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Die Deutschen

Die Deutschen

Titel: Die Deutschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Artur Müller
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Zweck gemäß verwendet werden, daß die Bewaffnung der Landwehr und des Landsturmes in kürzester Zeit eingerichtet werde. Wir bevollmächtigen ihn, alle Mittel zu ergreifen, welche er zur Vollziehung dieses Auftrages für nötig halten würde: geeignete Beamte einzusetzen, um verdächtige, verräterische zu entfernen, ja selbst zu verhaften. Wir erteilen ihm das Recht, seine Stelle durch einen Mann seines Vertrauens vertreten zu lassen …«
    König Friedrich Wilhelm iii . erklärt dem französischen Gesandten in Berlin, Saint-Marsan: »Ich werde den General Yorck öffentlich desavouieren und vor ein Kriegsgericht stellen.« Den Herrn von Hatzfeldt schickt der König nach Paris zu Napoleon, um dem Allmächtigen jede Mitschuld an der Tat Yorcks auszureden und von ihm die Zustimmung zu erhalten, daß er den preußischen Hof nach Breslau verlege, um dort außerhalb des Schauplatzes der Feindseligkeiten zu sein.
    Yorcks Namen und Tat zünden nicht nur in der Provinz Ostpreußen, sondern bei dem größten Teil der Bevölkerung zwischen Memel und Rhein.
    Durch Schreiben vom 22. Januar lädt Stein die Regierungspräsidenten von Ostpreußen zu einer Besprechung nach Königsberg ein. Der General-Landtag wird dann auf den 5. Februar nach Königsberg einberufen.
    Bereits am 26. Januar wird die von Napoleon im Lebenskampf gegen England erlassene Kontinentalsperre aufgehoben. Nach sechs Jahren wird der Export von Holz und Getreide nach England wieder frei. Die Arbeitslosigkeit wird rasch überwunden, die Hafenarbeiter haben wieder ihr Brot, in den Wäldern wird es lebendig und die Anbaufläche der Güter wird auf den »Friedensstand« gebracht.
    Bald entsteht natürlich die Frage, wer den Landtag leiten solle, der nicht auf Befehl des Königs einberufen worden war. Der Regierungspräsident lehnt einen solchen Akt als illegal ab. Die Generalstände rufen nach Yorck als Generalgouverneur von Preußen, der schließlich die Leitung der Versammlung als Stellvertreter des Königs übernimmt, mit dem »die Verbindung unterbrochen« sei.
    Von Natzmer, der die Absetzung Yorcks durch den König an das Heer überbringen soll, wird von den Russen nicht nach Königsberg durchgelassen. Am 17. Februar bringen die Berliner Zeitungen die Nachricht, daß Kleist an die Stelle des abgesetzten Yorck trete und das gesamte Heer unter Marschall Murats Oberbefehl stehe. Yorck erklärt auf Rat Steins, es sei noch keinem General ein amtlicher Befehl durch eine Zeitung übermittelt worden. Begeistert rufen die Mitglieder des Parlamentes: »Es lebe Yorck!«
    Es wird ein Ausschuß gewählt, dem Yorck den Plan der Landesbewaffnung vorlegt.
    13000 Mann Reserve sollen zur steten Vollzählighaltung des Heeres ausgehoben werden. Eine Landwehr von 20000 Mann soll errichtet werden, die als Teil der bewaffneten Macht des Landes in Friedenszeit nicht unter Waffen stehe, höchstens zu kurzfristigen Übungen einberufen werde, im Kriegsfall aber einberufen, besoldet und wie das stehende Militär verwendet werde, jedoch hauptsächlich zum Dienst im Inneren. Dann die Errichtung eines Landsturmes, in dessen Rahmen jeder bis zum sechzigsten Lebensjahr aufgeboten werde, wenn der Feind im Lande stehe. Überdies verlangt Yorck 700 Freiwillige zu Pferd, die sich selbst auszurüsten hätten und als Pflanzschule für die Offiziere dienen sollten.
    Der Entwurf der Landwehr- und Landsturmordnung wird von den preußischen Offizieren Dörnberg, Clausewitz und Dohna beraten, von Clausewitz niedergeschrieben und von Stein verbessert. Schon nach Verlauf von zwei Tagen wird sie von den Ständen einstimmig angenommen und am 8. Februar von Yorck bestätigt. Gegen die Errichtung dieser Militärverfassung hatte sich der König immer und mit allen Kräften gesträubt, weil er den »jakobinischen« Geist einer solchen unmittelbar aus dem Volke hervorgegangenen Truppe fürchtete. Die Beschlüsse der vereinigten Landstände werden natürlich an den König gesandt.
    Am 22. Januar verläßt der König Potsdam und begibt sich mit seinem Hof nach Breslau. Scharnhorst, der vielgeschmähte »Jakobiner«, übernimmt wieder die Leitung des Kriegsministeriums.
    Der hannoversche Gesandte berichtet an seinen Hof:
    »Wenn der König sich weigert, die Hilfsmittel zu brauchen, die seine Untertanen nach dem allgemeinen Wunsch der Nation ihm zur Verfügung gestellt haben, ja wenn er nur zögert, die Anstrengungen zu unterstützen, die Rußland für die preußische Monarchie unternimmt, so halte ich die

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