Die Deutschen
ruhig zu. Nur die Munizipalgarde hieb ein, und zwar mit der größten Brutalität …
Gegen Abend fing das Volk an, Widerstand zu leisten. Barrikaden wurden gebildet, Wachtposten erstürmt und in Brand gesteckt. Ein Polizeispion wurde auf dem Bastilleplatz niedergestochen. Waffenläden wurden geplündert.
Um fünf Uhr wurde Generalmarsch für die Nationalgarde geschlagen. Aber nur sehr wenige kamen, und die kamen, riefen: ›Nieder mit Guizot!‹ In der Nacht wurde die Ruhe wiederhergestellt. Die letzten Barrikaden wurden genommen, und die Emeute schien beendigt.
Am Mittwochmorgen fing der Aufstand indes mit erneuter Kraft wieder an. Ein großer Teil des Zentrums von Paris, der östlich von der Rue Montmartre liegt, wurde stark verbarrikadiert; seit elf Uhr wagten sich die Truppen nicht mehr hinein. Die Nationalgarde kam zahlreich zusammen, aber nur, um die Truppen von allen Angriffen aufs Volk zurückzuhalten und um zu rufen: ›Nieder mit Guizot, es lebe die Reform!‹
Es waren 50000 Soldaten in Paris, die nach dem Verteidigungsplan des Marschalls Gerard aufgestellt waren und alle strategischen Punkte besetzt hielten. Aber dieser Punkte waren so viele, daß alle Truppen damit beschäftigt und schon dadurch zur Untätigkeit gezwungen wurden. Man hatte außer der Munizipalgarde fast gar keine Soldaten zum Angriff frei … Ein Beweis mehr, wie fruchtlos alle Verteidigungspläne gegenüber dem massenhaften Aufstand einer großen Stadt sind!
Gegen Mittag wurde das Geschrei gegen das Ministerium so stark in den Reihen der Nationalgarde, daß mehrere Obersten nach den Tuilerien sagen ließen, sie ständen nicht für ihre Legion, wenn das Ministerium bliebe.
Um zwei Uhr war der alte Louis-Philippe gezwungen, Guizot fallenzulassen und ein neues Ministerium zu bilden. Kaum war dies angezeigt, so ging die Nationalgarde jubelnd nach Hause und illuminierte ihre Häuser.
Aber das Volk, die Arbeiter, die einzigen, die die Barrikaden errichtet, die den Kampf gegen die Munizipalgarde geführt, die sich den Kugeln, den Bajonetten, den Pferdehufen entgegengeworfen hatten, die Arbeiter hatten keine Lust, sich bloß für Herrn Mole und Herrn Billaut zu schlagen. Sie setzten den Kampf fort. Während der Boulevard des Italiens voll Jubel und Freude war, schoß man sich heftig in der Rue-Sainte-Avoie und Rambuteau. Der Kampf dauerte noch bis spät in der Nacht und wurde Donnerstagmorgen fortgesetzt … Die Bourgeoisie hat ihre Revolution gemacht, sie hat Guizot und mit ihm die ausschließliche Herrschaft der großen Börsenmänner gestürzt. Jetzt aber, in dem zweiten Akt des Kampfes, steht nicht mehr ein Teil der Bourgeoisie dem andern, jetzt steht das Proletariat der Bourgeoisie gegenüber.
Soeben kommt die Nachricht, daß das Volk gesiegt und die Republik proklamiert hat …
Das französische Proletariat hat sich durch diese glorreiche Revolution wieder an die Spitze der europäischen Bewegung gestellt … Der Sieg der Republik in Frankreich ist der Sieg der Demokratie in ganz Europa.
Unsere Zeit, die Zeit der Demokratie, bricht an …
Deutschland wird hoffentlich folgen. Jetzt oder nie wird es sich aus seiner Erniedrigung emporraffen. Wenn die Deutschen einige Energie, einigen Stolz, einigen Mut besitzen, so können wir in vier Wochen auch rufen: ›Es Iebe die deutsche Republik!‹«
Am 11 . April eröffnet König Friedrich Wilhelm iv . den Vereinigten Preußischen Landtag und erklärt: »Es drängt Mich zu der feierlichen Erklärung, daß es keiner Macht der Erde je gelingen soll, Mich zu bewegen, das natürliche, gerade bei uns durch seine innere Wahrheit so mächtig machende Verhältnis zwischen Fürst und Volk in ein konstitutionelles zu verwandeln, und daß Ich es nun und nimmermehr zugeben werde, daß sich zwischen unseren Herrgott im Himmel und dieses Land ein beschriebenes Blatt, gleichsam eine zweite Vorsehung eindrängte, um uns mit seinen Paragraphen zu regieren und durch sie die alte heilige Treue zu ersetzen. Zwischen uns sei Wahrheit. Von einer Schwäche weiß Ich mich völlig frei: Ich strebe nicht nach eitler Volksgunst …«
Nach der Revolution in Paris schreibt Preußens König an die Königin Victoria von England: »Die Folgen für den Weltfrieden sind klar und gewiß. Wenn die revolutionäre Partei ihr Programm durchführt, die Souveränität des Volkes, wird meine verhältnismäßig kleine Krone zerbrochen werden, ebenso aber auch die mächtigeren Kronen Eurer Majestät, und eine furchtbare Geißel
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