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Die Diebe von Freistaat

Die Diebe von Freistaat

Titel: Die Diebe von Freistaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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näher betrachten zu können.
    »Soll das heißen, daß du einer Priesterin Argashs dienst?« fragte er schließlich. Das war eine logische Folgerung. Die ergebensten Anhänger dieses Gottes ließen sich, wenn sie des Lebens müde wurden, an seinem zwanzig Fuß hohen Tempel aufhängen und fasteten, bis der Tod sich ihrer erbarmte.
    Aber Jarveena schüttelte heftig den Kopf.
    »N-nein, Herr, einer Priesterin Dyareelas!« Das war der Name einer Göttin, die wegen der blutrünstigen Riten ihrer Anbeter seit dreißig Jahren verbannt worden war.
    Der Unteroffizier runzelte die Stirn.
    »Ich sah keinen Dyareelatempel, als wir dem Prinzen das Geleit durch die Tempelstraße gaben.«
    »N-nein, Herr! Ihr Tempel wurde zerstört, aber ihre Anbeter verehren sie weiter.«
    »So so!« brummte der Unteroffizier. »Hmmm! Das dürfte etwas sein, was der Oberst wissen sollte!«
    »Meint Ihr Oberst Nizharu?« fragte Jarveena eifrig.
    »Was? Woher kennst du seinen Namen?«
    »Er ist es, zu dem meine Herrin mich schickt. Sie sah ihn ganz früh am heutigen Morgen, als er sich durch die Stadt begab. Sie war so von seinem Äußeren eingenommen, daß sie sich entschloß, ihm eine Botschaft zu schicken. Doch das sollte völlig geheimbleiben!« Jarveena brachte es fertig, ein Zittern in ihre Stimme zu legen. »Nun habe ich es verraten, und sie wird mich den Priestern Argashs ausliefern, und sie werden mich ... Oh, das ist mein Ende! Ich wollt’, ich wäre schon tot!«
    »Das Sterben kann warten«, sagte der Unteroffizier, der eine schnelle Entscheidung getroffen hatte. »Aber der Oberst will zweifellos etwas über die Dyareelaner hören. Und ich dachte, nur Verrückte in der Wüste glaubten noch an diese grausame Göttin. He, was hast du denn da an deiner Seite?« Er griff danach und hob es in den Schein der Fackel, die nun etwas besser brannte. »Ein Schreibkasten, nicht wahr?«
    »Ja, Herr, ich bin die Schreiberin meiner Herrin.«
    »Wenn du schreiben kannst, warum sollst du die Botschaft dann mündlich überbringen? Oh, ich nehme an, du bist ihre Vertraute, habe ich recht?«
    Jarveena nickte heftig.
    »Ein niedergeschriebenes Geheimnis ist schon kein Geheimnis mehr. Ja, es steckt Wahrheit in diesem Sprichwort. Na, dann komm mal mit!«
    Im Licht von zwei Lampen, die ihrem Gestank nach mit minderwertigem Tran gefüllt waren, stellte Nizharu alles in seinem Zelt auf den Kopf, ohne sich dabei von seinem Burschen helfen zu lassen. Er hatte bereits zwei große, messingbeschlagene Holztruhen ausgeleert und begann mit einer dritten, deren Inhalt er achtlos auf das Bettzeug seines Feldlagers aus Holz und Segeltuch warf. Auch das Zeug aus mehreren Säcken und Beuteln lag herum.
    Er brüllte wütend auf, daß er nicht gestört werden wollte, als der Unteroffizier die Zeltklappe hob. Jarveena erkannte jedoch sofort die Sachlage und sagte mit fester Stimme:
    »Verzeiht, aber sucht Ihr vielleicht eine Schriftrolle?«
    Nizharu erstarrte. Er drehte das Gesicht so, daß das Licht darauf fiel. Er war wahrhaftig ein gutaussehender Mann, wie ihr selten einer begegnet war. Sein Haar erinnerte an gewaschene Wolle, seine Augen schienen sich das Blau des Sommerhimmels ausgeliehen zu haben. Unter einer Nase so scharf wie ein Vogelschnabel offenbarten dünne Lippen wohlgepflegte Zähne, deren weiße Ebenmäßigkeit lediglich durch ein herausgebrochenes Stückchen des rechten oberen Backenzahns beeinträchtigt wurde. Er war schlank und offenbar sehr stark, denn er kippte gerade eine zweifellos schwere Truhe, ohne sich, wie es aussah, sonderlich dabei anstrengen zu müssen.
    »Schriftrolle?« fragte er leise und ließ die Truhe los. »Was für eine Schriftrolle?« Es fiel Jarveena sehr schwer zu antworten. Ihr war, als würde ihr Herz jeden Augenblick stillstehen. Die Welt um sie schaukelte und sie brauchte ihre ganze Kraft, das Gleichgewicht zu halten. Wie aus weiter Ferne hörte sie den Unteroffizier sagen: »Sie hat nichts von einer Schriftrolle zu uns gesagt!« Erstaunlicherweise konnte sie nun wieder sprechen.
    »Das stimmt, Oberst. Ich mußte diese Männer belügen, damit sie mich nicht töteten und ich zu Euch gelangen konnte. Es tut mir wirklich leid.« Stumm dankte sie, daß Melilot ein so allumfassendes Spitzelnetz hatte, das ihn immer auf dem laufenden hielt und so eine Lüge ermöglicht hatte, die diesen Fremden hatte glaubhaft scheinen müssen. »Täusche ich mich, daß Ihr heute morgen eine Schriftrolle verlegt habt?«
    Nizharu zögerte nur einen

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