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Die Diebe von Freistaat

Die Diebe von Freistaat

Titel: Die Diebe von Freistaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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dem Haus.
    Ich wehrte mich gegen ihn, als er in jener Nacht zu mir kam. Er wird bestimmt eine längere Zeit nichts mehr mit einer Frau zu tun haben wollen. Aber mein Vater konnte nicht glauben, daß ich nicht entehrt wurde. Und Molin schwor, wenn ich mich ihm nicht hingebe, soll mich auch kein anderer Sterblicher haben.«
    »Das sagen abgewiesene Freier immer«, versuchte Illyra sie sanft zu beruhigen. »Nein, es war ein Fluch, das weiß ich sicher. Ihre Götter sind mächtig genug zu antworten, wenn sie angerufen werden.
    Gestern abend kamen zwei ihrer Höllenhunde zu unserem Herrenhaus, um meinem Vater ein neues Angebot zu machen. Er soll einen guten Preis für unser Land erhalten und unbehelligt nach Ilsig reisen können - aber ich muß zurückbleiben. Morgen abend werden sie den Grundstein für ihren Tempel legen und ihn durch den Tod einer Jungfrau weihen. Ich soll unter diesen Stein zu liegen kommen.«
    Illyra war nicht unmittelbar eine Wahrseherin, aber diese Geschichte verband all die schrecklichen Bilder, die die Karten ihr gezeigt hatten, zu einem Ganzen. Es würden Götter nötig sein, diese Frau vor dem Geschick zu bewahren, das Molin Fackelhalter ihr zugedacht hatte. Für niemanden war es ein Geheimnis, daß das Reich die Ilsiger Götter genauso niederwerfen wollte, wie es das mit den Ilsiger Armeen gemacht hatte. Wenn der rankanische Priester eine Frau mit dem Fluch unverletzbarer Jungfräulichkeit behaften konnte, gab es wohl kaum etwas, das Illyra tun konnte, um zu helfen.
    Die Frau schluchzte immer noch. Als Kundin würde sie ihr nicht erhalten bleiben, trotzdem empfand Illyra tiefes Mitleid mit ihr. Sie öffnete ein kleines Schränkchen und gab eine gute Pri se weißen Pulvers in ein winziges, mit klarer Flüssigkeit gefülltes Fläschchen.
    »Gebt dies in ein Glas Wein und trinkt es, ehe Ihr Euch heute nacht zur Ruhe legt«, sagte sie.
    Die junge Frau drückte das Fläschchen an sich und die Furcht schwand aus ihren Augen.
    »Bekommst du dafür noch etwas?« fragte sie.
    »Nein, das ist das mindeste, was ich für Euch tun kann.«
    Das Cylanthapulver genügte, die Frau drei Tage nicht aufwachen zu lassen. Vielleicht wollte Molin Fackelhalter keine schlafende Jungfrau für sein Ritual. Und wenn es ihm nichts ausmachte, würde die Frau zumindest nicht aufwachen, es zu erfahren.
    »Ich kann Euch viel Gold geben. Ich könnte Euch auch nach Ilsig bringen.« Illyra schüttelte den Kopf.
    »Es gibt nur eines, was ich mir wünsche—und das habt Ihr nicht«, flüsterte sie, selbst überrascht über ihre Worte. »Nicht für alles Gold in Freistatt könnte ich hier einen Amboß für Dubro finden.«
    »Ich kenne diesen Dubro nicht, aber in den Stallungen meines Vaters ist ein Amboß, den er nicht nach Ilsig mitnehmen wird. Du kannst ihn haben, wenn ich am Leben bleibe und meinen Vater zu bitten vermag, ihn dir zu geben.«
    Nun wußte Illyra, das alles so hatte kommen müssen, und nun hatte sie echten Grund, die junge Frau zu beruhigen, ihr die Furcht zu nehmen.
    »Es ist ein sehr großzügiges Angebot«, sagte sie. »Ich werde Euch also in drei Tagen bei Eurem Vater aufsuchen - wenn Ihr die Güte hättet, mir zu sagen, wohin ich mich begeben muß.«
    Und wenn du es mir sagst, fügte sie in Gedanken hinzu, spielt es für mich keine wirkliche Rolle mehr, ob du überlebst oder nicht.
    »Es ist das Gut Landende, hinter dem Tempel Ils’.«
    »Und nach wem soll ich fragen?« »Marilla.«
    Sie blickten einander einen langen Augenblick an, dann drehte die blonde Frau sich um und schritt durch das nachmittägliche Gedränge im Basar. Illyra band abwesend die Kordel wieder vor den Eingang.
    So viele Jahre - fünf mindestens - hatte sie die fast immer gleichen Fragen der Bürger beantwortet, die unbedingt wissen wollten, was die Zukunft ihnen brachte. Nie während all dieser Zeit hatte sie ihren Kunden Fragen gestellt, oder einen solchen Tod vorausgesehen, oder eine ihrer eigenen Karten bei einer Weissagung gesehen. Und solange die S’danzo im Basar sich überhaupt zurückerinnerten, hatte es keinen einzigen gegeben, dessen Geschick sich mit den Göttern gekreuzt hatte.
    Nein, ich habe nichts mit den Göttern zu tun! sagte sie sich. Ich sehe sie nicht, und sie sehen mich nicht. Meine Gabe ist die der S’danzo. Ich bin eine S’danzo. Wir leben, wie das Schicksal es will. Wir kommen nicht mit den Angelegenheiten der Götter in Berührung.
    Aber sie vermochte nicht, sich selbst davon zu überzeugen. Der Gedanke wollte

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