Die Deutschen
Franz von Sickingen und Ulrich von Huttens die »Großbrüderliche Vereinigung«, in der sich Ritter vom Rheingau bis Schwaben gegen Fürsten und Städte verschwören. Sickingen führt als ersten Kampf eine Fehde gegen den Bischof von Trier. Die Belagerung endet erfolglos und führt am Ende zum Untergang der Reichsritterschaft und zum Tode ihrer Führer Sickingen und Hutten.
Aufstand des Adels. 1522
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts verfällt die Reichsgewalt mit beängstigender Schnelligkeit. Der deutsche Adel verliert seine Unabhängigkeit an die fortschreitend mächtiger werdenden weltlichen und geistlichen Fürsten. Das Reich zerfällt in eine Unzahl souveräner Fürstentümer. Die Reichsritterschaft, der reichsunmittelbare Adel, ursprünglich durch seine militärischen Funktionen der politisch einflußreichste Stand, ist mehr und mehr zur politischen Ohnmacht verurteilt. So verlangt die Ritterschaft nach einer Reichsreform. Ulrich von Hutten und Franz von Sickingen werden zu führenden Kräften bei den Bestrebungen, das Reich wieder einig, frei und mächtig zu machen. Hutten wird zum ideologischen Vorkämpfer, Sickingen zum politischmilitärischen Haupt des mitteldeutschen Adels.
Da die ursprüngliche Adelsdemokratie auf der Leibeigenschaft beruht, gelingt es der Ritterschaft nicht, die Bauern als Bundesgenossen in dem Freiheitskampf gegen die Fürsten und die Abhängigkeit von Rom zu gewinnen, obwohl es in den Reihen der Bauernschaft gärt und revolutionäre Vorbereitungen im Gange sind. Denn der Adel wollte ja gerade durch den Aufstand seine Privilegien wiedergewinnen. Ohne die Reformation sind Adelsaufstand und Bauernkrieg undenkbar. Aber auch hier bilden sich bald zwei Parteien. Adel und Bürger scharen sich um Luther, die Bauern und Plebejer um Thomas Müntzer.
Ulrich von Hutten, der Repräsentant des deutschen Adels, entfaltet sein Banner mit der Inschrift: »Durch Wahrheit zur Freiheit, durch Freiheit zur Wahrheit!« Mit 16 Jahren entflieht er am Vorabend seiner Weihe zum Mönch aus dem Kloster, wirft die Kutte ab und greift zum Degen. Er wandert durch die Welt, brandmarkt die Macht der »Fürsten und Pfaffen« als »Gewalt, Betrug, Lüge und Unrecht«. Er sucht Verbindung mit Luther und versucht ihn dafür zu gewinnen, religiöse und politische Freiheit gemeinsam zu erringen.
Kurfürst Albrecht ii. von Mainz wird Huttens erster und guter Freund. »Wo«, sagt Hutten, »ist in Deutschland ein wahrhaft gelehrter Mann, den Albrecht nicht kennt? … Wie sorgfältig hat er Reuchlin gegen seine Feinde, die Finsterlinge, geschützt! Mit welcher Sehnsucht hat er nicht Erasmus zu sich berufen! Wie oft fragte er uns nicht nach den Arbeiten, nach dem Wohlergehen jedes guten Kopfes! Hier lacht man des Aberglaubens, hier herrscht die freieste Denkart, die freieste menschliche Sitte.« Aber schließlich wird der Druck des Papstes auf seinen Mainzer Erzbischof so stark, daß Hutten es vorzieht, den Mainzer Hof zu verlassen. Und er findet in Franz von Sickingen seinen zweiten und besten Freund. Hutten versucht seine Freunde davon zu überzeugen, daß die politische Freiheit mit der religiösen Hand in Hand gehen müsse und daß die religiöse Reform ohne politische Reform nicht von entscheidender und langer Dauer sein könne. Ehe Hutten das Äußerste, die Revolution, proklamiert, versucht er, die Mächtigen für den friedlichen Fortschritt zu gewinnen. So schreibt er an den jungen, neugewählten Kaiser Karl v. : »Tag und Nacht will ich Dir dienen ohne Lohn, manchen stolzen Helden will ich Dir aufwecken. Du sollst der Hauptmann sein, Anfänger und Vollender. Es fehlt allein an Deinem Gebot.« Aber Kaiser und Papst haben sich bereits verständigt.
Franz von Sickingen tritt nach dem Reichstag zu Worms aus den Diensten des Kaisers. Und Hutten läßt den großen Erasmus wissen: »Eine größere Seele gibt es nicht in Deutschland. Ein Mann, wie ihn Deutschland seit langem nicht mehr gehabt hat … Er ist weise, beredt, tatkräftig, und alles, was er spricht und tut, ist edel und groß. Gott segne die Unternehmungen dieses deutschen Helden!«
Die Ebernburg, Franz von Sickingens Stammsitz, heißt bald die »Herberge der Gerechtigkeit«. Sickingen rechtfertigt sich vor einigen nachdenklichen Freunden mit den Worten: »Die Sache, die ich verteidige, ist gar nicht bedenklich oder zweifelhaft, sondern ist die Sache Christi und der Wahrheit. Auch verlangt es das Wohl unseres Vaterlandes, daß Luthers und Huttens Ratschläge
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