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Die Diebe von Freistaat

Die Diebe von Freistaat

Titel: Die Diebe von Freistaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Ilsig ihr zu helfen wünschen, werden sie all ihre Kraft brauchen—und wenn das nicht genügt, gibt es nichts, was ich für sie tun könnte.«
    »Das ist keine sehr kluge Einstellung, Illyra«, sagte der Magier lächelnd.
    »Das ist, was ich sah. S’danzo versuchen nicht, sich den Göttern zu widersetzen.«
    »Aber du, Illyra, bist keine S’danzo.«
    Ihre Finger verkrampften sich um die Rückenlehne des Stuhles, so sehr trafen diese Worte sie, aber sie konnte sie nicht widerlegen.
    »Sie haben dir die Pflicht auferlegt«, sagte Lythande.
    »Ich wüßte nicht, wie ich Marillas Schicksal abwenden könnte«, sagte Illyra. »Ich sehe; ihnen obliegt es, zu ändern.«
    Lythande lachte. »Vielleicht gibt es überhaupt keine Möglichkeit, Kind. Vielleicht sind zwei Opfer erforderlich, um Molin Fackelhalters Tempel einzuweihen. Du kannst nur hoffen, daß dir noch etwas einfällt, das Marilla hilft.«
    Eine eisige Brise begleitete sein Lachen. Die Kerzen flackerten kurz und der Magier war verschwunden. Illyra starrte auf die unberührte Kordel.
    Sollen doch Lythande und die anderen ihr helfen, wenn es so wichtig ist, dachte Illyra. Ich will nur den Amboß, und den kann ich bekommen, egal, was mit ihr geschieht.
    Die kalte Luft blieb im Raum. Bereits jetzt malte ihre blühende Phantasie sich die Folgen aus, falls irgendwelche der mächtigen Gottheiten von Freistatt beleidigt würden. In düsterer Stimmung machte sie sich daran, Dubro im nebelverhangenen Basar zu suchen.
    Nebelschwaden wanden sich um die vertrauten Verkaufsstände und -buden. Ein paar Lichter waren noch durch Ritzen in Türen oder nicht ganz zugezogene Eingangsbehänge zu sehen, aber das ganze Viertel hatte sich früh zur Ruhe begeben, so daß Illyra allein durch die klamme Nacht wanderte.
    Als sie sich dem Haupteingang näherte, sah sie die bewegte Fackel eines schnell laufenden Menschen, bis Fackel und Läufer mit einem abgewürgten Schrei stürzten. Leichtere Schritte entfernten sich von ihm in den dichten Nebel. Vorsichtig, voll Furcht ging sie auf den Liegenden zu.
    Erleichtert erkannte sie, daß es nicht Dubro war, sondern ein kleinerer Mann mit einer blauen Falkenmaske. Ein Dolch ragte aus seinem Hals. Illyra bedauerte den Tod dieses Mannes nicht, der einer von Jubals Schurken war. Jubal selbst war schlimmer als die Rankaner. Der Mann in der Maske hatte bestimmt nicht mehr als seine verdiente Strafe gefunden, auch wenn sein Tod vielleicht nur als Racheakt gegenüber dem früheren Gladiator gedacht war, den man selten zu Gesicht bekam. Ein jeder, der zu Jubal gehörte oder Geschäfte mit ihm tätigte, hatte mehr Feinde als Freunde.
    Wie in stummer Antwort auf ihre Gedanken kam eine Gruppe Männer aus dem Nebel. Hastig versteckte Illyra sich zwischen aufgestapelten Kisten und mußte mit ansehen, wie diese unmaskierten Männer, fünf an der Zahl, den Toten betrachteten. Dann, völlig übergangslos, warf einer seine Fackel von sich und stach wieder und immer wieder auf die noch warme Leiche ein. Als er endlich genug zu haben schien, stürzten sich nacheinander die anderen auf den Toten.
    Die blutige F alkenmaske schlitterte bis kaum eine Handbreit vor Illyras Fuß. Sie hielt den Atem an und rührte sich nicht, während ihre Augen, vor Grauen geweitet, auf die nun verlassene blutige Masse starrten, ehe sie schließlich die Kraft fand, blindlings davonzustolpern. Diese Greueltat schien ihr die letzte, sinnlose Geste des Antlitzes des Chaos an diesem Tag zu sein, der sie bis ins Innerste erschüttert hatte.
    Sie stützte sich an einen Vordachpfosten und kämpfte gegen die Übelkeit an, die sie zu überwältigen drohte. Haakons Zuckerwerk war das einzige, das sie den ganzen Tag gegessen hatte, und so brachte es ihr auch keine Erleichterung, als ihr Magen revoltierte.
    »’Lyra!«
    Eine vertraute Stimme erscholl hinter ihr, und ein schützend um ihre Schulter gelegter Arm brach den entsetzlichen Bann. Sie klammerte sich mit verkrampften Fingern an Dubro, vergrub den Kopf in seinem Lederwams und schluchzte, daß es sie am ganzen Körper schüttelte. Er roch nach Wein und salzigem Nebel, aberjeder seiner Atemzüge war süß für sie.
    »’Lyra, was machst du hier?« Er blickte sie fragend an, doch sie antwortete nicht. »Hast du vielleicht gedacht, ich würde nicht zurücckommen?«
    Er drückte sie fest an sich, wobei er leicht hin und her schwankte. Sie erzählte ihm vom Tod des Maskierten; dabei mußte sie immer wieder gequält Atem holen. Dubro erkannte

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