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Die Deutschen

Die Deutschen

Titel: Die Deutschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Artur Müller
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Fürsten: »Ich habe nur ein Vaterland, das heißt Deutschland, und da ich nach alter Verfassung nur ihm und keinem besonderen Teil desselben angehöre, so bin ich auch nur ihm und nicht einem Teile desselben von ganzem Herzen ergeben. Mir sind die Dynastien in diesem Augenblick großer Entwicklung vollkommen gleichgültig; es sind bloß Werkzeuge; mein Wunsch ist, daß Deutschland groß und stark werde, um seine Selbständigkeit, Unabhängigkeit und Nationalität wiederzuerlangen und beides in seiner Lage zwischen Frankreich und Rußland zu behaupten; das ist das Interesse der Nation und ganz Europas.«
    Im Auftrag des Komitees werden Druckschriften nach Deutschland geschmuggelt und Soldaten deutscher Truppenteile, die zu den Russen überlaufen, zu besonderen Truppenteilen formiert. Um die revolutionäre Energie des »Deutschen Komitees« zu erkennen, seien aus dem Soldatenkatechismus Arndts einige Absätze zitiert:
    »Wenn ein Fürst seinen Soldaten beföhle, Gewalt zu üben gegen die Unschuld und das Recht, wenn er sie gebrauchte, das Glück und die Freiheit ihrer Mitbürger zu zerstören, wenn er sie den Feinden des Vaterlandes gegen das Vaterland zu Hilfe schickte, wenn er durch sie seine eigenen Landsleute plündern, verheeren, bekämpfen hieße, müßten sie nimmer gehorchen, was wider das Gebot Gottes und das ebenso heilige Gebot streitet, das Gott in unser Gewissen gelegt hat. Das ist die deutsche Soldatenehre, daß der brave Krieger dem Könige oder dem Fürsten, der ihm zu gebieten wagt, für die Franzosen und ihren Despoten den Degen zu ziehen, den Degen im Angesicht zerbreche …
    Du bist ein Mensch, und du sollst den Menschen nicht ausziehen, wenn du die Montur anziehst …
    Wenn Fürsten also tun und gebieten, was gegen das Vaterland ist, oder wenn sie sich gebärden, als wollten sie solches tun, so sind die Untertanen von ihrem Eide erlöst …
    Sie meinen, wenn sie zur Fahne eines Fürsten oder Königs geschworen haben, müssen sie blind alles tun, was er ihnen gebietet. Sie achten sich also nicht als Menschen, die einen freien Willen von Gott erhalten haben, sondern dumme Tiere, die sich treiben lassen. Und diesen tierischen Zustand und diesen blinden Gehorsam gegen ihren Herrn nennen sie ihre Soldatenehre und meinen, Soldatenehre sei ein anderes Ding als Bürgerehre und Menschenehre, das ist aber nicht wahr. Das ist wahre Soldatenehre, daß keine Gewalt noch Herrschaft den edlen und freien Mann zwingen können, das Schändliche oder Unrecht zu tun oder tun zu helfen … Das ist deutsche Soldatenehre, daß der Soldat fühlt, er war ein deutscher Mensch, ehe er von deutschen Königen und Fürsten wußte, daß er tief und inniglich fühlt: das Land und das Volk sollen unsterblich und ewig sein, aber die Herren mit ihren Ehren und Schanden sind vergänglich …«
    Mit der Flucht der Großen Armee aus Rußland war der Angriff Napoleons auf Rußland abgeschlagen. Die russischen Großgrundbesitzer, die die Selbständigkeit des Volkes fürchteten, wollten damit den Krieg als beendet wissen. Freiherr vom Stein gewinnt den Zaren jedoch für die Idee, alle Völker Europas zum Befreiungskrieg vom Joch Europas und der französischen Bourgeoisie aufzurufen. Für Deutschland fordert Stein die Auflösung des Rheinbundes, dieses Fürstenklüngels von Napoleons Gnaden, und die Gründung eines einigen und unabhängigen Deutschland. Gneisenau schlägt in seiner »Konstitution für die allgemeine Waffenerhebung im nördlichen Deutschland« vor, daß die Soldaten ihre Offiziere und Unteroffiziere selbst wählen sollten, die nur vom König zu bestätigen seien. Die Bauern sollten durch die Teilnahme am Krieg ihre Ländereien von allen feudalen Lasten befreien können. Es sollte auch nur noch einen Adel geben, der durch Wunden und Opfer erworben werden mußte. Außerdem sollte es nur noch einen Volkskrieg und keinen Krieg der Fürsten mehr geben. Die Schrift gipfelt in dem Satz:
    »Diejenigen deutschen Fürsten, welche niederträchtig genug sind, ihre Truppen gegen uns marschieren zu lassen, werden ihrer Throne verlustig erklärt und ihre Untertanen wählen sich würdigere Regenten an ihre Stelle.«
    Inzwischen nehmen die Ereignisse an der Nahtstelle zwischen den Truppen Macdonalds und der russischen Armee unter dem Oberbefehl des Generals Wittgenstein eine bedeutsame Wendung. Die zurückgehenden Napoleonischen Truppen werden von den deutschen Verbänden unter dem Kommando der Generale Yorck und Kleist gedeckt. Die Russen

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