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Die Deutschen

Die Deutschen

Titel: Die Deutschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Artur Müller
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der ersten Gelegenheit im Remstal loszuschlagen, um von hier aus den Aufstand weiter zu verbreiten. Während Bantelhans von Dettingen, ein ehemaliger Soldat, und Singerhans von Würtingen, ein angesehener Bauer, die Schwäbische Alb in den Bund brachten, brach schon von allen Seiten der Aufstand los. Singerhans wurde zwar überfallen und gefangen, aber die Städte Backnang, Winnenden, Markgröningen fielen in die Hände der mit den Plebejern verbündeten Bauern, und das ganze Land von Weinsberg bis Blaubeuren und von dort bis an die badische Grenze war in offenem Aufstand; Ulrich mußte nachgeben. Während er aber den Landtag auf den 25. Juni einberief, schrieb er zu gleicher Zeit an die umliegenden Fürsten und freien Städte um Hilfe gegen den Aufstand, der alle Fürsten, Obrigkeit und Ehrbarkeit im Reich gefährde und ›ein seltsam bundschühlich Ansehen habe‹.
    Inzwischen kam der Landtag, d. h. die Abgeordneten der Städte und viele Delegierte der Bauern, die ebenfalls Sitz auf dem Landtag verlangten, schon am 18. Juni in Stuttgart zusammen. Die Prälaten waren noch nicht da, die Ritter waren gar nicht eingeladen. Die Stuttgarter städtische Opposition sowie zwei nahe, drohende Bauernhaufen, zu Leonberg und im Remstal, unterstützten die Forderungen der Bauern. Ihre Delegierten wurden zugelassen, und man beschloß, die drei verhaßten Räte des Herzogs … abzusetzen und zu bestrafen, einen Rat von vier Rittern, vier Bürgern und vier Bauern dem Herzog beizugeben, ihm eine fixe Zivilliste zu bewilligen und die Klöster und Stifter zum besten des Staatsschatzes zu konfiszieren.
    Herzog Ulrich setzte diesen revolutionären Beschlüssen einen Staatsstreich entgegen. Er ritt am 21. Juni mit seinen Rittern und Räten nach Tübingen, wohin ihm die Prälaten folgten, befahl der Bürgerschaft, ebenfalls dorthin zu kommen, was auch geschah, und setzte hier den Landtag ohne die Bauern fort. Hier verrieten die Bürger, unter den militärischen Terrorismus gestellt, ihre Bundesgenossen, die Bauern. Am 8. Juli kam der Tübinger Vertrag zustande, der dem Lande beinahe eine Million herzoglicher Schulden, dem Herzog einige Beschränkungen auflegte, die er nie einhielt, und die Bauern mit einigen dünnen allgemeinen Redensarten und einem sehr positiven Strafgesetz gegen Aufruhr und Verbindungen abspeiste … Das Landvolk schrie über Verrat … Nur im Remstal leistete der Arme Konrad Widerstand; der Herzog, der wieder selbst hinritt, wurde fast ermordet und ein Bauernlager auf dem Kappelberg gebildet. Aber als die Sache sich in die Länge zog, verliefen sich die meisten Aufständischen wieder aus Mangel an Lebensmitteln, und der Rest ging in Folge eines zweideutigen Vertrags mit einigen Landtagsabgeordneten ebenfalls heim. … Ulrich überfiel trotz des Vertrags das Remstal, dessen Städte und Dörfer geplündert wurden. 1600 Bauern wurden verhaftet, davon 16 sofort enthauptet, die übrigen meist zu schweren Geldstrafen zum Besten von Ulrichs Kasse verurteilt. Viele blieben lange im Gefängnis. Gegen die Erneuerung der Verbindung, gegen alle Versammlungen der Bauern wurden strenge Strafgesetze erlassen, und der schwäbische Adel schloß einen speziellen Bund zur Unterdrückung aller Aufstandsversuche.«
    Aber die Bauern lassen sich weder in Schwaben noch in anderen Ländern des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation endgültig unterdrücken und entrechten. In Ungarn bildet sich ein großes Bauernheer, in Kärnten, Krain und Steiermark bricht ein Aufstand aus, der unter dem Einfluß von ehemaligen Bundschuhführern steht, in Dörfern und Flecken kommt es immer wieder zu Zusammenrottungen und Aufruhr.
    Joß Fritz, der noch immer die alte Bundschuhfahne von 1513 auf der Brust mit sich führt, organisiert die Bauern des Schwarzwalds, Versammlungen werden abgehalten, aber die Regierungen erfahren von der Sache und schreiten ein. Einige der Anführer werden gefangen und hingerichtet und andere müssen fliehen, unter ihnen Joß Fritz. Er scheint bald darauf in der Schweiz gestorben zu sein, da sein Name bei keinem Aufstandsversuch mehr genannt wird.

    Chronik 1522
    Aufstand des Adels. 1522

    1522 16. Juni: In Wismar setzen sich die Bürger, die von den Plebejern unterstützt werden, mit dem Rat der Stadt auseinander, mit dem Ziel einer Demokratisierung des städtischen Lebens. Ein Bürgerausschuß übt fast zwölf Jahre lang entscheidenden Einfluß auf den Rat aus.
    1522 In Landau konstituiert sich unter Führung des Grafen

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