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Die Diebe von Freistaat

Die Diebe von Freistaat

Titel: Die Diebe von Freistaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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meine Freunde und die Dorfbewohner zu erwähnen, die er hinmetzeln oder versklaven ließ, aber mein Hochrankene ist nicht gut genug, so mußte ich mich damit zufriedengeben, den Entwurf Melilots ins Reine zu schreiben!«
    Wild warf sie das Haar zurück. »Und ich hatte gehofft, vor Gericht aussagen zu können, zu beschwören, was er getan hat, und zu sehen, wie die Mienen der Zuschauer sich veränderten, wenn sie erfuhren, welch gemeiner Unhold sich unter der Rüstung eines kaiserlichen Gardisten verbarg ... Sie sagten, weitere Aussagen nach denen Aye-Gophlans, Melilots und des Prinzen seien nicht nötig.«
    »Zu reden, nachdem schon Prinzen gesprochen haben, könnte gefährlich sein«, meinte der Zauberer. »Wie dem auch sei, es scheint dir klar geworden zu sein, daß vollendete Rache nie so ist, wie man es sich erhofft hat. Nimm meinen eigenen Fall. Er, der mir antat, was du weißt, war so entschlossen, mich mit seiner grimmigsten Rache zu bedenken, daß er sich Zauber bediente, die über seine Kräfte gingen. Das heißt, eigentlich benutzte er nur einen Zauber zu viel, als für ihn gut war. Jeder kostete ihn einen gewissen Teil seines Willens, denn, wie ich dir schon einmal erklärte, haben Zauber weder eigenen Zweck noch eigenes Ziel. Beides mußte er ihnen erst geben. In seiner Blindheit der Wut ging er dabei zu weit und beraubte sich selbst seiner Vernunft. Von da an saß er bis zum Ende seiner Tage nur brabbelnd und wimmernd wie ein kleines Kind herum.«
    »Warum erzählt Ihr mir das?« rief Jarveena. »Ich möchte das Beste aus meinem Augenblick der Befriedigung machen, selbst wenn er nicht so großartig und erinnerungswürdig war, wie ich es erträumt hatte.«
    Der Zauberer faßte ihren Arm, und von seinen Fingern ging ein wundersamer Strom aus, der sie zuriefst erregte. »Weil du einen ehrlichen Preis für meine Hilfe bezahlt hast. Ich werde dich nicht vergessen. Auch wenn du durch deine Narben äußerlich gebrandmarkt bist, bist du doch innerlich schön.«
    »Ich?« Jarveena staunte ehrlich. »Genausogut könntet Ihr eine Kröte schön nennen oder eine Lehmmauer.«
    »Wie du meinst.« Enas Yorl zuckte die Schulter. Diese Bewegung machte deutlich, daß er nicht mehr so aussah wie noch einen Augenblick zuvor. »Es gibt einen wichtigen zweiten Grund.«
    »Welchen?«
    »Du hast das Schriftstück selbst gelesen, und vorher hatte ich dir gesagt, was darauf steht. Trotzdem benimmst du dich, als erinnertest du dich nicht mehr genau.«
    Einen Moment blinzelte sie, als hätte ihr Gedächtnis sie tatsächlich im Stich gelassen, doch dann atmete sie erschrocken ein.
    »Zwei Todesurteile!« wisperte sie.
    »So ist es. Und ich brauche dir wohl nicht erst zu sagen, an wen ein Verräter am kaiserlichen Hof sich wenden würde, wenn er einen so mächtigen Zauber benötigt, daß selbst ich gegen meinen Willen mit hineingezogen werden konnte. Ich konnte zwar das Schriftstück lesbar machen, aber nicht die Folgen der Arbeit eines Kollegen verhindern.«
    »Wer ist der zweite, der sterben soll? Ich?«
    »Es wäre klug, die Gefahr zu verringern, indem du, beispielsweise, eine Stellung auf einem Kauffahrer annimmst. Viele Handelskapitäne wären froh, einen guten Schreiber zu bekommen. Und nach deiner Lehre bei Melilot hast du auch die Voraussetzungen für eine solche Stellung. Außerdem neigt dein gegenwärtiger Meister zu Mißgunst. Du bist nur halb so alt wie er und doch betrachtet er dich bereits als Konkurrenz.«
    »Er verbirgt es gut«, murmelte Jarveena, »aber hin und wieder benahm er sich doch so, daß ich nicht an Euren Worten zweifle.«
    »Er würde dich vielleicht mit freundlicheren Augen sehen, würdest du eine Art Auslandsvertreter für ihn werden. Ich bin sicher, du könntest ihn - für eine angemessene Entschädigung - mit nützlicher Information, was den Handel betrifft, versorgen. Er wäre bestimmt nicht abgeneigt, sein Geschäft zu erweitern — durch Handel mit Gewürzen, beispielsweise.«
    Eine Weile hatte es ausgesehen, als hätten Enas Yorls Worte Jarveena aufgemuntert, doch nun sank sie in ihre düstere Stimmung zurück.
    »Weshalb sollte mir daran liegen, reich zu werden, oder gar ihn reich zu machen? Solange ich mich erinnern kann, hatte ich ein Ziel vor Augen. Ich habe es erreicht, und nun ist es mit Nizharu in Rauch aufgegangen.«
    »Um einen Zauber bestellen zu können, muß man sehr reich sein.«
    »Was sollte ich mit Magie?« fragte sie verächtlich.
    Einen Augenblick später war ihr, als flösse

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