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Die Diebe von Freistaat

Die Diebe von Freistaat

Titel: Die Diebe von Freistaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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machte—und sich dann selbst deshalb verachtete.
    »Hanse ist ein Bastard!« fluchte Shive, der Tauscher und hieb die Faust auf den breiten Tisch, auf dem er mit Leuten wie Hanse Geschäfte tätigte, nämlich Diebesgut prüfen und dafür blanke Münze bezahlen.
    »Ah!« Cusharlain blickte ihn unbefangen an. »Ihr meint dem Wesen nach?« »Vermutlich auch durch Geburt. Ein Bastard sowohl durch Geburt als auch dem Wesen nach. Es wäre besser, all diese geckenhaften, unverschämten, eingebildeten, schleicherischen Bravos wären totgeboren worden!«
    »Er hat Euch also verärgert, Shive?«
    »Ein Bravo ist er, ein kleiner Gauner, das ist alles!«
    »Ein kleiner Gauner?«
    »Nun, vielleicht ein bißchen mehr.« Shive zupfte an seinem Schnurrbart, den er wie die Hörner einer Bergziege gezwirbelt hatte. »Klauer war ein verdammt guter Dieb. Von der Art, die das Gewerbe ehrbar machte. Ein Künstler, auf seine Weise. Mit ihm Geschäfte zu machen, war ein Vergnügen. Und Hanse war sein Gehilfe, oder fast, sozusagen ... und er hat es in sich, ein noch besserer Dieb zu werden. Nicht Mann - Dieb.« Er hob einen Finger, der von Wachs glänzte. »Ja, er hat es in sich, aber er wird es nie aus sich herausholen!« Auf seinem Rückweg strich der Finger über eine Schnurrbartspitze.
    »Ihr meint also, er schafft es nicht«, sagte Cusharlain und entlockte so Worte von einem Mann, der gelernt hatte, seinen Mund zu halten, und dadurch noch lebte und reich war.
    »Stimmt, das meine ich. Nicht lange und er wird einen Fuß oder so blanken Stahls abbekommen oder in der Luft tanzen.«
    » So wie es Klauer ergangen ist, wie ich Euch erinnern möchte«, sagte Cusharlain, dem aufgefallen war, daß in diesem Gewerbe niemand »henken« sagte.
    Shive ärgerte sich über diese Bemerkung. »Nach einer langen erfolgreichen Berufsausübung. Und Klauer war geachtet! Ist es jetzt noch!«
    »Hmmm. Schade, daß Ihr nur den Meister und nicht den Gesellen bewundern könnt. Ihr könntet Hanse von Nutzen sein, und er Euch. Wenn er ein erfolgreicher Dieb ist, kann er dem Hehler, den er sich aussucht, viel einbringen ...« »Hehler? Hehler?«
    »Verzeiht, Shive. Der Wechsler, den er auswählt, damit er ihm seine Ware gegen rankanische Münzen austauscht. Der Gewinn ist ...«
    »Er hat mich betrogen!«
    Ah! Shive gab es also endlich zu! So also hatte Hanse ihn verärgert. Shive war fett und fünfzig und der erfahrenste Wechsler in Freistatt — und er war von einem eingebildeten Springinsfeld hereingelegt worden! »Oh!« murmelte Cusharlain. Er erhob sich und lächelte fast ein wenig spöttisch. »Wißt Ihr, Shive, Ihr solltet das lieber nicht eingestehen! Schließlich seid Ihr ein Mann mit mehr als zwanzig Jahren Berufserfahrung — und er zählt erst so viele Sommer, wenn er nicht noch jünger ist.«
    Shive blickte dem Zollinspektor nach. Der war ein in Freistatt aufgewachsener Aurveshaner und jetzt im Dienst Rankes, ihres Eroberers. Aber auch in dem einer Gruppe von Wechslern und Freistatts obersten Dieben — jene, die so erfolgreich waren, daß sie ihrerseits andere Diebe beschäftigten. Mit einem betonten Kräuseln seiner Lippe das er bis zur Perfektion geübt hatte - und nachdem er über die doppeltgedrehte linke Schnurrbartspitze gestrichen hatte, wandte Shive seine Aufmerksamkeit ganz wieder der Bemühung zu, einen kostbaren Rubin aus seiner viel zu leicht erkennbaren Fassung zu lösen.
    Cusharlain streifte gegenwärtig im Dienst eines weiteren Arbeitgebers durch das Labyrinth, denn er war ein ehrgeiziger Mann, der nie genug kriegen konnte, und stets zugängig, wenn etwas Profit versprach oder neue Auftraggeber ihm etwas einbringen konnten. Heute zog er lediglich Erkundigungen ein über den ehemaligen Gehilfen Klauer Eidschwörers, dieses Meisterdiebs, der gehenkt worden war, nachdem der neue Prinz-Statthalter von Ranke hierhergekommen war, »um in diese Diebeswelt einer Stadt Gesetz und Ordnung zu bringen, im Notfall mit Gewalt!« Dieser (sehr) junge Esel, der über Bestechungen stand und Drohungen nicht hörte, wollte doch tatsächlich über Freistatt herrschen! Die Stadt säubern! Dieser junge Kadakithis, der bereits den Spitznamen Kittycat, also Miezekätzchen, hatte.
    Bis jetzt hatte er die Priesterschaft verärgert, jeden einzelnen Dieb und Hehler in Freistatt, und gut drei Fünftel der Wirte. Auch einen Teil der Standortsoldaten, und zwar durch seine babyreinen, ekelhaft tüchtigen Höllenhunde. Einige der alten Herrenhausbewohner hielten ihn

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