Die diebische Elster und andere Geschichten (20 Kurzkrimis) (HML-MEDIA-EDITION) (German Edition)
grinste. „Na dann viel Glück mit dem Foto! Darauf sieht jeder aus wie ein Verbrecher! Selbst wenn das in der Zeitung ist, muss den niemand erkennen. Der Täter kann von sonst woher sein!“
„ Danke, Sherlock! Meinst du, das weiß ich nicht? Aber das kann ich doch der alten Dame nicht sagen!“ Die Besserwisserei seines Kollegen ging ihm echt auf den Geist. Er knallte die Tasse auf den Tisch und griff zum Telefon, um bei der Sparkasse das Überwachungsband anzufordern.
*
Als er am nächsten Morgen seinen Dienst antrat, holte er als Erstes die Zeitung aus der Post. Er hatte gestern das Foto eines etwas 50-jährigen Mannes an die Redaktion weitergegeben. Es war zwar nicht schlecht, aber auch nicht gestochen scharf. Stefan bezweifelte, dass es für eine Identifizierung reichte. Denn Thomas hatte leider recht: Oft kamen die Täter aus einem anderen Ort, dort las niemand das hiesige Tagblatt.
Thomas kam herein, als Stefan gerade umblätterte. „Suchst du nach deinem Fahndungsbild? Da meldet sich keiner, das wette ich mit dir!“
„Abgemacht!“, sagte Stefan und unterdrückte ein Grinsen. „Wenn ich den Typen heute noch verhafte, kochst du einen Monat lang Kaffee!“
Thomas lachte. „Wette gilt! Und ich servier ihn dir sogar noch!“
„Na dann hab ich eine Überraschung für dich!“ Stefan hob die Zeitung hoch und präsentierte seinem Kollegen die Seite mit den Regionalnachrichten. Links unten war das Fahndungsbild zu sehen. Und rechts oben – das gleiche Gesicht noch einmal. Dieses Mal mit dem Titel „Schützenkönig des überregionalen Turniers: Karl Haderle“.
Thomas starrte sprachlos auf die beiden Fotos.
Stefan hingegen grinste übers ganze Gesicht. „Und jetzt, lieber Kollege“, sagte er, „binde dir schon mal die weiße Schürze um!“
7. Willys großer Coup
Willis Spezialität sind Blitzüberfälle auf Banken. Doch dieses Mal erlebt der Kleinganove sein blaues Wunder …
Willys Waldmanns Hände zitterten, als er kurz vor Schalterschluss auf die Bankfiliale zuging. Das war nicht sein erstes Mal, aber er war trotzdem fürchterlich aufgeregt.
An der Tür holte er tief Luft, dann zog er die Skimütze übers Gesicht und stürmte in die Filiale. „Das ist ein Überfall“, rief er laut. „Her mit dem Geld!“
Er streckte dem Kassierer eine Stofftüte entgegen und fuchtelte drohend mit seiner Pistole herum. Der Bankangestellte stopfte die losen Scheine umständlich in die Tüte. Verflixt, warum trödelte der Kerl so!
„Jetzt mal dalli-dalli“, befahl Willy. „Ich will Bündel! Nun mach schon, sonst knall ich alle hier ab!“ Er zielte auf die beiden Kolleginnen, die sich starr vor Schreck an eine Wand drückten. Die Waffe war nicht geladen, aber das wussten diese Bänker ja nicht.
Der Kassierer hob beschwichtigend die Hände. „Ganz ruhig. Ich geb Ihnen alles, was ich hier habe.“
„Aber zackig!“
Endlich holte der Typ eine Ladung Geldbündel hervor. So dick, wie dieser Packen aussah, waren das sicher fünfzig Mille! Willy grinste. Damit würde er in der nächsten Zeit prima über die Runden kommen.
„Rein in die Tüte damit!“, rief er.
Mit dem Tresor wollte sich Willy nicht aufhalten, das würde zu lange dauern. Seine Spezialität waren Blitzüberfälle. So schnell, dass er längst über alle Berge war, bis die Polente anrückte.
„Und jetzt her mit dem Geld!“ Er riss dem Kassierer die Stofftüte aus der Hand und stopfte diese in seinen weiten Hosenbund. Er hatte sich extra eine ganz locker sitzende Jeans mit Gummizug zugelegt, das war als Tarnung unschlagbar. Er trug darüber einen Mantel und konnte sich draußen einfach unter die Menschenmenge mischen, ohne eine auffällige Tüte in der Hand tragen zu müssen.
An der Tür zog Willy die Skimaske vom Kopf. Sein Herz klopfte hart und es fiel ihm schwer, den Schlenderschritt der Stadtbummler einzuhalten. Abtauchen in der Masse, das war die beste Fluchtmethode, dunkel war es zum Glück auch schon.
„Da vorne, der in dem schwarzen Mantel!“, rief plötzlich jemand hinter ihm. Verdammt!
Willy presste sich an einer Horde Teenies vorbei und ließ sich mit dem Strom der Leute in ein Kaufhaus spülen. Hinter einer Säule sah er sich vorsichtig um. Das war tatsächlich dieser Kassierer, und einen Bullen hatte der auch mitgebracht! Die beiden blickten suchend umher. Dann deutete der Polizist in Willys Richtung und die Zwei starteten los, direkt auf ihn zu.
Schnell durch den hinteren Ausgang wieder hinaus! Willy quetschte
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