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Die Diebe von Freistaat

Die Diebe von Freistaat

Titel: Die Diebe von Freistaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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entfernt.
    Illyra blickte auf die schwarze Samtdecke ihres Tisches. Der Morgen war inzwischen fortgeschritten, und ein sanfter Regen hatte die Sonne verdrängt. Dubro stellte eine Schale mit Zuckerwerk vor das Mädchen. Sie nickte dankend und aß stumm. Der Schmied hatte bereits zwei Kundinnen abgewiesen, als Illyra ihre Meditation beendete.
    »Bist du fertig, ‘Lyra?« fragte er. Seine Sorge um sie war größer als sein Mißtrauen vor ihrer S’danzo-Beschäftigung.
    »Ich denke ja.«
    »Kein Tod mehr? Kein Opfer?«
    Sie nickte und erzählte ihm, was sie am gestrigen Tag erlebt hatte. Dubro hörte ihr schweigend zu, bis sie zu Lythande kam.
    »In meinem Haus? In diesen Wänden?« fragte er scharf.
    »Ich sah ihn, aber ich weiß nicht, wie er hereingelangte. Die Kordel war unberührt.«
    »Nein!« Dubro stapfte hin und her wie ein Tier im Käfig. »Nein, ich bin dagegen ! Magier und Zauberer haben nichts in meinem Haus zu suchen!«
    »Du warst ja nicht hier, und ich hatte Lythande auch nicht eingeladen!« entgegnete Illyra mit blitzenden Augen. »Und er wird wiederkommen, wenn ich nicht tue, was getan werden muß. Also hör mir in Ruhe zu.«
    »Nein, ich will nur wissen, was wir machen müssen, damit er uns fernbleibt!« Illyra krallte die Nägel in die Hand, die sie in den Rockfalten verborgenhielt. »Wir müssen — die Weihung des Grundsteins für den neuen Tempel der rankanischen Götter verhindern.«
    »’Lyra!« rief er erschrocken. »Du wirst dich doch nicht einmischen, wenn die Götter selbst die Hand im Spiel haben?«
    »Nur deshalb war ja Lythande gestern hier!«
    »Aber ‘Lyra ...«
    Sie schüttelte den Kopf, und er verstummte.
    Er weiß, daß er mich besser nicht fragt, was ich beabsichtige, dachte sie, während er die Kordel vor den Eingang spannte und ihr zur Stadt folgte. Solange ich alles im Kopf habe, bin ich sicher, daß es mir gelingen wird. Doch wenn ich zu irgend jemandem darüber spreche - selbst wenn er es wäre —, würde ich hören, wie gering meine Chancen sind, Molin Fackelhalter aufzuhalten oder Marillas Geschick zum Guten zu wenden.
    In ihrem Traum war ihr bereits entseelter Körper Sabellia und Savankala geopfert worden. Ihre morgendliche Meditation hatte sie überzeugt, daß sie eine Leiche für Molin Fackelhalters Zeremonie besorgen mußte. Sie kamen zu der Stelle, wo der nächtliche Mord geschehen war, doch Jubais Männer hatten ihren toten Kameraden bereits geholt. Der einzige andere Ort, den sie kannte, wo Tote zu finden waren, war der Statthalterpalast. Unter der zunehmend strengeren Hand der Höllenhunde wurden Hinrichtungen nun schon fast zur Alltäglichkeit.
    Sie kamen an dem riesigen Schlachthof, unmittelbar außerhalb des Basartores, vorbei. Der Regen sorgte dafür, daß der Gestank der blutigen Abfälle sich nicht allzu weit von dem halb aus Holz errichteten Bauwerk ausbreitete. Ließen sich Sabellia und Savankala vielleicht mit den Knochen und dem F ett einer geschlachteten Kuh besänftigen? Zögernd stieg sie auf die erhöhten Holzplanken über dem rotbraunen Naß, das aus dem Bau kam.
    »Was wollen die rankanischen Götter von hier?« fragte Dubro sie, ehe er den Fuß auf den Plankensteg setzte.
    »Ersatz für die bereits Erkorene.«
    Ein Mann trat aus einer Seitentür. Er schob eine überschwappende Schubkarre vor sich her, die er in den trägen Fluß leerte. Formlose rote Brocken trieben unter dem Plankensteg vorbei, auf dem die beiden aus dem Basar standen. Illyra schwankte auf den Beinen.
    »Selbst die rankanischen Götter ließen sich davon nicht täuschen.« Dubro deutete auf das abfließende Rinnsal. »Opfere ihnen zumindest einen toten Bürger!« Er streckte die Hand aus, um sie zu stützen, als sie zurück auf die Straße trat, dann führte er sie vorbei am Schlangenweg zum Statthalterpalast. Drei Männer hingen im Regen schlaff von den Galgen. Ihre Verbrechen und Namen standen auf Schildern, die sie um den Hals hängen hatten. Aber weder Illyra noch Dubro beherrschten die rätselhafte Wissenschaft des Lesens und Schreibens. »Welcher ist der Geeignetste für deine Zwecke?« erkundigte sich Dubro.
    »Er sollte meine Größe haben, aber blond sein«, antwortete Illyra, während sie die beiden stämmigen Burschen und den Greis betrachtete, die an ihren Schlingen baumelten.
    Dubro zuckte die Schulter und näherte sich dem Höllenhund, der grimmigen Gesichts am Fuß der Galgen Wache hielt.
    »Vater«, brummte er und deutete auf den toten Greis.
    »Es ist Gesetz -

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