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Die Diebe von Freistaat

Die Diebe von Freistaat

Titel: Die Diebe von Freistaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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nie.« Cappens Stimme schien ohne sein Zutun zu antworten. »Es wäre töricht, jetzt einen Rückzug zu machen, außer wir wollen das ganze Unternehmen aufgeben.«
    »Wir könnten Molin, nein, lieber dem Prinzen berichten, was wir entdeckt haben.«
    »Damit man uns ins Irrenhaus sperrt? Selbst wenn der Statthalter trotzdem jemanden beauftragen sollte, der Sache nachzugehen, brauchen die Verschwörer das Ding nur hier wegzunehmen und zu verstecken, bis die Luft wieder rein ist. Nein.« Cappen straffte die Schultern. »Tu, was du willst, Jamie, ich gehe jedenfalls hindurch!«
    Insgeheim wünschte er sich, er hätte weniger Selbstachtung, oder zumindest, er würde Danlis nicht so sehr lieben.
    Jamie runzelte die Stirn und seufzte. »Du hast wohl recht. Ich hatte bloß nicht erwartet, daß es so schnell gehen würde. Ich dachte, wir würden uns erst einmal nur umsehen. Hätte ich das vorhergesehen, hätte ich die Mädchen aufgeweckt und ihnen zumindest ... ah ... gute Nacht gesagt.« Er nahm die Lanze in die eine und das Schwert in die andere Hand. Plötzlich lachte er. »Was immer auch kommt, langweilig wird es bestimmt nicht.«
    Cappen stieg hoch über die Schwelle und trat vor.
    Es war nicht anders, als trete er durch eine übliche Tür, nur daß er in einen linden Sommertag kam. Nachdem Jamie ihm gefolgt war, sah er, daß das Bild auf dem Pergament das war, dem er gerade den Rücken zugewandt hatte: eine verhangene Masse, eine Säule, Sterne über einer nächtlichen Stadt. Er blickte auf die Rückseite des Pergaments und fand die gleichen Zeichen wie auf seinem Gegenstück.
    Nein, nicht Gegenstück, dachte er. Wenn er Enas Yorl nicht falsch verstanden hatte und sich richtig an das erinnerte, was sein Mathematiklehrer ihm über esoterische Geometrie gesagt hatte, gab es nur ein einziges Pergament. Eine Seite öffnete sich zu diesem Universum, die andere zu seinem, und ein Zauber hatte die Dimensionen gekrümmt, daß Materie geradewegs hindurchdringen konnte. Auch hier hing das Pergament an Schnüren, allerdings von einer Pergola aus gelbem Marmor, deren runde Treppe zur Wiese hinabführte. Er stellte sich vor, daß dieser Durchgang für einen Sickintair gar nicht so einfach war und erst recht nicht mit zwei Frauen in seinen Klauen. Das Ungeheuer hatte die beiden vermutlich fest an sich gedrückt, war mit großer Geschwindigkeit herangekommen, hatte die Schwingen angezogen und war zwischen den Kuppelsäulen hindurchgesegelt, bis zum Rand des Tores. Auf dem Hinweg mußte es durch das Tor nach Freistatt gekrochen sein.
    All das tat und dachte Cappen im Zeitraum von sechs Herzschlägen. Ein Ruf riß ihn aus seinen Gedanken. Drei Männer, die lässig auf den unteren Stufen gestanden hatten, hatten sie bemerkt und kamen ihnen nun entgegen. Groß und kräfig waren sie, mit harten, glattgeschabten Gesichtern, Kammhelmen, vergoldeten Harnischen, schwarzen Hemden und Stiefeln, Kurzschwertern und den Hellebarden von Tempelwachen. »Wer, in des Unheiligen Namen, seid ihr?« rief der vorderste. »Was macht ihr hier?«
    Jamies Gewissensbisse schwanden unter einer Flut jungenhaften Übermuts. »Ich bezweifle, daß sie uns auch nur ein Wort glauben«, flüsterte er Cappen zu. »Wir müssen sie auf andere Weise überzeugen. Wenn du mit dem links von uns fertig wirst, übernehme ich die beiden anderen.«
    Cappen empfand weniger Selbstvertrauen, aber ihm fehlte die Zeit, Angst zu bekommen, schaudern konnte er immer noch zu einer passenderen Zeit. Außerdem war er ja wirklich ein guter F echter. Er rannte die Treppe hinunter.
    Das Dumme war, daß er keine Erfahrung mit Lanzen hatte. Er stach. Der Tempelwächter hielt seine Hellebarde mit beiden Händen dicht beisammen, etwa in Schaftmitte, wehrte Cappens Stich ab und schlug ihm die Lanze fast aus der Hand. Sein Gegenangriff hätte den Spielmann aufgespießt, hätte der sich nicht auf den Marmorboden fallen lassen.
    Der Wächter stierte ihn offenen Mundes an, spreizte die Beine und schwang die Hellebarde zum schädelspaltenden Hieb. Als sie herabsauste, lagen seine Hände um das Schaftende.
    Mamorsplitter flogen. Cappen war die Stufen hinuntergerollt bis zum Erdboden, wo er hastig aufsprang. Die Lanze hielt er immer noch fest, obgleich sie ihm mehr als einen blauen Flecken aufgedrückt hatte, während sie mehrmals unter ihm zu liegen gekommen war. Der Wächter brüllte und rannte ihm die Stufen hinunter nach. Cappen nahm die Beine in die Hand.
    Hinter ihnen lag der zweite Wächter

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