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Die Deutschen

Die Deutschen

Titel: Die Deutschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Artur Müller
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ganzen Volke gehört!«
    Den Mainzer Revolutionären wird nichts geschenkt. Adam Philippe Graf von Custine erklärt nach der Besetzung der Stadt, es sei den Mainzern selbst überlassen, sich eine neue Regierungsform zu wählen, bis dahin aber werde er die bestehenden Verhältnisse belassen und beschützen. Das ist ein schwerer Schlag für die gegen die feudale Konterrevolution kämpfenden Mainzer Demokraten. Die Kaufmannschaft erklärt sich für die Beibehaltung des kurfürstlichen Systems und Hinzuziehung einer ständischen Vertretung der Patrizier, der Bürger und anderer »Vornehmer« des Landes.
    Der »Klub« protestiert entschieden gegen das Verhalten der französischen Besatzung, die die Feudalgewalt fortbestehen läßt. Gleichzeitig organisiert der »Klub« eine Volksbefragung auf dem Lande, die ergibt, daß zwei Drittel der Befragten sich für die Beseitigung des alten Staates und der feudalen Lasten aussprechen.
    Am 15. Dezember verfügt der französische Nationalkonvent, daß in den besetzten Gebieten alle feudalen Lasten und Abhängigkeiten beseitigt und Wahlen für provisorische Regierungen ausgeschrieben werden sollen. General Custine, dessen konterrevolutionärer Kopf wenige Monate später auf der Guillotine fällt, versucht die Durchführung dieses Dekretes zu verschleppen. Am 24. Februar 1793 finden in den befreiten Gebieten endlich die Wahlen für den Rheinisch-Deutschen Nationalkonvent statt, die ersten nach demokratischen Grundsätzen durchgeführten Wahlen auf deutschem Boden.
    Am 17. März wird der Konvent, dem 130 Abgeordnete angehören, eröffnet, am nächsten Tag konstituiert sich der Mainzer Klub neu, nachdem er alle Anhänger der Girondisten ausgestoßen hatte. Der Rheinisch-Deutsche Nationalkonvent beschließt die Lostrennung der Mainzer Gebiete vom Reich und den Verlust aller Vorrechte für Adel und Geistlichkeit. Damit ist die erste demokratische Republik auf deutschem Boden entstanden. Der Anschluß an Frankreich ist reiner Selbstschutz, um sie vor der feudalen Reaktion in Deutschland zu sichern. Georg Forster tritt am entschiedensten für diese Lostrennung ein, obwohl er weiß, daß ihn sogar Freunde des Landesverrates bezichtigen werden. Forster hofft auf ein künftiges einheitliches demokratisches Deutschland. Aber im März 1793 können preußische Truppen die meisten der von den Revolutionsarmeen besetzten Gebiete zurückerobern. Mainz bleibt als letzter Brückenkopf der Revolution. Die Stadt verteidigt sich vom 10. April bis zum 23. Juli.
    Nach dem Fall von Mainz nehmen die Feudalherren an den Mitgliedern des Mainzer Klubs grausame Rache; sie werden mißhandelt und eingekerkert. Forster lebt als Mitglied der Mainzer Deputation in Paris, wo er, völlig vereinsamt, 1794 elend stirbt.

    Chronik 1793–1813
    Verschwörung, Rebellion und Volkserhebung
    1812–1813

    1793 26. April: Der Aufstand in Schlesien greift auf Breslau über, wo die Schneider in den Streik treten. Polizeiliche Gewaltmaßnahmen lösen einen Generalstreik aller Gesellen aus.
    Mai: Erster Höhepunkt der lokalen Unruhen und Aufstände in den schlesischen Dörfern. Die Bauern verweigern die feudalen Abgaben. Trotz Militäreinsatz kann die preußische Regierung den Aufstand nicht endgültig unterdrücken.
    1794 10. Juli: Der preußische König droht den schlesischen Bauern drakonische Unterdrückungsmaßnahmen bei weiteren Aufstandsversuchen an.
    31. Juli: Umfangreiche Verhaftungen in Wien und anderen Teilen der österreichischen Monarchie nach Aufdeckung einer »Gesellschaft der Freiheit und Gleichheit«, deren Mitglieder – meist kleinere Beamte und Offiziere, bürgerliche Intellektuelle und auch Adelige – wegen Abfassung und Verbreitung revolutionärer Aufrufe, Aufreizung des Volkes gegen die Monarchie, die Privilegien des Adels und den Krieg gegen Frankreich vor Gericht gestellt werden. In den folgenden »Jakobinerprozessen« werden etwa 20 Personen zum Tode und viele zu langjähriger Haft verurteilt. Aufruhr in Ulm gegen das Patriziat. Die Zünfte erkämpfen die Teilnahme am Stadtregiment.
    Anfang September: Aufruhr der Plebejer in Nürnberg, der sich Anfang April 1795 wiederholt und steigenden Widerstand demonstriert.
    1795 April: In Würzburg wird eine 1794 entstandene revolutionäre Geheimorganisation entdeckt und zerschlagen. Sie hat ihr Zentrum in Gießen; ihre Anhänger stammen vornehmlich aus der studentischen Jugend. Sie besitzt Kontakte nach Paris und bereitet eine republikanische Erhebung

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