Die Deutschen
Handwerksgesellen, dann Bauern und Wirte, einige Adelige, Pfaffen und brotlose Landsknechte … Die Verzweigungen der Verschwörungen gingen über das ganze Elsaß, das jetzige Baden-Württemberg und an den Main. Zuweilen wurden auf abgelegenen Bergen größere Versammlungen gehalten und die Bundesangelegenheiten beraten. Die Zusammenkünfte der Chefs, denen die Mitglieder der Lokalität sowie Delegierte der entferntesten Ortschaften häufig beiwohnten, fanden auf der Hartmatte bei Lehen statt, und hier wurden auch die 14 Bundesartikel angenommen. Kein Herr mehr als der Kaiser; Abschaffung des rottweilschen und Beschränkung des geistlichen Gerichts auf geistliche Sachen; Abschaffung aller Zinsen, die so lange gezahlt seien, bis sie dem Kapital gleichkämen; fünf Prozent Zinsen als höchster erlaubter Satz; Freiheit der Jagd, Fischerei, Weide und Holzung; Beschränkung der Pfaffen auf je eine Pfründe; Konfiskation der geistlichen Güter und Klosterkleinodien für die Bundeskriegskasse; Abschaffung aller unbilligen Steuern und Zölle; ewiger Friede in der gesamten Christenheit; energisches Einschreiten gegen alle Gegner des Bundes; Bundessteuer; Einnahme einer festen Stadt, um dem Bunde zum Zentrum zu dienen; Eröffnung von Unterhandlungen mit dem Kaiser, sobald die Bundeshaufen versammelt seien, und mit der Schweiz, im Fall der Kaiser abschlage – das sind die Punkte, über die man übereinkam.
Gegen Herbst 1513 sollte losgeschlagen werden. Es fehlte nur noch an der Bundesfahne, und diese malen zu lassen, ging Joß Fritz nach Heilbronn. Sie enthielt neben allerlei Emblemen und Bildern den Bundschuh und die Inschrift: Herr, steh deiner göttlichen Gerechtigkeit bei. Aber während er fort war, wurde ein übereilter Versuch zur Überrumpelung von Freiburg gemacht und vor der Zeit entdeckt; einige Indiskretionen bei der Propaganda halfen dem Freiburger Rat und dem badischen Markgrafen auf die richtige Spur, und der Verrat zweier Verschworener vollendete die Reihe der Enthüllungen. Sofort sandten der Markgraf, der Freiburger Rat und die Kaiserliche Regierung zu Ensisheim ihre Häscher und Soldaten aus; eine Anzahl Bundschuher wurde verhaftet, gefoltert und hingerichtet; doch auch diesmal entkamen die meisten, namentlich Joß Fritz. Die Schweizer Regierungen verfolgten die Flüchtlinge diesmal mit großer Heftigkeit und richteten selbst mehrere hin … Joß Fritz selbst hielt sich meist auf dem schweizerischen Rheinufer auf, ging aber häufig nach dem Schwarzwald herüber, ohne daß man seiner je habhaft werden konnte.«
Im Jahre 1503 erklärt Kaiser Maximilian i. den jungen Herzog Ulrich von Württemberg noch vor der gesetzlichen Zeit in seinem sechzehnten Jahre für volljährig und hofft, sich dadurch dessen Ergebenheit zu erwerben. Aber der junge Herzog Ulrich ist von trotzigem Selbstgefühl und von einer maßlosen Sucht nach Ausschweifung beherrscht. Er wird des Kaisers Feind und für das Volk ein Tyrann, der ihm die politischen Rechte entzieht und es wirtschaftlich in einem solchen Maße ausbeutet, daß es sich zwangsläufig erheben muß, will es nicht völlig verderben.
So bildete sich in Württemberg gleichzeitig mit der Bundschuhbewegung in Baden unter den Bauern eine Verschwörung, die den Namen der »Arme Konrad« trug. »Hauptsitz, der Verschwörung«, so Friedrich Engels, »war das Remstal, unterhalb des Hohenstaufenbergs … Der schamlose Druck der Regierung Ulrichs und eine Reihe von Hungerjahren … hatten die Zahl der Verbündeten verstärkt; die neuaufgelegten Steuern auf Wein, Fleisch und Brot sowie eine Kapitalssteuer von einem Pfennig jährlich für jeden Gulden provozierten den Ausbruch. Die Stadt Schorndorf … sollte zuerst genommen werden. Im Frühjahr 1514 brach der Aufstand los. 3000, nach andern 5000 Bauern zogen vor die Stadt, wurden aber durch gütliche Versprechungen der herzoglichen Beamten zum Abzug bewogen … Aber die Chefs der Verbindung wußten sehr gut, daß Ulrich weiter nichts beabsichtigte, als das Volk so lange ruhig zu halten, bis er hinreichende Truppen angeworben und zusammengezogen habe, um sein Wort brechen und die Steuern mit Gewalt eintreiben zu können. Sie ließen daher von Kaspar Bregizers Haus in Schorndorf, ›des armen Konrad’s Kanzlei‹, Aufforderung zu einem Bundeskongreß ausgehen … Und so wurde der am 28. Mai in Untertürckheim abgehaltene Kongreß zahlreich von allen Teilen Württembergs beschickt. Es wurde beschlossen, schleunig fortzuagitieren und bei
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