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Die Diebe von Freistaat

Die Diebe von Freistaat

Titel: Die Diebe von Freistaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Kopf gingen.
    »Illyra, die Wahrsagerin?«
    Illyras Gedanken wurden durch die erste Kundin des Tages unterbrochen, noch ehe sie sich näher mit der Karte hätte befassen können. Diese erste Frau hatte Schwierigkeiten mit ihren vielen Liebhabern, aber die genaue Deutung ihrer Karten verhinderte die nächste Kundin, die zur unrechten Zeit eintrat. Und das Lesen ihrer Zukunft wurde wiederum durch den Fischräucherer unterbrochen, der Dubro suchte. Dieser Tag war genau, wie das Antlitz des Chaos es versprochen hatte. Die paarmal, die sie nicht unterbrochen wurde, las sie aus den Karten jedoch mehr ihre eigene Verzweiflung, als etwas, das mit ihren Kunden zu tun hatte. Dubro war noch nicht wiedergekehrt und jedes, selbst das kleinste Geräusch außerhalb der dünnen Wand erschreckte sie. Ihre Kunden bemerkten ihre Zerfahrenheit und waren unzufrieden mit ihr. Einige weigerten sich sogar zu bezahlen. Eine ältere, erfahrene S’danzo hätte sich zu helfen gewußt, doch Illyra wurde nur noch verzweifelter. Sie band eine zerfranste Kordel vor den Eingang zu ihrer S’danzo-Abtrennung, um zu verhindern, daß weitere Kunden zu ihr kamen.
    »Madame Illyra?«
    Jemanden schreckte die Kordel offenbar nicht ab. Illyra war die Stimme nicht bekannt.
    »Ich kann heute nachmittag niemanden mehr empfangen. Kommt morgen wieder«, rief sie.
    »Ich kann nicht bis morgen warten.«
    Das sagen sie alle, dachte Illyra. Jeder ist so davon überzeugt, daß er mein wichtigster Kunde ist und seine Fragen die bedeutendsten sind. In Wirklichkeit aber ähneln sie einander so sehr. Bei dieser Frau war es bestimmt nicht anders. Offenbar zauderte die Fremde noch. Illyra hörte das Rascheln von Stoff - es hörte sich wie Seide an, als die Frau sich schließlich abwandte. Dieses Rascheln und Knistern aber ließ die S’danzo wieder zu sich finden. Seide bedeutete Reichtum, sie konnte sich nicht leisten, die Kundin anderswo ihr Glück suchen zu lassen.
    »Wenn Ihr nicht warten könnt, bin ich ausnahmsweise bereit, Euch jetzt die Zukunft zu lesen«, rief sie laut.
    »Oh, wirklich?«
    Illyra öffnete die Kordel und hob den Vorhang, um die Kundin einzulassen und heimlich zu mustern. Sie hatte sich in einen großen Schal gehüllt, der auch das Gesicht zum größten Teil verbarg, und benahm sich so, als käme sie zum erstenmal zu einer S’danzo im Basar. Illyra legte die Kordel wieder vor, nachdem sie ihrer Kundin einen Platz am samtbedeckten Tisch angeboten hatte.
    Eine zweifellos reiche Frau, die nicht erkannt werden möchte. Ihr Schal ist zwar schmucklos, aber von viel zu guter Qualität für jemanden, der wirklich so arm ist, wie sie vorzutäuschen versucht, dachte Illyra. Sie trägt Seide darunter und riecht nach Rosen, obgleich sie bestimmt absichtlich kein stärkeres Parfüm benutzt hat. Sicher hat sie Gold, nicht Silber oder Kupfer.
    »Wollt Ihr nicht Euren schweren Schal ablegen?« fragte Illyra. »Es ist sehr warm hier.«
    »Das möchte ich lieber nicht.«
    Eine schwierige Kundin! Das sah Illyra bereits voraus.
    Die Fremde streckte die Hand unter dem Schal hervor und ließ drei alte Ilsiger Goldmünzen auf den Samt fallen. Die Hand war weiß, glatt und jugendlich. Ilsiger Goldmünzen waren in Freistatt selten geworden, seit die Stadt zum rankanischen Reich gehörte. Illyra war nun froh, die Frau eingelassen zu haben, denn sie lenkte sie durch ihre Anwesenheit von ihren eigenen düsteren Gedanken ab.
    »Nun denn, wie ist Euer Name?«
    »Das möchte ich lieber nicht sagen.«
    »Ich brauche einige Auskunft, um Euch helfen zu können«, erklärte Illyra, während sie die Münzen mit einem Stückchen abgegriffener Seide hochhob und darauf bedacht war, ihre Finger nicht mit dem Gold in Berührung kommen zu lassen.
    »Mein Die ... Man sagte mir, du allein von allen S’danzo kannst in die nahe Zukunft blicken. Ich muß unbedingt wissen, was ich morgen nacht erleben werde.«
    Die Frage stillte weder Illyras Neugier, noch versprach sie weitere Geheimnisse, aber sie griff nach ihrem Päckchen Karten.«
    »Seid Ihr damit vertraut?« fragte sie die Frau.
    »Ein wenig.«
    »Dann teilt sie in drei Häufchen und nehmt Euch von jedem eine Karte — sie werden mir Eure Zukunft zeigen.«
    »Was morgen nacht geschieht?«
    »Gewiß. Die Antwort ist im Augenblick der Frage enthalten. Nehmt die Karten.«
    Die Vermummte griff sichtlich voll Furcht nach den Karten. Ihre Hände zitterten so sehr, daß die Karten der drei Häufchen kreuz und quer zu liegen kamen. Offenbar

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