Die diebische Elster und andere Geschichten (20 Kurzkrimis) (HML-MEDIA-EDITION) (German Edition)
gehandelt hatte, falls dies notwendig wäre. Herbert, der vor Aufregung ganz nasse Handflächen hatte, lauschte an der Küchentür. Da! Das vertraute Knistern, als Gerda die Pralinenschachtel öffnete. Gleich würde es soweit sein! Sein eigenes Herz klopfte schon ganz schnell.
Bevor die Frauen ihn entdeckten, schlich er zurück ins Wohnzimmer und schaltete den Fernseher ein. Auf das Fußballspiel konnte er sich jedoch überhaupt nicht konzentrieren. Seine Gedanken kreisten nur um das Vorgehen in der Küche. Hatte Gerda schon eine Praline geschluckt? Wann würde sie sich ans Herz greifen, weil das Gift zu wirken begann? Aufgeregt horchte er auf jedes Geräusch und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
Verdammt, wieso tat sich da nichts? Kurz vor dem Schlusspfiff kam Elisabeth aus der Küche. „Ich hab deiner Frau was geschenkt“, erklärte sie ihm. Himmel, was interessierte ihn dieser Esoterik-Mist von Elisabeth! Wahrscheinlich war es ein Salzstreuer in Buddha-Form oder Klopapier mit beruhigendem Seerosenduft. Er warf sich ein paar Erdnüsse in den Mund.
Gerda verabschiedete ihre Freundin an der Tür, dann sah sie ihn skeptisch an. „Herbertchen, du schaust gestresst aus. Ich mach dir deine heiße Milch.“
Er ließ sich grübelnd aufs Sofa fallen. Wieso tat sich nichts? Brauchte das Gift so lange, bis es beim Herzmuskel ankam? Gerda sah immer noch ganz rosig aus. Als sie am Herd hantierte, sprang er auf und warf heimlich einen Blick auf den Küchentisch. Es fehlten vier der präparierten Pralinen, Gott sei Dank!
Erleichtert ging er wieder zurück. Es wäre ihm allerdings lieber gewesen, wenn Gerda den Herzanfall in Anwesenheit von Elisabeth bekommen hätte.
„ Hier“, sie kam mit einer großen Tasse zu ihm. „Ich hab dir einen Kakao gemacht. Mal was anderes.“
Herbert trank den ersten Schluck. Gar nicht übel. Als er die Tasse fast geleert hatte, fragte er: „Was hat dir Elisabeth denn Tolles gegeben?“
„Ein Akupressur-Armband gegen Heißhunger.“ Sie reckte ihr Handgelenk in die Höhe. Ein billiges Metallband grub sich in ihren fleischigen Unterarm. „Und es wirkt!“, stellte sie stolz fest.
Herbert lächelte ungläubig. „Aber es fehlen doch Pralinen.“
„Klar“, sie nickte. „Die hast du gerade in deiner heißen Schokolade getrunken, ich hab sie aufgelöst. Warum bist du denn so blass?“
Das Letzte, was Herbert spürte, war, dass sein Herz plötzlich völlig aus dem Rhythmus geriet.
12. Dieses Mal ist alles perfekt
Im Knast nannten sie ihn „Erwin, den Esel“. Nun ist er draußen und will beim nächsten Einbruch endlich mal keine Dummheit machen. Ob es gelingt?
Bei diesem Coup wird ihn keiner auslachen!
Siegessicher setzte Erwin das Stemmeisen an und hebelte die Balkontür des alleinstehenden Hauses auf. Er würde heute allen beweisen, dass er nicht „Erwin der Esel“ war! Im Knast, wo er einige Jahre seines Lebens herumgesessen war, hatten sie ihn so genannt. Nur weil er hin und wieder einen Fehler bei der Planung gemacht hatte.
Noch immer dröhnte ihm das wiehernde Gelächter vom Messer-Toni in den Ohren. „Wie haben sie dich gefunden nach dem Raubzug auf die Volksbank?“, hatte der gefragt.
„ Naja“, musste Erwin zugeben, „ich hatte ne Skimütze gekauft. Und weil es August war, hat sich die Verkäuferin im kleinen Laden an mich erinnert.“
Der ganze Zellenblock hatte ihn danach nur noch Erwin, der Esel gerufen. Ihm schoss immer noch das Blut in den Kopf, wenn er daran dachte.
Aber er würde es ihnen zeigen! Der Einbruch hier in der Villa würde total glatt über die Bühne gehen und von der üppigen Beute konnte er sich bestimmt nach Spanien absetzen.
Erwin schaltete die Taschenlampe an, ein altes Modell, das schon lange bei ihm im Keller verstaubte. Selbst wenn er die liegen ließ, konnte da keiner eine Verbindung herstellen. Selbstverständlich trug er Handschuhe, schließlich war er kein Anfänger. Er würde natürlich nicht so blöd sein und irgendwo seine Fingerabdrücke hinterlassen, das war doch klar!
Er schlich durch die vielen Räume. Im Schlafzimmer fand er das Schmuckkästchen, nur versperrt mit einem Minischloss, das er in zwei Sekunden aufgebrochen hatte. Er füllte die Klunker in einen Beutel und steckte den in seine Jackentasche. Erwin lächelte zufrieden. Alles lief perfekt!
Weiter zum Arbeitszimmer. Der Hausherr war heute bei der Vorstandssitzung des Golfklubs, das hatte Erwin herausgebracht. Und auch, dass der Typ zu geizig war, um eine
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