Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Diebe von Freistaat

Die Diebe von Freistaat

Titel: Die Diebe von Freistaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
Vom Netzwerk:
Irgendwie mußte Dubro der Austausch gelungen sein. Etwas anderes zu denken, gestattete sie sich nicht.
    Der Zug setzte sich wieder in Bewegung und näherte sich dem Podest. Es hatte inzwischen ganz zu regnen aufgehört und der Mond spitzte durch sich auflösende Wolken. Molin Fackelhalter begrüßte das als Omen der verzeihenden, wohlwollenden Vashanka und begann das Ritual. Nach einer Weile leerten die Akolythen Öl aus Bronzekrügen auf die schlammverhüllte Gestalt und zündeten es an. Die brennende Gestalt mitsamt der Bahre senkten sie mit den Seilen hinab in die Grube. Dann warfen die Akolythen symbolisch Arme voller Steine hinterher. Schließlich durchschnitten sie die Seile, die den gekippten Steinblock am Rand hielten, legten Hand an ihn, und er stürzte in die Tiefe.
    Sofort verließen F ackelhalter und die beiden anderen Priester das Podest, um zum Palast zurückzukehren. Nur die Akoluthen blieben zurück, um Nachtwache an dem neuen Grab zu halten.
    Als die Priester außer Sicht waren, schlich Illyra zu den Schlammlöchern zurück und flüsterte Dubros Namen.
    »Hier!« meldete er sich leise.
    Ein Blick in sein mondbeschattetes Gesicht genügte ihr zu erkennen, daß etwas schiefgelaufen war.
    »Was ist passiert?« fragte sie erschrocken, ohne darauf zu achten, ihre Stimme leise zu halten. »Manila? Haben sie Manila begraben?«
    Tränen glänzten in Dubros Augen, als er den Kopf schüttelte. »Sieh sie dir an!« forderte er sie mit einer Stimme auf, die er kaum unter Kontrolle hatte.
    Eine verhüllte, schlammbedeckte Gestalt lag nur wenige Schritte entfernt. Dubro weigerte sich, auch nur in ihre Richtung zu schauen. Wachsam näherte Illyra sich ihr.
    Dubro hatte ihr Gesicht wieder bedeckt. Den Atem anhaltend zog Illyra das feuchte, schmutzige Leinen zurück.
    Einen Herzschlag sah sie Marillas schlafendes Gesicht, doch dann wurde es zu ihrem eigenen. Eine Sekunde später, nachdem sie sich selbst erkannt hatte, fand eine Reihe verwirrender Veränderungen statt. Illyra sah nacheinander Gesichter von Leuten vor sich, die sie in ihrer Kindheit gekannt, aber auch von Menschen, die sie noch nie zuvor gesehen hatte. Einen Augenblick erstarrte es zum Antlitz des Chaos, dann überzog perlenweiße Haut es völlig, und es hatte nun weder Augen, Nase, noch Mund.
    Illyras Knie waren weich. Sie öffnete die Lippen, um zu schreien, aber Lunge und Kehle waren vor Furcht gelähmt.
    Das Leintuch entglitt ihren schlaffen Händen, doch es bedeckte nicht gnädig das gräßliche Ding vor ihr.
    Sieh zu, daß du wegkommst, fort von hier!
    Dieser, aus der Urfurcht geborene Befehl in ihrem Kopf gestattete nichts als blinde Flucht. Sie schob Dubro zur Seite und rannte. Die Akolythen hörten sie, als sie durch den Schlamm lief, aber sie achtete nicht auf sie. Vor ihr waren Bauten, feste Steingebäude, die sich im Mondschein deutlich abhoben.
    Es war ein Landgut, das lange schon verlassen war. Illyra erkannte es aus ihrem Traum, aber ihre Angst und das Grauen nach ihrer kopflosen Flucht von der gesichtlosen Leiche hatten sich erschöpft. Ein Tor hing offen an rostigen Angeln, die knarrten, als sie sie ganz aufschob. Sie wunderte sich nicht, als sie einen Amboß auf einem einfachen Podest mitten auf einem Hof stehen sah, der, wie ihre Instinkte ihr verrieten, nicht völlig verlassen war.
    Sinnlos zu zaudern, sagte sie sich. Der Amboß und der Rest sind für mich hier. Sie trat auf den Hof. Nichts geschah. Der Amboß war viel zu schwer, als daß sie ihn auch nur hätte rücken können.
    »Bist du gekommen, dir deine Belohnung zu holen?« rief eine Stimme. »Lythande?« wisperte sie und wartete darauf, daß der ausgemergelte Magier sich zeige.
    »Lythande ist anderswo.«
    Ein Vermummter trat in den Mondschein.
    »Was ist passiert? Wo ist Marilla? Und ihre Familie?«
    Der Vermummte deutete nach rechts, Illyras Blick folgte seiner deutenden Hand und sie sah die windschiefen Grabsteine eines alten Friedhofs.
    »Aber ...?«
    »Die Priester von Ils wollen die neuen Götter herausfordern. Sie erschufen den Homunkulus, und es gelang ihnen, ihn so erscheinen zu lassen, daß nicht entsprechend ausgebildete Augen ihn als junge Frau sehen mußten.
    Wäre er unter dem Grundstein des Tempels begraben worden, wäre die Festigkeit des Tempelbaus gefährdet worden. Der Grimm Savalkalas und Sabellias hätte dann über die Wüste gegriffen. Das ist natürlich genau das, was die Priester von Ils wollten.
    Wir Magier — und selbst ihr S’danzo mit der Gabe

Weitere Kostenlose Bücher