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Die Diebe von Freistaat

Die Diebe von Freistaat

Titel: Die Diebe von Freistaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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weil sie unverzeihlicherweise ein Halbblut war. Klug und flinkzüngig, wie sie war, wurde Illyra zu seinem Sprachrohr, und er behielt sie weiterhin unter seinen Fittichen.
    Nachdem er die Süßigkeiten verspeist hatte, kehrte Dubro ans Feuer zurück und hob einen Faßreifen hoch, den er dort in die Glut gelegt hatte. Illyra beobachtete mit nie schwindendem Interesse, wie er ihn auf den Amboß legte, um ihn für Jofan, den Weinhändler, wieder zu einem echten Kreis zu schmieden. Der Hammer fiel, doch statt des klaren Klanges von Metall auf Metall war ein stumpfer Ton zu vernehmen. Das Horn des Ambosses fiel in den Staub.
    Selbst Haakon riß erschrocken die Augen auf. Dubros Amboß war im Basar seit ... Nun, bestimmt seit Dubros Großvater, und länger konnte sich hier ohnehin niemand zurückerinnern. Das Gesicht des Schmiedes nahm die Farbe abkühlenden Eisens an. Illyra legte ihre Hände über die seinen.
    »Wir lassen ihn richten. Wir bringen ihn gleich heute nachmittag noch zur Waffenschmiede. Ich borge uns Mondblumes Esel und Karren aus, und ...« »Nein!« entrang sich wie Gewittergrollen dieses einzige Wort Dubros Kehle. Er schüttelte ihre Hände ab und starrte auf das zerbrochene Stück, mit dem er sich ihren Lebensunterhalt verdient hatte.
    »Einen Amboß, der so gebrochen ist, kann man nicht mehr richten«, erklärte Haakon dem Mädchen leise. Er würde nur noch so gut sein wie seine Schweißnaht.«
    »Dann besorgen wir uns einen neuen«, entgegnete sie, sich sehr wohl Dubros düsteren Gesichts bewußt und der Tatsache, daß niemand im Basar einen Amboß zu verkaufen hatte.
    »Es hat keinen neuen Amboß in Freistatt mehr gegeben, seit Ranke den Seehandel mit Ilsig unterband. Du brauchtest vier Kamele und ein Jahr Zeit, um einen in den Bergen geschmiedeten Amboß wie diesen in den Basar zu bekommen —vom Geld, das er kosten würde, ganz zu schweigen.«
    Eine einsame Träne bahnte sich einen Weg durch die dick aufgetragene Schicht Rouge. Sie und Dubro waren für Basarleute verhältnismäßig wohlbetucht, womit gesagt war, daß sie sich Haakons Näschereien und dreimal in der Woche frischen Fisch leisten konnten. Ihre geringen Ersparnisse genügten jedoch keineswegs, daß sie Karawanenkaufleute damit hätten überreden können, ihnen einen Amboß aus dem fernen Ranke zu bringen.
    »Wir brauchen einen Amboß!« erklärte sie den achtlosen Göttern, nachdem Dubro und Haakon es ja bereits wußten.
    Dubro stieß mit den Füßen Schmutz ins F euer und verließ die kleine Schmiede. »Paß auf ihn auf, Haakon, für mich. So habe ich ihn noch nie erlebt.«
    »Na gut, ich kümmere mich um ihn - aber wenn er heute abend zurücckommt, mußt du dich schon um ihn sorgen.«
    Die ersten Bürger sahen sich bereits im Basar um, also war es höchste Zeit für sie, sich ins Innere zurückzuziehen. Noch nie in den fünf Jahren, seit sie sich dem S’danzoGewerbe verschrieben hatte, war Dubro nicht dagewesen. Immer war seine schweigende Anwesenheit ihr Hilfe bei dem Kundenstrom gewesen. Ohne ihn wußte sie nicht, wer wartete oder wie einen Kunden abzuwehren, der nur Fragen, aber kein Geld hatte. So saß sie nun gedankenverloren in der von Räucherwerk schweren Düsternis.
    Mondblume! Sie würde zu ihr gehen, nicht des alten Karrens wegen, sondern um sich ihren Rat zu holen. Die ältere Frau war nie abweisend zu ihr gewesen wie die anderen S’danzo. Aber Mondblume verstand nichts vom Amboßrichten, und was konnte sie schon zu der Botschaft hinzufügen, die das Antlitz des Chaos deutlich genug verkündet hatte? Außerdem kamen Mondblumes reichste Kunden schon früh am Tag zu ihr, um sich ihre besten »Vibrationen« zu sichern. Bestimmt wäre die alte Frau nicht erfreut, wenn eine arme Verwandte ihr die kostbare Kundenzeit stahl.
    Und zu ihr kamen immer noch keine Kunden. Vielleicht war das Wetter inzwischen schlecht geworden? Oder weil die Schmiede leerstand, nahmen sie an, daß auch sie nicht da war. Aber Illyra wagte nicht hinauszuschauen.
    Sie mischte die Packung Wahrsagekarten und gewann ein wenig Selbstvertrauen durch die abgegriffenen Bilder. Sie deckte die unterste Karte auf und legte sie offen auf den schwarzen Samt.
    Die Schiffsfünf.
    Auf der Karte waren fünf winzige Fischerkähne abgebildet, alle mit ausgeworfenen Netzen. Die Antwort zu ihrer Frage müßte in der Karte liegen. Ihre Gabe würde ihr helfen, sie zu finden — falls sie die vielen Fragen in eine vernünftige Reihenfolge bringen konnte, die ihr durch den

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