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Die Diebe von Freistaat

Die Diebe von Freistaat

Titel: Die Diebe von Freistaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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zurückgeben, die Ihr gestern früh verloren habt!«
    Nizharu hatte, um sich Kühlung zu verschaffen, das Visier geöffnet, so war gut zu sehen, wie sein Gesicht sich verfärbte. »Ich — ich weiß nichts von einer Schriftrolle!« entgegnete er heftig, nachdem er sich gefaßt hatte.
    »Nein? Nun in diesem Fall, ich meine, wenn sie nicht Euch gehört, bin ich sicher, Seine Hoheit wird sie mir abnehmen, um zu veranlassen, daß der rechtmäßige Besitzer gefunden wird!«
    So fett er auch war, konnte Melilot doch sehr flink sein, wenn es die Lage gebot. Er zog das Schriftstück unter seinem Gewand hervor und steckte es Jarveenas eifrig zugreifender Hand zu. Einen Herzschlag später machte sie einen Hofknicks und blickte in das hübsche jugendliche, doch nichtssagende Gesicht des Prinzen.
    »Lest, Eure Hoheit!« sagte sie heftig und drückte ihm die Schriftrolle fast mit Gewalt in die Hand.
    Kaum hatte der Statthalter gelesen und begriffen, erstarrte er - ganz im Gegensatz zu Nizharu, der herumwirbelte, seine Männer anbrüllte und Reißaus nahm. Das Messer, das Jarveena in ihrem Schreibkasten bei sich trug, diente ihr nicht nur zum Spitzen ihrer Rohrfedern. Mit der Geschicklichkeit langer Übung schwang sie es zurück, zielte und warf.
    Aufheulend nahm Nizharu sein Maß der Länge nach auf dem Boden. Der Messerschaft ragte aus der rechten Kniekehle, wo nur das Leder, nicht das Metall der Rüstung ihn schützte.
    Die Menge schrie erschrocken und war der Panik nahe, aber die ablösende Wache war gewarnt. Hauptmann AyeGophlan befahl seinen Männern, Nizharu zu umzingeln und gefangenzunehmen, während der ergrimmte Prinz mit fast überschnappender Stimme den Zuschauern erklärte, was vorging.
    »Diese Botschaft ist von einem Verräter am kaiserlichen Hof. Er beauftragt Nizharu, mich von einem seiner Leute ermorden zu lassen, sobald jemand gefunden ist, dem man diese Untat in die Schuhe schieben kann! Und es steht noch darauf, daß diese Botschaft mit einem Zauber behaftet ist, um zu verhindern, daß andere als der vorgesehene Empfänger sie lesen können - aber ich kann sie mühelos lesen! Es ist die Hofschrift, die man mich als Kind lehrte!«
    »Wir — ah — sorgten dafür, daß der Zauber aufgehoben wurde«, erklärte Melilot und fügte hastig hinzu: »Eure Hoheit!«
    »Wie seid Ihr zu ihm gekommen?«
    »Nizharu hat es verloren, als er unsere Wachstation inspizierte.« Aye-Gophlan war herangetreten und hatte Haltung angenommen. »Da ich das Schriftstück für wichtig hielt, konsultierte ich Meister Melilot, der mit seit langem als kaiserstreu und verschwiegen bekannt ist.«
    »Und was mich betrifft ...« Melilot zuckte abwertend die Schulter. »Sagen wir es so: ich habe gewisse Verbindungen und so fiel es mir nicht schwer, dem Zauber entgegenzuwirken.« Wie wahr, dachte Jarveena und staunte, wie geschickt er lügen konnte.
    »Ihr sollt Euren gebührenden Lohn erhalten«, versicherte ihm der Prinz. »Und nach dem Gerichtsverfahren er ebenfalls! Versuchter Anschlag auf einen kaiserlichen Blutes! Ein Verbrechen, wie man es sich verruchter nicht vorstellen kann! Welch ein Wunder, daß er die Schriftrolle fallen ließ! Wahrlich, die Götter sind mir wohlgesinnt!« Wieder hob er die Stimme: »Heute abend sollen alle Dankesopfer darbringen. Dank göttlichen Schutzes bin ich einem heimtückischen Anschlag entgangen!«
    Göttlich! dachte Jarveena spöttisch. Wenn die Götter nicht besser sind als Melilot, bin ich es zufrieden, ungläubig zu sein. Aber ich kann es kaum erwarten, Nizharus Ende zu sehen!
    »In Anbetracht deiner gegenwärtigen Gefühle, Jarveena, bewundere ich deine Haltung.«
    »Was bleibt mir anderes übrig«, antwortete sie bitter. Die Menge ringsum verlief sich, verließ die Hinrichtungsstätte, wo der Verräter Nizharu für seine vielen Verbrechen bezahlt hatte, indem er geschlagen, gehenkt und schließlich verbrannt worden war.
    Plötzlich zuckte Jarveena zusammen. Die Person, die sie angesprochen hatte, war niemand, den sie kannte. Sie war hochgewachsen, etwas gebeugt, ältlich, mit grauen Strähnen, und trug einen Marktkorb ...
    Und wo die Augen sein müßten, funkelte etwas rot.
    »Enas Yorl?« flüsterte sie.
    »Derselbe.« Er lachte trocken. »Sofern ich das je von mir behaupten kann ... Bist du zufrieden?«
    »Ich — ich glaube nicht.« Jarveena wandte sich ab und ging weiter. »Obwohl ich es doch sein sollte! Ich ersuchte darum, die Urteilsbegründung schreiben zu dürfen und hatte vor, meine Eltern,

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