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Die Diebe von Freistaat

Die Diebe von Freistaat

Titel: Die Diebe von Freistaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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umsonst saufen, aber ich gebe es dir morgen zurück.« »Nein, ich ... aber ich danke dir. Du bist zu beschäftigt, und ich brauche jemanden, mit dem ich reden kann. Wenn du mir eine Laterne leihen könntest ...« »Damit würdest du vermutlich nur einen Straßenräuber anlocken, so fein, wie du heute gekleidet bist.«
    Cappen umklammerte den Schwertgriff. »Er wäre mir äußerst willkommen, die kurze Weile, die er es überleben würde«, sagte er verbittert.
    Er stand auf. Seine Finger dachten wie von selbst daran, die Münzen einzustecken.
    Jamie ließ ihn ein. Der Nordmann hatte sich hastig einen Umhang über die breiten Schultern geworfen. Er hielt eine Steinlampe, die eigentlich ein Nachtlicht war. »Pssst!« mahnte er. »Die Mädchen schlafen.« Mit dem Kopf deutete er auf eine geschlossene Tür am hinteren Ende des Eingangsgemachs. Er hob die Lampe, um Cappen ins Gesicht zu blicken, woraufhin sein eigenes seinen Schrecken verriet. »Oje, Junge! Was hast du denn? Ich habe vom Blitz getroffene Männer gesehen, die glücklicher aussahen!«
    Cappen stolperte über die Schwelle und ließ sich in einen Sessel fallen. Jamie verriegelte die Außentür, hielt einen Kienspan an die Lampenflamme und zündete damit Kerzen an. Dann schenkte er Wein in Kelche, zog sich einen Sessel gegenüber Cappens, setzte sich hinein und legte die rotbehaarte rechte Wade über das linke Knie. »Erzähl!« sagte er.
    Nachdem Cappen ihm sein Herz ausgeschüttet hatte, verharrte er noch eine Weile stumm. An den Wänden schimmerten seine Waffen zwischen hübschen Gemälden, die seine Hausgefährtinnen ausgesucht hatten. Schließlich fragte er sanft: »Willst du aufgeben?«
    »Ich weiß nicht, ich weiß nicht!« stöhnte Cappen.
    »Ich denke, du kannst ruhig noch ein wenig weitermachen, ob die Dinge nun sind, wie der Zauberer glaubt, oder nicht. Bei uns zu Hause sagt man, daß kein Mensch seinem Schicksal entgehen kann, warum soll er sich ihm dann nicht auf eine Weise stellen, die zumindest eine hehre Geschichte ergibt? Außerdem ist das vielleicht noch gar nicht unser Todestag; und ich bezweifle, daß diese Drachen wirklich unbesiegbar sind—wer weiß, vielleicht macht es Spaß, es herauszufinden? Und hauptsächlich, das muß ich zugeben, bin ich sehr von deinem Mädchen eingenommen. Es gibt nicht viele wie sie, mein Freund! Und wie sagt man bei uns zu Hause: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.«
    Cappen hob erstaunt den Kopf. »Du meinst, ich sollte versuchen sie zu befreien?« rief er.
    »Nein, ich meine, wir sollten es!« Jamie lachte. »Es ist mir in letzter Zeit ohnehin ein wenig langweilig geworden — woran Schmetterling und Perlschimmer natürlich nicht schuld sind. Abgesehen davon könnte ich einen Teil der Belohnung gut brauchen.«
    »Ich ... ich möchte gern!« stammelte Cappen. »O wie gern! Aber wir hätten keine Chance ...«
    »Sie ist dein Mädchen, infolgedessen liegt die Entscheidung bei dir! Ich werde dich nicht geringer achten, wenn du nichts unternimmst. Ich weiß ja, daß in deinem Land, im Gegensatz zu unserem, nicht Weib und Kinder vor allem anderen kommen. Außerdem war es für dich ja nichts weiter als eine Hoffnung.« Erregung schüttelte den Spielmann. Er sprang auf und rannte hin und her, hin und her. »Aber was können wir denn tun?«
    »Nun, wir könnten uns im Tempel umschauen«, schlug Jamie vor. »Ich war schon ein paarmal dort, weil ich der Meinung bin, daß es nie schaden kann, auch den Göttern anderer Ehrfurcht zu erweisen. Vielleicht stellen wir fest, daß wir tatsächlich nichts für Danlis tun können. Oder aber wir finden doch eine Möglichkeit und unternehmen was.«
    Danlis!
    Feuer durchzog Cappen Varras Adern. Er war jung! Er zog sein Rapier und schwang es pfeifend hoch. »Ja! Ja! Ja!«
    Das einzige, was sich auf der Tempelallee regte, war der kalte, säuselnde Nachtwind. In eisiger Unnahbarkeit blickten die Sterne aufihre breite Leere herab, die raschelnden Bäume, die beeindruckenden Bauwerke und verwitterten Statuen. Da und dort flackerten Flammen an Eingängen, Giebeln oder auf Simsen, aus Glaslaternen, eisernen Lampen und durchbrochenen Steingefäßen. Am Fuß der prächtigen Freitreppe zum Tempel von Ils und Shipri bildeten Feuer im Hintergrund Heiligenscheine für die zwei gewaltigen Idole—die Statuen eines Mannes und einer Frau in den wallenden Gewändern längst vergangener Zeit - links und rechts am Fuß der Treppe, die zur vorderen Säulenhalle und zum Bronzeportal emporführte. Die

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