die Detektivin in Jeans
Straßenecke.
„Habt ihr eine
Schreibmaschine?“ fragte Sandra plötzlich.
„Ja, sicher. Aber...“
„Wir schreiben einen Brief an
die Polizei. Einen Brief mit Durchschlag. Darin berichten wir alles, was wir
über die Bande wissen. Und ich zeige diesem Fedor den Durchschlag und sage ihm,
daß du den Brief der Polizei übergibst, wenn ich bis zu einem bestimmten
Zeitpunkt nicht an unserem Treffpunkt, den ich mit dir vereinbart habe,
erscheine.“
Joschi schüttelte den Kopf.
„Geht nicht. Wir wissen ja nichts Genaues. Wir vermuten nur. Und wenn wir
falsch vermuten, verrät dich der Schrieb. Wenn wir etwas Konkretes wüßten,
könnten wir sofort die Polizei einschalten.“
„Eben nicht!“ widersprach
Sandra. „Ich will ja angeblich bei ihnen einsteigen, da werde ich mir doch
nicht die Chance dazu verbauen, indem ich ihnen und mir selbst die Bullen auf
den Hals hetze. Ich muß der Bande das nur glaubhaft genug Vorspielen. Aber da
ich nicht weiß, ob mir das gelingt, muß ich mich vorher absichern. Es wäre
vielleicht gut, ihnen vorzumachen, ich hätte meiner Mutter einen Brief
hinterlegt...“ Joschi war bei ihren Ausführungen blaß geworden. „Laß die Finger
von der Sache, Sandra“, flehte er. „Oder laß mich mitkommen. Ich habe Angst.“
Sandra lachte plötzlich, um
sich von dem Druck, unter dem sie stand, zu befreien. „Vielleicht gehen sie gar
nicht auf meine Forderung ein! Vielleicht machen sie ‚ne Fliege und es gibt
keinen Treff?“
Doch am nächsten Morgen wartete
Ruth vor dem Schultor auf Sandra, die in einer Gruppe von Schülern und
Schülerinnen auf die Schule zukam.
Sandra löste sich von den
anderen und blieb bei Ruth stehen.
„Heute nachmittag um fünf unter
der Autobahn-Südbrücke“, sagte Ruth.
Sandra nickte und folgte den
anderen mit weichen Knien.
Sandra in
Gefahr
Joschi bestand darauf, Sandra
zu ihrem Treffpunkt mit der Fedorbande zu begleiten.
„Ich habe Gesine mit Ruth auf
der alten Landstraße nach Torsten getroffen. Das ist eine ganz einsame Gegend.
Du kannst da nicht allein hingehen. Mein Vater erzählte mir, daß eine neue
Kläranlage dort entstehen soll. Den Laubenbesitzern sind voriges Jahr die
Pachtverträge gekündigt worden. In den leerstehenden Gartenhäusern treiben sich
jetzt bestimmt Penner und andere Typen herum, von der Fedorbande ganz
abgesehen“, gab er als Begründung an.
Sandra willigte ein.
Sie machte jedoch zur
Bedingung, daß Joschi sich in einigem Abstand von ihr hielt.
„Wenn wir zu zweit an traben,
werden sie mißtrauisch. Oder sie schnappen uns beide.“ Sie lachte nervös. „Und
dann findet man nach einigen Wochen unsere beiden Leichen im Gestrüpp.“
Joschi wurde blaß bei dem
Gedanken daran, daß Sandra etwas zustoßen könnte.
Er nahm sich vor, die
Laubenkolonie nicht aus den Augen zu lassen, bis Sandra unversehrt zu ihm
zurückgekehrt war.
Am Tag zuvor waren schwere
Gewittergüsse niedergegangen. Der schadhafte Belag der alten Landstraße war
aufgeweicht und voller Regentümpel.
Bis zur Müllhalde gingen sie
gemeinsam.
Dann verlangte Sandra, daß sie
sich trennten.
Joschi ging voraus, unter der
Autobahnbrücke hindurch, und weiter in Richtung Torsten.
Er zwang sich, sich nicht nach
Sandra umzudrehen, weil Sandra zu Recht befürchtete, daß die Bande sie von
einem verborgenen Platz aus beobachtete, um sicher zu sein, daß sie nicht mit
einem Bullen anrückte.
Obwohl Joschi sich vor Angst um
Sandra der Magen zu-sammenkrampfte, ging er zügig bis hinter die erste
Straßenkrümmung. Hier verließ er den Weg und rutschte mehr als er ging auf dem
schlüpfrigen, matschigen Wiesengrund, vom wuchernden Gestrüpp verborgen, zur
Autobahnbrücke zurück.
Dort bezog er hinter dem
mächtigen Betonpfeiler Posten und wartete.
Auch Sandra wartete.
Die Sonne brannte ihr ins
Genick oder ins Gesicht, je nachdem in welche Richtung sie sich bei ihrem
ungeduldigen Hin- und Herlaufen wendete.
Einmal kam ein Radfahrer
vorbei. Er musterte Sandra, schien sie ansprechen zu wollen, so daß Sandra, in
der Annahme, es sei Fedor, erwartungsvoll einen Schritt auf ihn zutrat.
Joschi in seinem Versteck
umklammerte fester den Knüppel, den er aus den Wiesen mitgebracht hatte.
Doch der Mann fuhr
kopfschüttelnd weiter. Vermutlich fragte er sich, was dieses Mädchen allein
hier trieb.
Um zehn nach fünf wurde es
Sandra zu dumm.
Entweder hatte Ruth sie
hereingelegt oder sie verbarg sich hier
irgendwo mit der Fedorbande und
Weitere Kostenlose Bücher