Die diebische Elster und andere Geschichten (20 Kurzkrimis) (HML-MEDIA-EDITION) (German Edition)
Doktor nickte. „Offenbar hat der Täter die Mordwaffe mitgenommen.“
„ Was wissen wir über den Toten?“
„ Frank Langwasser, so steht`s im Ausweis. Vierzig Jahre, der wohnt hier offenbar allein.“
Fuchs kam dazu. „Ich könnte mal seine E-Mails checken, vielleicht finden wir da was raus. Sein Computer ist noch an.“ Er deutete auf den Kasten, auf dessen Bildschirm bunte Blasen herumblubberten. Ein Kopfhörer lag angesteckt daneben.
„Unsinn, Fuchs“, sagte Brandl. „Sie gehen zu den Nachbarn und hören sich da um. Einen Fall löst man nur mit Hilfe von Menschen und nicht mit Technik-Kram, schreiben Sie sich das hinter Ihre grünen Ohren.“
Fuchs wirkte nicht sehr überzeugt, zückte aber seinen Notizblock und trollte sich. Wäre ja noch schöner, wenn man sich als Kommissar von einem dämlichen Computer helfen ließe! Brandl schüttelte den Kopf.
*
Zwei Stunden später stand er wieder ratlos in der Wohnung des Toten herum. Weder seine eigenen Befragungen noch die des Kollegen Fuchs hatten irgendetwas Hilfreiches zutage gebracht. So wie es aussah, hatte der Tote einem Besucher die Tür geöffnet, denn es gab keine Zeichen für gewaltsames Eindringen. Und auch Kampfspuren waren nicht vorhanden. Langwasser hatte also jemanden, den er kannte, hereingelassen. Dieser Jemand hatte ihn dann erschlagen und die Mordwaffe mitgenommen. Aber wer?
Bei seinen Kollegen war Frank Langwasser beliebt, sein Konto war ausgeglichen und in der Familie gab es keine Reibereien, das hatten sie alles bereits herausgefunden. Nur bei dem Bruder des Toten hatte Brandl bei der Befragung ein seltsames Gefühl, aber eine Vermutung aus dem Bauch heraus reichte natürlich nicht für eine Verhaftung. Der Kommissar seufzte schon wieder.
„ Ein ganz schön verzwickter Fall“, sagte er.
„ Und wenn ich doch mal am Computer…“, schlug Fuchs vor. „Er ist doch sowieso online und ich check einfach mal seine Dateien, vielleicht gibt’s einen Blog oder ein Facebook-Account.“
Brandl verstand kein Wort von dem Kauderwelsch des jungen Kollegen, was er natürlich nie im Leben zugeben würde. „Hören Sie mir auf mit diesem Technik-Schrott!“, fuhr er ihn stattdessen an, „Gehen Sie erst die Kontoauszüge und den Schriftverkehr durch, da drüben steht noch ein dicker Ordner.“
Brandl beschloss, sich einen Kaffee zu holen, vielleicht fiel ihm dabei was ein. Ein paar Straßen weiter gab es ein Café, da ließ er sich einen großen Becher einfüllen und marschierte grübelnd wieder zurück an den Tatort. Als er die Wohnung betrat, saß sein junger Kollege doch glatt am Computer.
„ Fuchs, ich hab Ihnen doch gesagt…“, begann er.
Doch der Kollege winkte ihn hektisch heran und deutete auf den Bildschirm. Er hatte den Kopfhörer aufgesetzt und sprach in irgendein Mikrofon hinein.
Als Brandl näher trat, sah er im Computer den Kopf einer Frau, die aufgeregt redete.
„ Ist das ein Film?“, fragte er.
Fuchs drehte sich um. „Chef, das ist Mona Braun, sie war die ganze Zeit per Videoschaltung mit uns verbunden. Wahnsinn, oder? Sie hat Langwasser als FrankyBär im Internet kennengelernt und oft mit ihm per Web-Kamera gesprochen, auch kurz bevor der Mord passierte.“
„Und der Mörder hat das nicht bemerkt?“
„ Der Bildschirmschoner ging an, deshalb sah man ihr Gesicht nicht. Aber sie bekam alles mit, weil die Kamera online war. Sie hat gewartet, dass einer von uns endlich an den PC kommt.“
Fuchs hielt Brandl den Kopfhörer entgegen. Er setzte ihn auf und hörte die junge Frau sprechen: „Es war sein Bruder! Er kam rein, die beiden stritten sich. Eine Tante wollte Frank ihr Vermögen vermachen, das wusste sonst keiner in der Familie und der Bruder war stinksauer.“ Sie schluchzte kurz, dann sprach sie mit bebender Stimme weiter. „Er nahm den steinernen Aschenbecher vom Tisch und schlug auf Frank ein. Dann packte er das blutige Ding ein und lief raus.“
Brandl sah Fuchs an. Der nickte und sprang auf. „Ich fahr zum Bruder.“
„ Genau!“, sagte Brandl und fuhr sich mit der Hand übers Kinn. Vielleicht hatte diese verflixte neumodische Technik doch ein paar gute Seiten.
14. Ein bitterböser Verdacht
Kassiererin Pia soll den Bank-Tresor leergeräumt haben? Da hatte doch bestimmt jemand seine Finger im Spiel, der sie loshaben will …
Pia rannte im Laufschritt zur Bank, sie war spät dran zur Arbeit. Dies würde ein sau-schlechter Tag in der Bank werden, das spürte sie jetzt schon.
Wieso stand ein
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