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Die Diebe von Freistaat

Die Diebe von Freistaat

Titel: Die Diebe von Freistaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Helligkeit. Er war leer und still. Die Vorhalle und das Schiff des Tempels waren nie verschlossen. Wachen beschützten einen Priester, der stets bereit war, Opfergaben entgegenzunehmen. Doch ansonsten schliefen die Priester und Akolythen. Das zumindest hofften die beiden.
    Jamie hatte gewußt, daß das Allerheiligste sich in der Kuppel befand, da Ils ja ein Himmelsgott war. Nun jedoch überließ er Cappen die Führung, da er sich im Innern doch besser auskannte und eher den richtigen Weg finden würde. Der Spielmann war jedoch nur halb bei der Sache und bemerkte kaum all die Pracht, an der sie vorbeikamen; denn er rief sich die Sagen von Helden ins Gedächtnis, die sich den Zorn eines Gottes zugezogen hatten, vor allem den eines Hauptgottes, für die ihr Wagnis jedoch trotzdem gut ausgegangen war, weil sie den Segen eines anderen Gottes gehabt hatten. Er entschied sich auch gegen spätere Versuche, Ils zu besänftigen, denn das würde diesen hohen Gott erst recht auf ihn aufmerksam machen. Savankala dagegen würde über ihn erfreut sein. Und was die anderen Gottheiten betraf, nun, er würde selbstverständlich Eshi voll Inbrunst ehren.
    Ein paarmal bog er verkehrt ab und sie mußten, nachdem er es bemerkt hatte, den Weg wieder zurück—das erschien ihm jedesmal entsetzlich lange. Schließlich kam er jedoch zu einer Treppe, die im Zickzack an der Innenseite einer Außenwand hochzuführen schien. Absatz um Absatz blieb hinter ihnen zurück ...
    Der letzte war von Wänden umgeben und wurde so zu einer winzigen Kammer, die geradezu prunkvoll zu nennen war ...
    Er öffnete die Tür und trat hindurch ...
    Wind blies durch die kuppeltragenden Säulen, durch seine Gewandung und tief in seine Knochen. Er sah Sterne. Sie waren die hellsten am Himmel, denn die Kammer war das Piedestal einer riesigen Laterne. Auf den Steinplatten des Bodens sah er ihm unbekannte Zeichen und in jeder Himmelsrichtung etwas anderes: einen Altar, eine Statue und noch eine Statue und, wie er annahm, den berühmten Donnerstein; alles war in goldfarbene Tücher gehüllt. Vor dem Gegenstand im Osten baumelte ein Band, dessen Rückseite zu leuchten schien. Cappen nahm seinen ganzen Mut zusammen und näherte sich ihm. Das vermeintliche Band war ein Pergament, etwa acht Fuß lang und vier breit, und hing an Schnüren in den oberen Ecken an einem Träger der Kuppel. Die Schnüre schienen festgeklebt zu sein, als habe man vermeiden wollen, Löcher in die Oberfläche zu machen. Die unteren Ecken des Pergaments — sie befanden sich zwei Fuß über dem Boden — wurden ebenfalls gehalten, aber von zwei Ambossen, die bestimmt nur zu diesem Zweck hierhergebracht worden waren. Trotzdem flatterte und rasselte es leicht im Wind. Es war mit kabbalistischen Zeichen bedeckt.
    Cappen trat zur Rückseite herum und pfiff durch die Zähne. Hier war ein Bild innerhalb eines schmalen, gezeichneten Rahmens. Hinter dem Rand von etwas, das eine Pergola sein mochte, befand sich ein Wiesenland mit stattlichen Eichen in unregelmäßigen Abständen. Etwa eine Meile entfernt—die Perspektive war großartig ausgeführt — stand ein Bauwerk von Herrenhausgröße in einem Baustil, wie er ihn noch nirgendwo gesehen hatte; es hatte seltsam verschlungene Kolonnaden, ein ungewöhnlich geschwungenes Dach mit merkwürdigen Giebeln, und es war blutrot. Ein Garten umgab es, dessen Pfade und kunstvoll beschnittene Bäume genauso fremdartig wirkten, und auch das Wasser der Springbrunnen sprudelte auf eigenartige Weise. Hinter dem Haus stieg das Terrain in Wellen an, und schneebedeckte Gipfel schimmerten am Horizont. Der Himmel war von tiefem Blau.
    »Bei den Göttern!« entführ es Jamie. »Aus dem Gemälde kommt Sonnenschein. Ich spüre ihn!«
    Cappen faßte sich und achtete nun ebenfalls darauf. Ja, er fühlte Wärme, sah Licht, und allerlei Gerüche stiegen ihm in die Nase. Und diese Berge wirkten so echt.
    Erregung erfaßte ihn. »Ich ... glaube ... wir haben ... das Tor gefunden!« flüsterte er.
    Vorsichtig stupste er mit der Lanze auf das Pergament. Die Spitze traf auf keinen Widerstand, sondern ließ sich weiterschieben. Jamie trat hinter das Pergament. »Du hast es nicht durchbohrt!« rief er. »Nichts ragt auf dieser Seite heraus, die übrigens durchaus fest ist.«
    »Die Lanzenspitze ist in der nächsten Welt«, erklärte Cappen mit belegter Stimme.
    Er zog die Waffe zurück. Er und Jamie starrten einander an.
    »Nun?« meinte der Nordmann.
    »Eine bessere Chance bekommen wir

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