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Die diebische Elster und andere Geschichten (20 Kurzkrimis) (HML-MEDIA-EDITION) (German Edition)

Die diebische Elster und andere Geschichten (20 Kurzkrimis) (HML-MEDIA-EDITION) (German Edition)

Titel: Die diebische Elster und andere Geschichten (20 Kurzkrimis) (HML-MEDIA-EDITION) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Koenicke
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sich an den Kunden vorbei.
    „ Weg da, ich muss hier durch!“
    Er schob die Entgegenkommenden grob zur Seite. Sein Bauch war mit einem Mal warm und feucht. Er fluchte derb. Hatte ihm jemand den Kaffeebecher in den offenen Mantel gekippt? Die Leute waren unmöglich. Konnten die sich nicht wie früher in ein Café setzen, statt ihre Getränke mit sich rumzuschleppen und anderen über die Klamotten zu gießen?
    Er zog seine feuchte Hose hoch über den Bauch und wetzte wie der Blitz um die nächste Ecke. Er musste seine Verfolger loswerden! Willy fegte eine spärlich beleuchtete Gasse entlang. Hinter sich hörte er Laufschritte. Sie waren viel zu nah an ihm dran! Er bog um die Kurve, in eine belebtere Straße.
    Da, seine Rettung! Ein Stück weiter vorne parkte ein Taxi. Willy stürmte hin, riss die Tür auf und ließ sich auf den Sitz fallen. „Goethestraße 27. Zehn Euro Trinkgeld, wenn ich in fünf Minuten dort bin!“
    Die Taxireifen quietschten auf, als es lossauste. Erleichtert lehnte sich Willy an den Sitz. Puh, das war knapp! Er sah durch die hintere Scheibe. Kein Verfolger in Sicht. Sein Puls beruhigte sich.
    Als er vor seinem Wohnblock ankam, ging er hinters Haus zu den Mülltonnen. Er zog den Mantel aus und vergrub ihn tief unter den Abfallsäcken. Gut, dass es finster war. Dann schlich er in den Keller ohne Licht anzuschalten. Er zog den Stoffbeutel aus der Hose und versteckte ihn in einer Nische hinter den Heizungsrohren. Willy war kein Anfänger, er wusste, wie man alles Verdächtige verschwinden ließ, und hatte alles im Vorfeld genau ausgekundschaftet.
    Beruhigt stieg er die Treppen zu seiner Wohnung hoch. Er streifte gerade die Schuhe von den Füßen, da klingelte es. Willy öffnete die Tür. Draußen stand der Bulle mit einem Kollegen.
    „ Herr Waldmann“, sagte der Polizist, „waren Sie gerade in der Stadt unterwegs?“
    „ Was geht Sie das an?“, erwiderte Willy.
    „ Die Bankfiliale in der Marktstraße wurde überfallen. Der Täter flüchtete per Taxi, aber wir konnten die Route ausfindig machen.“
    „ Was hat das mit mir zu tun?“
    Der Polizist sah an Willys dunklem Hemd herunter. „Würden Sie uns mal ihren Bauch zeigen?“
    „Bitte?“ Die Bullen hatten komplett den Verstand verloren!
    „ Dann sind wir sofort wieder weg“, erklärte der andere Uniformierte ernsthaft.
    Willy zuckte die Schultern. Dann zog er das Hemd in die Höhe und blickte an sich hinunter. Sein Bauch leuchtete blau wie ein Schlumpf über der Hose hervor.
    „Verdammt, was soll…?“ Weiter kam er nicht, weil die Handschellen klickten.
    „ Herr Waldmann, Sie sind verhaftet. Der Kassierer hat einen Farbbeutel zu den Geldbündeln gesteckt, der nach fünf Minuten explodiert und die Scheine markiert. In Knallblau. Sie kommen mit aufs Revier.“

8. Der verschwundene Picasso

Das Picasso-Gemälde ist das Prunkstück in der Staatsgalerie. Und Ina aus dem Andenkenladen hat plötzlich die Gelegenheit, das Bild zu Geld zu machen. Ein Verbrechen wie gemalt?

    Schon wieder eine Absage! Ina zerriss den Brief. Sie hatte Kunstgeschichte studiert, leider mit so schlechtem Abschluss, dass sie keinen vernünftigen Job fand. Eine Bewerbung nach der anderen wurde abgelehnt. Wütend stürmte sie aus der Wohnung, sie musste sich dringend ablenken.
    Drei Stunden später hatte sie ein paar Cola-Rum intus. Sie saß in einer Spelunke beim Bahnhof und schüttete einem Unbekannten ihr Herz aus. „Und nun jobbe ich seit einem Jahr im Andenkenladen der Staatsgalerie“, erzählte sie. „Kannst du dir das vorstellen? Ich weiß alles über Malerei, verkauf aber Poster. An dämliche Leute, die einen Rubens nicht von einem Renoir unterscheiden können. Und das Ganze auch noch für einen Hungerlohn.“ Sie seufzte laut.
    Der Typ beugte sich näher zu ihr. „Ist das die Sammlung, in der der Picasso hängt?“, fragte er leise.
    Ina nickte. „Klar. Das Prunkstück des Hauses. Wir verkaufen den im Andenkenshop als Tasse, auf Mützen, als Poster und sogar an unserer Wand hängt eine Kopie, ich kann das Ding schon kaum mehr sehen.“ Sie wunderte sich ziemlich, dass dieser tätowierter Kerl sich für Kunst interessierte.
    Er rückte seinen Stuhl näher. „Für den würde ich locker einen Abnehmer finden. Kommst du ran?“, flüsterte er.
    „ Du spinnst ja! Ist doch alles alarmgesichert.“
    „ Überleg es dir. Eine halbe Million würde locker für dich rausspringen.“
    Ina verschluckte sich an ihrem Drink. „Das ist völlig verrückt!“ Sie

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