge aufgeregt vor dem geschlossenen Vorhang von Joschis Kabine.
„Ich krieg die blöde Schnalle
vom Gürtel nicht zu!“ schimpfte Joschi.
„Laß sie offen. Unter dem
Jackett fällt das nicht auf. Ihr müßt raus, sonst läßt das Interesse nach“,
sagte die Direktrice.
Die ersten Mannequins hatten
die Tür zur Cafeteria schon erreicht.
Die Hose rutscht! spürte Joschi
entsetzt.
Doch da stolperte er bereits
hinter den anderen her.
Wenn er jetzt wieder einen
faulen Witz über mich reißt, bringe ich ihn um, nahm Joschi sich vor.
Doch der geübte Blick des
Conferenciers schien seine Not zu erkennen. Als Joschi mit schreckensbleichem
Gesicht an ihm vorbeikam, hielt er ihn fest.
„Dies ist ein besonders
attraktives Modell“, stellte er Joschi vor und flüsterte, halb vom Publikum
abgewandt: „Was nicht in Ordnung?“
Joschi nickte stumm.
„Bleib hier stehen“, raunte der
Conferencier und bewahrte damit Joschi vor einer entsetzlichen Blamage.
Als die Schau zu Ende war,
gingen viele der jungen Familien in die Konfektionsabteilung, um sich über die
Preise der vorgeführten Modelle zu informieren.
Daß an diesem Nachmittag
trotzdem nur wenig gekauft wurde, sagte nichts über den Erfolg der Schau aus.
Wichtig für das Kaufhaus war es, daß es Aufsehen erregt und Interesse geweckt
hatte. Es galt als sicher, daß in den kommenden Wochen viele Mütter ihre Kinder
in diesem Kaufhaus einkleiden würden.
Frau Faber und Frau Ansbach
kamen mit Gesine, um Sandra und Joschi zu gratulieren.
Sandra sah sie und lief ihnen
entgegen.
„Ihr wart absolut perfekt!“
lobte ihre Mutter.
„Wie gelernte Mannequins“,
meinte Sandras Großmutter.
„Ich habe zweimal Sonderbeifall
bekommen“, erinnerte Sandra stolz.
„Wo ist Joschi?“ fragte Frau
Faber.
„Drüben.“ Sandra deutete zum
Hintergrund der Konfektionsabteilung. Dort war ein kleines Büfett mit
Erfrischungen für die Teilnehmer der Modenschau angerichtet. Joschi unterhielt
sich mit dem Conferencier, der sich von den Anstrengungen der Schau bei einem
Glas Sekt erholte.
„Joschi hätte einmal fast seine
Hose verloren. Sie war ihm zu groß. Bei der Anprobe paßte sie ihm. Aber weil er
gerade fürs Schulsportfest trainiert, hat er abgenommen. Und der Gürtel hakte
und ließ sich nicht schließen“, berichtete Sandra. „Herr Schaller hat‚s aber
gemerkt und Joschi beim Mikrofon behalten, damit es den Leuten nicht auffiel.“
Frau Ruge, mit Kunden im
Gespräch, winkte herüber und kam einen Augenblick herbei, um ihre Nachbarn zu
begrüßen.
„Sandra sah wundervoll aus“,
sagte sie. „Die Geschäftsleitung fand auch, daß sie ankam. Bei der nächsten
Modenschau ist sie wieder dabei.“
„Oh, wirklich?“ Sandra rieb
sich die Hände.
„Ganz bestimmt“, versprach Frau
Ruge. Sie fragte: „Hast du dir für deinen Gutschein schon etwas ausgesucht?“
„Das hat Zeit. In dem Trubel
heute ist das ja fast unmöglich“, meinte Frau Faber.
„Sicher. Kommen Sie irgendwann
nächste Woche. Dann habe ich Zeit für Sie“, sagte Frau Ruge und eilte zu ihren
Kunden zurück.
Sandra fiel ein, daß über den
Kauf der Lurexhose noch nicht entschieden worden war. „Hast du bemerkt, Oma,
daß ich den meisten Beifall für die silbergraue Lurexhose erhielt?“ fragte sie
mit roten Wangen und sah dabei gleichzeitig ihre Mutter
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