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Die Diebe von Freistaat

Die Diebe von Freistaat

Titel: Die Diebe von Freistaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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schnell, daß seine geliebte Illyra während seiner Abwesenheit viel zu viel erlitten hatte, und er bereute nicht nur, so viel getrunken, sondern auch, außerhalb des Basars Arbeit gesucht zu haben. Sanft hob er sie auf die Arme und trug sie, sanft vor sich hinmurmelnd, nach Hause.
    Nicht einmal Dubros schützende Arme verhinderten die Alpträume, die Illyra zu quälen begannen, kaum daß sie nach ihrer Rücckehr eingeschlafen war. Er schüttelte seine Trunkenheit ab und paßte auf sie auf, als sie sich ruhelos auf dem Bett wälzte und sich immer wieder herumwarf. Jedesmal, wenn er hoffte, sie hätte nun endlich einen ruhigen Schlaf gefunden, begannen ihre Alpträume aufs neue. Immer wieder erwachte sie schweißüberströmt und stammelnd vor Furcht. Sie erzählte ihm ihre Träume nicht, als er sie danach fragte. So begann er zu vermuten, daß während seiner Abwesenheit Schlimmeres als dieser Mord sie so erschüttert hatte, obgleich ihr Zuhause keine Spuren eines Einbruchs oder Kampfes aufwies.
    Illyra versuchte sehr wohl, ihm in den kurzen Intervallen, wenn sie wach war, ihre Ängste mitzuteilen, aber die Mischung von Bildern und Gefühlen ließen sich nicht in Worten ausdrücken. Mit jeder Wiederholung ihres Alptraums kam sie dem einen Bild näher, das ihre Probleme sowohl zusammenbrachte als auch auflöste. Die ersten noch schwachen Sonnenstrahlen des jungen Morgens brachen durch den Nebel, als sie den Traum endlich klar erkannte.
    Sie sah sich an einem Ort, den der Traumgeist Landende nannte. Das Gut war lange schon verlassen, nur noch ein Amboß, der an ein Podest in der Mitte eines sternenerhellten Hofes gekettet war, deutete darauf hin, daß es einst bewirtschaftet gewesen war. Mühelos brach Illyra die Kette und hob den Amboß hoch, als wäre er aus Papier. Wolken drängten herbei, als sie damit davonschritt, und der Wind trieb entwurzeltes Buschwerk auf sie zu. Sie eilte zu dem Eingang, wo Dubro auf sein Geschenk wartete.
    Risse durchzogen den Stahl, noch ehe sie die Hälfte des Weges zurückgelegt hatte, und der Amboß zerbröckelte völlig, als sie ihn Dubro überreichen wollte. Es fing zu regnen an, und die dicken Tropfen wuschen Dubros Gesicht fort und ofenbarten Lythandes grausames, spöttisches Lächeln. Der Magier schlug ihr mit einer Karte — es war das Antlitz des Chaos — ins Gesicht. Da starb sie, fand sich jedoch gefangen in ihrem Körper wieder, der von unsichtbaren Händen zu einer großen Grube getragen wurde. Die mißtönende Musik priesterlichen Gesangs und klirrender Tschinellen umgab sie. Im Traum öffnete sie die toten Augen und sah, wie ein gewaltiger Steinblock in die Grube herabsank. »Ich bin doch schon tot!« schrie sie und versuchte verzweifelt, Arme und Beine von den unsichtbaren Banden zu befreien. »Ich kann nicht geopfert werden — ich bin ja schon tot!«
    Da kamen ihre Arme frei und sie schlug wild um sich. Die Wände der Grube waren glasglatt, ohne jeglichen Halt für Hände und Füße. Der heruntergelassene Steinblock berührte ihren Kopf. Sie schrie entsetzlich, ehe das Leben ihren Körper zum zweitenmal verließ. Dann gab ihre sterbliche Hülle ihren Geist frei und er drang aufwärts durch den Stein. Dabei erwachte sie.
    »Es war ein Traum«, sagte Illyra, ehe Dubro eine Frage stellen konnte.
    Sie hatte nun die Lösung. Der Traum würde nicht wiederkehren. Doch war es wie beim Kartenlesen. Um zu verstehen, was der Traumgeist ihr mitgeteilt hatte, mußte sie darüber meditieren.
    »Du hast etwas von Tod und Opfer gesprochen!« sagte Dubro, keineswegs beruhigt durch ihr plötzlich völlig entspanntes Gesicht.
    »Es war ein Traum.«
    »Was für ein Traum? Hast du Angst, daß ich dich oder den Basar jetzt verlasse, nun, da ich keine Arbeit mehr habe?«
    »Nein«, erwiderte sie schnell und verbarg die neue Sorge, die seine Worte geweckt hatten. »Außerdem habe ich einen Amboß für uns gefunden.«
    »In deinem Traum von Tod und Opfer?«
    »Tod und Opfer sind die Schlüssel, die der Traumgeist mir gab. Nun muß ich mir nur noch die Zeit nehmen, sie zu verstehen.«
    Dubro wich unwillkürlich ein wenig von ihr zurück. Er war kein S ’ danzo und obgleich er zu den Basarleuten gehörte, fühlte er sich unbehaglich, wenn es um die Überlieferung und übersinnlichen Gaben der S’danzo ging. Sprach Illyra von »Sehen« oder »Wissen«, zog er sich von ihr zurück und setzte sich still und bedrückt in eine Ecke, so weit wie nur möglich von all ihrem S ’ danzo-Zubehör

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