die Detektivin in Jeans
fuhr Sandra fort:
„Gesine hat es mir nämlich genau beschrieben. Aber du kennst Gesine ja nicht,
wie? Kennst du denn die Autobahn-Südbrücke...?“
Damit hatte sie einen
Volltreffer gelandet.
Das Mädchen wurde rot. Ihre
Augen blickten unverhohlen furchtsam.
„Und die Laubenkolonie ist dir
auch bekannt! Und jetzt behaupte noch einmal, du weißt nicht, wer Gesine ist!“
sagte Sandra drohend.
Das Mädchen wich einen Schritt
zurück. „Wer bist du?“ stieß sie hervor.
Sandra atmete tief aus und
entspannte sich.
„Eine Schülerin wie du. Aber
ich weiß alles von euch.“
Doch Ruth war zäh.
Sie erholte sich rasch von dem
Schock.
„Was weißt du denn?“ fragte sie
spöttisch.
Sandra überlegte blitzschnell:
Ruth sagt sich vermutlich, daß ich bluffe. Wenn ich wirklich etwas wüßte, wäre
ich oder Gesines Angehörige zur Polizei gerannt. Ich würde sie gewiß nicht
vorher warnen.
„Gesine ist abgehauen. Sie hat
Angst vor euch“, sagte Sandra.
Ruth grinste.
Sandra nahm ihre Schultern
zurück und reckte sich. „Ich habe keine Angst vor euch“, sagte sie und gab sich
überlegen. „Ich will die anderen sprechen. Richte ihnen das aus.“
Hoffentlich gibt es andere.
Hoffentlich hat dieses Biest hier das nicht allein ausgebrütet. Dann bin ich
blamiert und habe mich selbst hereingelegt, dachte Sandra bei sich.
„Die anderen...? Wozu?“ fragte
Ruth.
Es schienen also tatsächlich
noch andere an der Erpressung beteiligt zu sein!
Sandra hätte vor Freude über
ihren Erfolg jubeln mögen.
Sie wußte später selbst nicht
mehr, woher ihr plötzlich der nächste verwegene Einfall kam. Zu ihrem eigenen,
wenn auch nur schwach in ihr Bewußtsein dringenden Erstaunen hörte sie sich
sagen: „ Ich will bei euch mitmachen.“
Ruth starrte sie an. „Was...?
Du bist irre!“
Sandra herrschte sie an: „Sag
den anderen, daß ich sie sprechen will. Und keine Tricks, ja? Ich besitze einen
Brief von Gesine, da steht alles über euch drin. Ich kann euch also jederzeit
hochgehen lassen. Aber daran liegt mir nichts. Ich brauche Geld. Wo kann ich
die anderen treffen?“
„Ich... ich sage Fedor
Bescheid“, stammelte Ruth.
„Wann und wo?“
„Das... das darf ich nicht
verraten. Ich sehe ihn heute abend.“ Sie starrte Sandra an, als erblickte sie
ein Gespenst.
Plötzlich drehte sie sich um
und rannte davon.
Sandra ging langsam aufs
Schulgebäude zu, um sich ein Getränk vom Automaten zu holen.
Jetzt, nachdem die Anspannung
nachließ, merkte sie, wie aufgeregt sie war.
Da hatte sie sich ja etwas
Schönes angetan. Mit einem Male fürchtete sie sich.
Es war Wahnsinn, sich mit der
Bande zu treffen.
Wenn sie sich nun verriet? Wenn
die Bande entdeckte, daß Sandra ihnen nachspionierte, dann war sie verloren.
Nicht daran denken! Nur Mut,
Sandra, sagte sie sich. Du darfst keine Schwäche zeigen. Wenn du Angst hast,
ist die Partie für dich verspielt.
Denn wie sonst war die Bande zu
überführen?
Die Polizei wußte nicht,
weshalb Gesine fortgelaufen war. Sie vermutete den Grund dafür in familiären
Auseinandersetzungen.
Ihr selbst hatte Gesine
lediglich angedeutet, daß die — wie Sandra inzwischen sicher war — gestohlene
Brosche Ursache ihrer Schwierigkeiten war.
Ihren Großeltern hatte Gesine
nur geschrieben, daß sie erpreßt werde. Doch nicht, wie das geschah und nicht
von wem.
Die Bande war nur zu
überführen, wenn sie auf frischer Tat ertappt wurde. Und dazu mußte Sandra sie
in eine Falle locken und sich als eine von ihnen ausgeben.
Auf dem Heimweg von der Schule
besprach sie sich mit Joschi.
Joschi reagierte zunächst
entsetzt, als er von Sandras Vorhaben hörte.
„Hast du eine Vorstellung
davon, was die mit dir machen, wenn du dich ihnen als Mitwisserin ihrer
Erpressung vorstellst? Du weißt ja gar nicht, wer diese Leute sind!
Möglicherweise handelt es sich um eine organisierte Bande. Die locken dich in
eine Falle und nicht umgekehrt, oder liest du keine Zeitungen?“
Sandra nickte verzweifelt.
„Du darfst da nicht hingehen“,
verlangte Joschi.
„Ich müßte mich eben vorher
absichem“, bemerkte Sandra kleinlaut.
Joschi blickte sie
verständnislos an. „Absichern „Ja! Überleg einmal mit“, bat Sandra. „Wie kann
ich mich so absichern, bevor ich sie treffe, daß ich sie in der Hand habe und
sie sich nicht getrauen, mir etwas anzutun? Hast du eine Idee?“ Joschi
schüttelte den Kopf. „Geh nicht hin“, wiederholte er nur.
Schweigend gingen sie bis zur
nächsten
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