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Die deutsche Peitsche

Die deutsche Peitsche

Titel: Die deutsche Peitsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. K. Bloemberg
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Maximilien de St. Courchose, so lasterhaft er auch sein mochte, galt in Offizierskreisen als großartiger Stratege und Taktiker. Als Generalleutnant hatte er bereits unter Herzog Honoré de Ravfleur gedient und jede seiner Schlachten gewonnen.
    Mit einem Blick erkannte Maximilien bereits auf der ausgerollten Karte das aktuelle Thema. An der Ostgrenze des Reiches waren die Osmanen aufmarschiert, deren Landhunger unersättlich zu sein schien. Die zunächst lediglich entfernte, dann angesichts kleinlicher politischer Intrigen lange Zeit verdrängte Gefahr war nun offensichtlich geworden und drohte in das Reich des Königs einzufallen.
    »Ihre Majestät, der König, ist zutiefst bestürzt über die Lage an der Grenze. Die Ungläubigen stehen vor Asbourt«, bekundete Honoré de Ravfleur mit besorgter Miene und tippte mit einem Holzstab, den er in der Hand führte, auf eine Stelle auf der Karte. Maximilien erkannte den Ausläufer, der aufgrund seiner Form mit etwas Phantasie zu Recht als “Handschuh des Reiches” bezeichnet wurde und weit in das benachbarte Reich hineinragte, das von den islamischen Heerscharen überrannt worden war. Asbourt war eine größere, sehr gut befestigte Stadt unweit der Grenze zu den Osmanen.
    »Es wundert nicht, dass sich die Heiden auf Asbourt konzentrieren. Es mag offensichtlich sein, doch die Stadt ist wie ein Stachel in ihrem Fleische und muss fallen, bevor sie weiter vorzudringen vermögen«, analysierte Maximilien.
    Rainier de Ontceaux schnaufte protestierend, dass sein roter Vollbart, der wie ein gewaltiges Viereck seinen Mundbereich umkränzte, zitterte. Er stammte aus einer Region des Reiches, deren Geschichte uralt war und die sich viele Eigenheiten bewahrt hatte. Sein massiger, aber muskulöser Körper steckte bereits in einem Feldharnisch, als plane er, sogleich ins Feld aufzubrechen. Er winkte mit einer behandschuhten Hand ab. »Dieser islamische Abschaum wäre besser beraten, Asbourt weiträumig in einer Zangenbewegung zu umgehen und die Stadt einzuschließen. Sie würde innerhalb von einigen Wochen fallen, ohne dass auch nur ein Schuss abgefeuert werden müsste. Kein Wunder, dass die Heiden von Kriegführung nichts verstehen.« Mit einem brüllenden Lachen schloss er seinen Vortrag ab, dessen Klugheit durch seine polternde Art nicht jedem klar vor Augen stand.
    Aldéric de Montcy, Berater und Kanzler des Herzogs, strich nachdenklich über seinen weißen Grand-Bart, der einen schmalen, langen Oberlippenbart mit einem ebenso langen Kinnbart kombinierte. Aldéric wurde nicht müde, viel zu oft anzudeuten, dass er diesen Bart längst vergangener Mode so gerne trug, da er wie ein Schwert aussah, das nach unten hing, wobei der Oberlippenbart das Schwertkreuz darstelle und der ziegenähnliche Kinnbart die Schwertklinge. Seine immer etwas traurig dreinblickenden, seltsam runden Augen blitzten spöttisch, als er dem fülligen Rainier de Ontceaux antwortete. »Seid froh, dass die Osmanen Eurem Plan nicht folgen. Ich vermute jedoch, dass ihre Spionagefähigkeiten begrenzt sind und sie nicht ahnen, dass unsere Grenzen jenseits von Asbourt nur schwach besetzt sind.«
    »Nicht jede Spionage ist so gut wie die Eure«, kommentierte Pharamond de Drienteau mit einer Mischung aus Bewunderung und Abscheu. Der Graf von Montia und Generalleutnant verzog unangenehm berührt seine erstaunlich jugendliche Miene, der man sein Alter von neununddreißig Jahren nicht angesehen hätte. Seine braunen Haare lagen glatt am Hauptkopf an und kräuselten sich an den Ohren, was ihm in Maximiliens Vorstellung das Aussehen eines Pudels verlieh. Sein Schnurrbart kräuselte sich ebenfalls an den Enden in einem Haarknäuel. Er fragte sich, welcher inkompetente Narr Pharamond modische Ratschläge ins Ohr flüsterte. Vermutlich war es wie in den meisten Fällen dieser Art seine Gattin. Dabei dachte er kurz an Pierrette, der er Schloss Fontainevert anvertraut hatte. Wie er seine Frau kannte, würde sie mit diesem deutschen Gast, Baron Friedrich von Ranestein, einiges durcheinanderwirbeln. Die Bediensteten fürchteten die Zeit, in der Pierrette de St. Courchose die alleinige Herrin auf dem Schloss war.
    Charles de Jousfeyracs Stimme riss ihn aus den Gedanken und hasserfüllt blickte er den Mann an, der in seinen Augen bereits todgeweiht war. »Ich nehme an, es ist unsere Aufgabe, Asbourt zu entsetzen und die königlichen Truppen in die Region zu führen?«, mutmaßte der Graf von Meyzieu, der im Feld den Titel eines

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