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Die Diebe von Freistaat

Die Diebe von Freistaat

Titel: Die Diebe von Freistaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Augenblick. Dann befahl er: »Hinaus! Laßt den Jungen hier!«
    Jungen! Ein Wunder! Wenn Jarveena an Götter geglaubt hätte, hätte sie sich jetzt entschlossen, ihnen aus Dankbarkeit ein Opfer zu bringen. Denn der Oberst hatte sie nicht als das erkannt, was sie war.
    Sie wartete, bis der Unteroffizier und Soldat sich verblufft zurückgezogen hatten. Ihr Mund war trocken, die Handflächen feucht und in ihren Ohren ein leichtes Brausen. Nizharu schloß den Deckel der Truhe, die er wieder aufgestellt hatte, und setzte sich darauf.
    »Heraus mit der Sprache!« befahl er. »Und wehe, wenn deine Erklärung nicht gut ist!«
    Sie war es. Sie war sogar großartig. Melilot hatte sie sich ausgedacht und mit größter Sorgfalt ausgearbeitet und sie Jarveena dutzendmal am Nachmittag eingetrichtert. Sie war mit genügend Wahrheit getönt, um überzeugend zu klingen. Aye-Gophlan war dafür berüchtigt, Bestechungsgelder anzunehmen. (Alle der Wachkompanie ließen sich bestechen, wenn sie das Glück hatten, daß jemand eine Gefälligkeit von ihnen brauchte und bereit war, dafür zu bezahlen. Aber das nur nebenbei.) Melilot, ein wahrlich guter und getreuer Untertan des Kaisers, der—wie alle seine Bekannten bestätigen konnten - hocherfreut über die Ernennung des Prinzen zum hiesigen Statthalter war, hatte sich gedacht, daß wohl ein bestimmter Zweck dahintersteckte. Denn es war doch nicht vorstellbar, daß ein hoher Reichsoffizier so sorglos mit einem ganz offensichtlich streng geheimen Schriftstück umging. Oder?
    »Nie!« murmelte Nizharu, aber Schweiß glänzte auf seinen Lippen.
    Das nächste war dann schon etwas schwieriger. Alles hing davon ab, ob der Oberst allein schon die Existenz der Schriftrolle geheimhalten wollte oder nicht. Nun, da er wußte, daß Aye-Gophlan sie hatte, war ihm freigestellt, seine Männer zusammenzutrommeln, zur Wachstation zu marschieren und sie vom Fußboden bis zum Dach zu durchsuchen, denn — zumindest hatte Jarveena das behauptet —Aye-Gophlan war viel zu vorsichtig, ein so wertvolles Schriftstück über Nacht der Obhut eines Schreibers anzuvertrauen. Er würde es an seinem nächsten dienstfreien Tag - übermorgen oder überübermorgen, je nachdem, mit welchem seiner Offizierskameraden er Dienst tauschen konnte — zu Melilot zurückbringen.
    Melilot hatte gefolgert, wenn das Schriftstück so wichtig war, daß Nizharu es selbst dann bei sich behielt, wenn er nur eine Inspektion vornahm, mußte es wohl sehr privater Natur sein. Offenbar hatte er damit recht. Nizharu lauschte aufmerksam und mit häufigem Nicken dem Plan, den Melilot ihm vorschlug. Für eine angemessene Gebühr war Melilot zu einer falschen Übersetzung bereit, die Aye-Gophlan verführen sollte, etwas zu tun, wofür Nizharu ihn unter Arrest nehmen konnte, ohne daß je bekannt werden mußte, daß er sich zeitweilig im Besitz eines Schriftstücks befunden hatte, welches von Rechts wegen nie aus Nizharus Verwahrung hätte kommen sollen. Es brauchten nur noch die Bedingungen festgesetzt werden, dann war die Sache schon so gut wie gelaufen.
    Als sie - die Nizharu immer noch für einen Er hielt, worüber Jarveena sehr froh war — zu reden aufhörte, überlegte der Oberst noch eine Weile. Schließlich begann er zu lächeln, allerdings erreichte dieses Lächeln nicht seine Augen, und stellte mit festen, unmißverständlichen Worten seine Bedingungen für eine Zusammenarbeit mit Melilot nach dessen vorgeschlagenem Plan. Er beendete die Unterredung, indem er Jarveena zwei Goldmünzen einer Art, die sie nicht kannte, in die Hand drückte und versprach, ihr das Fell abzuziehen, wenn sie nicht beide Melilot aushändigte, und dann auch noch ein Silberstück für sie selbst, wie es in Ilsig als Währung benutzt wurde.
    Dann beauftragte er einen Soldaten, den sie bisher nicht gesehen hatte, sie zum Tor und über den Statthalterweg zu begleiten. Aber sie rannte dem Burschen davon, kaum daß sie den Palasthof verlassen hatten, und eilte zum Hintereingang des Skriptoriums in der Seidenhändlergasse.
    Da Melilot reich war, konnte er sich Schlösser an seinen Türen leisten. Er hatte ihr einen schweren Bronzeschlüssel mitgegeben, den sie in ihrem Schreibkasten versteckt gehabt hatte. Sie brauchte eine Weile, ehe er in dem Schloß steckte, doch ehe sie ihn noch drehen konnte, schwang die Tür auf, und sie trat ins Haus, wie unter dem Zwang eines fremden Willens.
    Sie hatte die richtige Straße oder vielmehr Gasse genommen, war durch die richtige

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