die Detektivin in Jeans
begegneten ihr Sandra und Joschi, die hofften, in der Eisdiele
einige von ihrer Clique zu treffen.
„Sie ließen uns nicht rein“,
sagte Sandra. „Der Western ist abgesetzt. Der neue Film geht erst ab sechzehn.“
„Sonst kommen wir immer in
Erwachsenenfilme rein. Aber heute haben sie kontrolliert. Zwei von der Kripo
waren da“, erzählte Joschi. „Die suchen irgendwelche Typen. Deshalb haben sie
die Ausweise verlangt.“
Gesine sagte nichts.
Ihr Schweigen machte Sandra
verlegen. Es tat ihr leid, daß sie so unfreundlich zu Gesine gewesen war. Zu
Sandras unschönen Eigenschaften gehörte es, schnell aufzubrausen. Doch
unkameradschaftlich war sie nicht. Außerdem hielt Joschi ihre Hand, womit er in
aller Öffentlichkeit ihre Zusammengehörigkeit demonstrierte. Das machte sie
nachsichtig der vermeintlichen Rivalin gegenüber.
Sie bedauerte Gesine, die am
Samstag abend, wo alle mit Freunden zusammen waren, allein die Straße entlang
kam. Schließlich wußte sie von ihrer Mutter, daß Gesine sich in ihrer Stadt
einsam fühlte. Und sie fand es plötzlich schlimm, daß Gesine so wenig geschätzt
wurde — außer von älteren Leuten, die ihr folgsames, zurückhaltendes Benehmen
lobten. Doch ältere Leute waren in Sandras Augen kein geeigneter Ersatz für den
Spaß, den man in einer Clique fand.
Impulsiv sagte sie: „Kommst du
mit? Wir wollen ein Eis essen.“
„Oh, ich…“ Gesine fühlte sich
von der Einladung überrumpelt und wußte nicht, was sie sagen sollte.
Sandra faßte sie unter. „Na,
komm schon! Die Reinigung ist längst zu.“ Im selben Moment fiel ihr Blick auf
Gesines Ausschnitt. „Toll, die Brosche! Wo hast du sie her?“
„Die...? Ach, die habe ich
gefunden“, stammelte Gesine.
„Gefunden? Wo denn? Laß mal
sehen“, sagte Sandra.
„Im... An der Ampel in der...
Ich weiß nicht, wie die Straße heißt.“ Gesine nestelte mit bebenden Händen den
Verschluß auf, nahm die Brosche ab und reichte sie Sandra.
„Optimal! Wie steht sie mir,
Joschi?“ Sandra hielt die Brosche an ihr T-Shirt. „Aber mußt du sie nicht
abgeben?“ fragte sie Gesine.
„Abgeben...?“
„Bei der Polizei, auf dem
Fundbüro.“
„Ist nur Modeschmuck“, sagte
Joschi, der sich die Brosche ebenfalls ansah und sie in seinen Händen drehte.
„Sie sieht aber echt aus“,
meinte Sandra.
„Dafür hat sie zu viele Steine.
Was meinst du, was die kostete, wenn das richtige Steine wären. Meine Mutter
hat jede Menge von dem Zeug. Das liegt bei uns in jeder Schale herum. Nö, die
ist nicht wertvoll“, entschied Joschi sachkundig.
„Aber süß! Weshalb kann ich
nicht mal so was finden“, seufzte Sandra. „Lag die einfach so auf der Straße?“
Gesine nickte. „Gegenüber von
einer Bushaltestelle.“
„Ich würde mich aber doch
erkundigen, was sie wert ist. Vielleicht ist es auch ein Andenken und die
Verliererin möchte es gern wiederhaben“, meinte Sandra.
„Gehen wir nun rein oder nicht?
Hier draußen wird mir zu heiß“, sagte Joschi.
„Ich sag schnell meiner Oma
Bescheid. Ich sollte nämlich schon zum Kaffee zurück sein“, sagte Gesine.
„Beeil dich! Wir müssen ja auch
zum Abendbrot heim“, drängte Sandra.
Gesine nahm ihre Brosche und
rannte los.
Ihre Großeltern hatten Besuch.
Gesine sah sie mit einem befreundeten Ehepaar im Hinterhof sitzen. Ihre
Großeltern benutzten den Hinterhof als Ersatz für den der Erdgeschoßwohnung
fehlenden Balkon.
„Gesine, bist du da?“ rief Oma
Bollerhey, als sie Gesine am Wasserhahn in der Küche hörte.
Gesine setzte die Tasse ab, aus
der sie durstig Wasser getrunken hatte, und trat ans offene Küchenfenster.
„Wo warst du so lange? Wir
haben uns gesorgt“, sagte ihre Großmutter.
„Mit Fabers im Kaufhaus
Röttgers. Sandra hat bei einer Modenschau mitgemacht. Ihre Mutter hat gesagt,
daß ich mitkommen soll. Ich habe prima Kuchen gegessen. Hat sie bezahlt“,
berichtete Gesine.
„Nächstens sagst du vorher
Bescheid.“
„Ja, Oma. Aber heute wußte ich
ja nichts davon. Ich habe Fabers zufällig in der Stadt getroffen.“
„Hast du dich bei Frau Faber
für den Kuchen bedankt? Und sag mal guten Tag, wir haben Besuch.“
„Ja. Tag, Frau Franke, Tag,
Herr Franke“, begrüßte Gesine die Freunde ihrer Großeltern. „Sandra und Joschi
warten in der Eisdiele auf mich. Darf ich wieder gehen, Oma?“
„Nicht jetzt. Wir essen bald.
Frankes bleiben zum Abendbrot. Du mußt mir helfen.“ Frau Bollerhey wendete sich
an ihre Besucher. „Sie bleiben
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