Die Deutschen
gibt dem Truchseß die Stadt Heilbronn in die Hand, Hipler und die Bauern müssen fliehen, und der große Plan bleibt auf dem Papier.
Die vereinigten Truppen des Truchseß und des Kurfürsten von der Pfalz unterwerfen nun die Bauern Dorf für Dorf, zwingen sie zu neuer Huldigung und erstechen oder erhängen alle Flüchtigen. Die Stadt Weinsberg wird aus Rache niedergebrannt.
Die Bauernhaufen vor Würzburg versuchen den Sturm auf die Festung. Wendel Hipler gewinnt die Einsichtigen für den Plan, ein neues starkes Heer zu sammeln, anstatt sich in aussichtslosen Kämpfen zu verbluten. Aber Demoralisation und Verrat verhindern die Ausführung. Das Schicksal der Bauern vor Würzburg ist bald besiegelt. Verbrannte Dörfer und aufgehängte Bauern zeichnen die Spur der Bündischen Truppen. So ist es im Odenwald und in ganz Franken: in jeder Stadt tagt ein Blutgericht. Den Allgäuer Bauern geht es nicht anders. Nach der Schätzung der Zeit sollen im ganzen 130000 Bauern umgekommen sein. Diese Zahl dürfte jedoch viel zu gering sein. Allein der Profoß des Schwäbischen Bundes rühmte sich, mit eigener Hand 1200 Bauern vom Leben zum Tode gebracht zu haben. Im Juli 1525 ist in Schwaben, Franken und in Thüringen der Bauernkrieg beendet. Da beginnt er in Tirol neu aufzuflackern. Auf dem Innsbrucker Landtag, wo nicht mehr nach Ständen, sondern nach Delegierten abgestimmt wird, arbeiten Bauern und Bürger, die die Prälaten und zeitweilig auch den Adel von den Verhandlungen ausschließen, die 96 Innsbrucker Artikel aus. Der Niedergang der revolutionären Bewegung im Reich ermöglicht es jedoch den Gegnern, die Forderungen der Aufständischen immer mehr in den Hintergrund zu drängen. Da ersteht den Tiroler Bauern in Michael Gaismair nochmals ein bedeutender Führer. Er konzipiert seine »Tiroler Landesordnung«, die auf eine Abschaffung der feudalen Verhältnisse hinzielt und die Übergabe der Macht an die Bauern und Bergknappen vorsieht. Gaismair entwickelt mit seinen Forderungen nach Verstaatlichung der Bergwerke und der gewerblichen Produktion sowie der Entwicklung einer klassenlosen Gesellschaft utopisch-kommunistische Ideen. Die revolutionären Kräfte versucht er zu einem einzigen Heer zusammenzuführen, was jedoch mißlingt. Er tritt am 6. Juli 1526 auf venezianisches Gebiet über. Damit endet der letzte Ausläufer des Bauernkrieges.
Ranke meint abschließend: »Mit allen jenen Plänen einer neuen Einrichtung des Reiches von unten her oder gar der schwärmerischen Umbildung der Welt unter der Leitung eines fanatischen Propheten war es nun für immer vorbei.«
Chronik 1530–1534
Der Aufstand der Hundertundvier. Bremen 1530–1534
1530–1534 In Bremen verbindet sich die Stadtarmut mit der bürgerlichen Opposition und bildet auf revolutionärem Weg einen neuen Rat.
Die Führer der Patrizier fliehen, organisieren von außen her eine militärische Niederwerfung des Aufstandes, ergreifen wieder das Regiment über die Stadt und erlassen eine Reihe volksfeindlicher Gesetze.
1533 In Lübeck wird unter dem Druck der bürgerlichen Opposition, die sich mit der Stadtarmut verbindet, ein neuer Rat unter Ausschluß der Patrizier gebildet. Der namhafteste Vertreter der Erhebung, Jürgen Wullenweber, wird mit seinen Anhängern im Lübecker Rat gestürzt und hingerichtet.
Der Aufstand der Hundertundvier Bremen 1530–1534
Wir folgen der »Geschichte der Stadt Bremen«, deren zweiter Band im Jahre 1898 erschien.
»Die tiefe Bewegung«, heißt es da, »die die Reformation überall in Deutschland hervorgerufen hatte, mußte notwendig über die Grenzen des religiösen Gebietes hinausfluten.«
Schon seit geraumer Zeit gärte es an vielen Orten, und bei zunehmender Teuerung wurde der Druck der Zehnten und Fronden gegenüber dem wachsenden Luxus der Fürstenhöfe und der Städte besonders schwer empfunden.
Luther war in tiefster Seele darüber erschrocken. Gleich ihm empfanden überall auch die Stadtgewalten, die der religiösen Erneuerung sich zugewandt hatten, welche Gefahren die aus den sozialen Mißständen erwachsenden Leidenschaften bringen mußten. Der Bauernaufstand war in Strömen Blutes bald ertränkt. Aber weder die gesellschaftlichen Schäden noch die abweichenden religiösen Begriffe waren damit aus der Welt geschafft. Bald hier, bald dort traten in den Städten unruhige Bewegungen ein, die unter ehrgeizigen Führern leicht einen politischen Charakter annahmen.
Wenn in Bremen der Rat im Jahre 1525 bei den
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