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Die Diebe von Freistaat

Die Diebe von Freistaat

Titel: Die Diebe von Freistaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Es blieb ihm deshalb nichts übrig, als sich seiner Kristallkugel zu bedienen. Jedenfalls war er entschlossen, sich zu vergewissern, daß mit seinem Plan nichts schiefging. Alles verlief wie vorgesehen. Er sah das Schiff mit Jarveena am Heck und beobachtete sie, bis der Nebel über dem Meer sie verbarg. Dann lehnte er sich in seinem Lehnsessel zurück, nur sah er im Augenblick wirklich nicht so aus, wie man sich einen Sessel vorstellte.
    »Da du nun nicht mehr hier bist, um ihn anzuziehen«, murmelte er in die Luft, »lenkt das Glück vielleicht den zweiten Tod zu einem, der seiner Wahnsinnsexistenz und der endlosen Verwandlungen über alle Maßen müde ist, nämlich auf diesen elenden, erbarmungswürdigen Enas Yorl.«
    Und doch glomm ein Funke Hoffnung in ihm wie die rote Glut, die ihm statt Augen gegeben war; denn er wußte, daß zumindest ein Mensch auf der Welt freundlicher von ihm dachte als er selbst. Mit schnaubendem Lachen warf er schließlich das Tuch wieder über die Kristallkugel und wartete resigniert, daß seine gegenwärtige grauenvolle Form sich verändere. Ein bißchen tröstete ihn der Gedanke, daß sie ihn dann nie wieder quälen würde, denn bisher hatte er noch keine zwei Mal das gleiche Aussehen gehabt.

Dubro & Illyra
Das Antlitz des Chaos
    Lynn Abbey
    Die Karten lagen verdeckt in einem weiten Halbkreis auf dem mit schwarzem Samt überzogenen Tisch, den Illyra zum Kartenlesen benutzte. Die Augen geschlossen, berührte sie auf gut Glück eine Karte mit dem Zeigefinger und drehte sie um. Es war das Antlitz des Chaos: ein Mann und eine Frau durch einen zersprungenen Spiegel gesehen. Illyra hatte sich selbst die Karten gelesen, um Licht in die unheildrohende Atmosphäre zu bringen, die über der armseligen Behausung aus Zeltplanen und Holz hing, die ihr und Dubro, dem Basaraschmied, Heim war. Doch statt Erleichterung hatte es ihr nur größere Besorgnis gebracht.
    Illyra trat an einen anderen kleinen Tisch und trug eine dicke Schicht Lidschatten auf. Niemand würde eine junge, hübsche S’danzo aufsuchen, um sich die Zukunft deuten zu lassen, und kein Fremder durfte ihr Haus aus einem anderen Grund betreten. Der Lidschatten und die unförmige S’danzo-Gewandung erschwerten es in dem schwachbeleuchteten Raum, ihr wahres Alter zu erkennen. Und wenn wirklich ein liebestoller Soldat oder Kaufmann ihr zu nahe rückte, war da immer noch Dubro unter demselben Stoffdach, nur wenige Schritte entfernt. Schon ein Blick auf den muskelstrotzenden, schweißglänzenden Riesen mit seinem Schmiedehammer sorgte in der Regel dafür, daß sie sich hastig zurückzogen. »Naschwerk! Leckereien! Die besten im Basar! Naschwerk! Leckereien! Die besten in ganz F rei statt!«
    Die Stimme Haakons, des Straßenhändlers, drang laut durch die tuchverhangene Türöffnung. Illyra machte sich schnell fertig. Wahre Massen dunkler Locken wurden mit einer Haarnadel unter einem purpurnen Seidentuch gebändigt, dessen Ton so schreiend war wie die der Röcke, des Schultertuchs und der Bluse, die sie trug. Sie langte tief in die vielen Röcke nach ihrem Geldbeutel und holte eine Kupfermünze heraus.
    Es war noch früh genug am Tag, daß sie sich aus ihrem Zuhause wagen durfte. Alle im Basar wußten, daß sie ein noch sehr junges Mädchen war, und Käufer aus der Stadt waren zu dieser Stunde wohl kaum schon unterwegs.
    »Haakon! Hier!« rief sie von unter dem Stoffdach, wo Dubro sein Werkzeug aufbewahrte. »Zwei—nein, drei, bitte.«
    Er gab drei der klebrigen Köstlichkeiten auf eine Schale, die sie dafür ausstreckte, und nahm dafür lächelnd das Kupferstück entgegen. In einer Stunde würde er fünf dieser Münzen für dieselbe Menge verlangen, aber die Basarleute verkauften einander das Beste von ihrer Ware für einen Vorzugspreis.
    Sie aß eine der Leckereien und bot die beiden anderen Dubro an. Sie hätte ihn gern geküßt, aber der Schmied mochte Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit nicht. Der einzig richtige Ort für alles, was zwischen einem Mann und einer Frau vorging, war für ihn eine stille Kammer. Er lächelte und nahm die zwei Stück Zuckerwerk wortlos entgegen. Der riesenhafte Mann sprach selten, Worte brauchten bei ihm ihre Zeit. Er besserte alles aus, was die Basarleute ihm an metallenen Sachen zum Richten brachten, und vieles davon war dann besser, als es je gewesen war. Er hatte Illyra in seine Obhut genommen, als sie als kleines Kind verwaist durch den Basar geirrt war - ausgestoßen von ihrer eigenen F amilie,

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