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Die Diebe von Freistaat

Die Diebe von Freistaat

Titel: Die Diebe von Freistaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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für einfach wunderbar!
    Macht vermutlich noch ins Bett, dachte Cusharlain mit einem Kopfzucken, während er gleichzeitig geschickt den Gewandsaum zur Seite zog, damit ein beinloser Bettler, der daran zupfen wollte, ihn nicht erreichte. Cusharlain wußte nämlich durchaus, daß dieser Bursche seine Beine nur hochgebunden und unter seinem langen, zerlumpten Mantel verborgen hatte. Warum nicht? Also haßte ein Junge von neunzehn oder zwanzig, ein Dieb, einen Gleichaltrigen, den Halbbruder des Kaisers, der hierhergeschickt worden war, weil dies der hinterste Winkel des Reichs war und dadurch weit entfernt vom Thron! Das hatte der Zollinspektor heute bei seiner Informationssuche für seinen geheimnisvollen Arbeitgeber erfahren. Hanse, Hanse! In seinem ganzen Leben hatte dieser Hanse Achtung vor nur einer anderen Person außer sich selbst empfunden, vor Klauer Eidschwörer, seinem verehrten Meister. Und Klauer war verhaftet worden, wozu es in der guten alten Zeit nicht gekommen wäre. In der Zeit V. V.P., dachte Cusharlain, der Zeit »Vor dem Verdammten Prinzen. Und was noch unglaublicher war — wenn es für Unglaublichkeit Ab stufungen gäbe —, Klauer war gehenkt worden! Prinz Dummkopf!
    »Ah, der Junge weiß, daß es ihm einfach nicht gelingen kann, dem Prinzen was anzutun«, hatte jemand dem Nachtschenken der Goldenen Echse gesagt, und dieser wiederum Cusharlains alter Freundin Gelicia, die das vielbesuchte Haus der Nixen leitete. »So denkt er sich, etwas vom Prinz-Statthalter zu stehlen und viel schnelles Geld damit zu machen.«
    Cusharlain starrte sie an. »Dieser junge Kampfhahn will in den Palast einbrechen?« rief er und kam sich sogleich schrecklich dumm vor. Woraufhin sie mit ja geantwortet hatte.
    »Spotte nicht, Kuscher.« Gelicia hob eine teigige Hand, deren Finger unter den vielen Ringen fast verschwanden. An diesem Mittag trug sie Apfelgrün-Purpur, PurpurLavendel und Lavendel-Lila-Orange, und das Ganze auf eine Weise, daß ein großer Teil ihres konkurrenzlosen Busens unbedeckt blieb — ein Busen, der zwei weißen Sofakissen ähnelte und den zu beäugen Cusharlain absolut kein Interesse hatte.
    »Wenn es zu machen ist, wird Nachtschatten es schaffen«, sagte sie überzeugt. »Komm, schenk dir Wein nach. Hast du von dem Ring gehört, den er sich unter Corlas Kopfkissen holte - und das, während Corla darauf schlief? Corla ist der Kamelhändler, aber das weißt du ja. Und hast du davon erzählen gehört, daß Hanse nur so zum Spaß auf das Kasernendach der dritten Kompanie kletterte und den Reichsadler herunterholte?«
    »Nein, aber ich habe mich gefragt, was aus dem Adler geworden ist.«
    Sie nickte, daß ihr Dreifachkinn hefig schwabbelte und ihre Ohrringe blitzten. Diese Ohrringe hatten gut den gleichen Durchmesser wie sein Weinkelch, der aus Silber war. Oder vielmehr ihr Weinkelch, aus dem er trank. »Nachtschatten«, sagte sie, »und das schwöre ich bei Eshi, hatte ein verlockendes Angebot von so einem reichen Knacker irgendwo oben in Twand, aber Hanse schlug es ab. Er sagte, er wolle das Ding selbst behalten, um jeden Sonnenaufgang darauf zu pissen.«
    Cusharlain lachte. »Und — wenn es nicht möglich ist? Den Palast ausrauben, meine ich.«
    Gelicia zuckte die Schultern, daß ihr Busen hüpfte wie Gummibälle bei starkem Erdbeben. »Nun, dann hat Freistatt eben einen Gauner weniger, und niemand wird ihn vermissen. Oh, meine Lycansha wird zwar eine Zeitlang um ihn weinen, aber sicher nicht lange.«
    »Lycansha? Wer ist Lycansha?«
    Die Ringe an Gelicias Hände blitzten, als sie eine Figur in die Luft zeichnete, genau wie ein Mann es getan hätte. »Ah, sie ist die süßeste kleine zungenfertige Caditerin, die du je gesehen hast, und sie schätzt seine Drahtigkeit und seine Mitternachtsaugen. Kuscher ... möchtest du sie ... ah ... kennenlernen. Sie ist gerade frei.«
    »Ich bin dienstlich unterwegs, Gelicia.« Sein Seufzer war genau berechnet. »Um dich nach unserem kleinen Nachtschatten zu erkundigen?« Gelicias fleischiges Gesicht nahm eine Miene an, die manche listig-verschlagen genannt hätten.
    »Ja.«
    »Nun, wem immer du auch Bericht erstattest, Kuscher—mit mir hast du nicht gesprochen!«
    »Natürlich nicht, Gelicia! Wofür hältst du mich? Ich habe mit niemandem gesprochen, dessen Namen oder Adresse ich kenne oder an dessen Gesicht ich mich erinnern könnte. Mir geht meine gute Beziehung zu euch interessanteren Bürgern vor ...« er hielt inne, als sie erheitert lachte, «... und ich

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