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Die Diener Der Eosi

Die Diener Der Eosi

Titel: Die Diener Der Eosi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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schnell ein paar Seiten …«
    Kris arbeitete ein wenig fleißiger, aber nicht viel länger, bis sie eine Liebesschnulze von Elizabeth Peters fand und nicht widerstehen konnte, ebenfalls ›nur ein paar Seiten zu lesen …‹
    »Ah, Dr. Hessian, wollen Sie auch beim Einräumen der Bücher helfen?« hörten sie beide Dorothy fragen.
    Kris wollte schuldbewußt mit dem Auspacken weitermachen, aber Sarah ergriff ihren Arm und flüsterte ihr ins Ohr: »Nein, laß uns ein wenig lauschen. Dorothy versucht an ihn heranzukommen, seitdem er seinen Verstand wiedergefunden hat. Er möchte, daß alle Opfer sich einer sachkundigen freud’schen Sitzung unterziehen. Er meint, er solle das Behandlungsteam leiten, und nicht Dorothy. Ich sehe ihn noch vor mir, wie er als Zombie durch das Krankenhaus irrte.«
    Kris legte einen Finger auf die Lippen, um Sarah daran zu erinnern, sie solle gefälligst flüstern.
    »Sind Sie Miss Dwardie …?«
    »Dr. Dwardie, Dr. Hessian«, erwiderte Dorothy ruhig, aber in ihrer Stimme lag ein harter Unterton, der Kris und Sarah aufhorchen ließ. Kris wäre in diesem Moment aufgestanden, aber Sarah umklammerte ihren Arm und drückte ihn mit dem Rücken gegen die Kiste.
    »Sie haben sich aber glänzend erholt«, sagte Dorothy offensichtlich hocherfreut.
    Unzufriedene Laute und ein deutliches »sei es, wie es sei« schienen darauf hinzudeuten, daß Dr. Hessian nicht ganz der gleichen Meinung war. Sein rauher Bariton vermittelte Kris den Eindruck von einem stattlichen Mann in vorgerücktem Alter, wahrscheinlich mit Glatze, Übergewicht und ausgeprägter Arroganz.
    »Ich habe gehört, es gäbe Neuzugänge in der Bibliothek, und wollte mich von dem neuen Lesestoff bedienen.«
    »Ach? Hat man Ihnen nicht auch gesagt, daß Ihre Hilfe beim Katalogisieren der neuen Lieferung dankbar begrüßt würde?«
    »Einräumen? Bücher?« lautete die überhebliche und erstaunte Entgegnung. Kris dachte, daß er klang wie Lady Bracknell in Ernst sein ist alles, wenn sie fragt: »Koffer? Bahnhof?«
    »Dr. Hessian, wir alle leisten Gemeinschaftsarbeit …«
    »Er ist eingefleischter Freudianer«, meinte Sarah leise zu Kris. »Während Dorothy aus der Soziallehre kommt … also eine völlig gegensätzliche psychologische Schule vertritt.«
    »Die Gemeinschaftsarbeit«, fuhr Dr. Hessian unerbittlich fort, »für die ich außerordentlich qualifiziert bin, besteht darin, den Opfern zu helfen, die immer noch unter schweren mentalen Störungen leiden. Ich bin durchaus bereit, alle Zeit, die nötig ist, für einige der renommierteren Opfer aufzubringen. Ich kann sicherlich die psychodynamischen Konflikte eingrenzen, die zu ihrem derzeitigen Zustand geführt haben.«
    »Wir wissen, was mit ihnen geschehen ist, Dr. Hessian. Dasselbe, was mit Ihnen geschah, und es ist erfreulich, Sie wieder herumlaufen und mit allen reden zu sehen. Feststellen zu können, daß Sie wieder völlig normal sind.«
    »Normal? Normal?« Die zweite Wiederholung war lauter als die erste. »Was ist denn normal … ah …«
    »Dr. Dwardie«, ergriff Dorothy behutsam das Wort. »Sollen wir nicht einen kleinen Spaziergang machen, Dr. Hessian? Ich denke, das Katalogisieren der Bücher kann auch noch bis morgen warten.«
    Sarah machte ein enttäuschtes Gesicht, und Kris reagierte genauso, denn sie konnten nicht mithören, was Dorothy Dr. Hessian zu sagen hatte. Mit einigen Büchern unterm Arm verließen sie die Bibliothek, behielten dabei aber die beiden Ärzte im Auge.
    Dorothy hatte die leichte Bewegung der Plane gesehen und wollte tatsächlich das Gespräch draußen fortsetzen, wo keine Gefahr bestand, daß sie belauscht wurden. Hessian ließ sich von ihr aus der Bibliothek herausführen und sagte: »Mein ›normales‹ Selbst läßt sich wohl kaum mit dem sogenannten ›Normalzustand‹ anderer Menschen vergleichen.« Die Worte »erst recht nicht mit dem der hier Anwesenden« hingen in der Luft, obgleich der Arzt sie nicht ausgesprochen hatte. »Erst jetzt fällt mir nach und nach ein, wie außergewöhnlich mein normales Selbst ist. Sie können nicht erwarten … daß ich … Bücher in Regale einräume, oder etwa doch?«
    »Wenn ich das tun kann, weshalb sollte es dann unter Ihrer Würde sein, Dr. Hessian?«
    »Einen kleinen Moment mal, junge Frau.« Seine Stimme troff von Herablassung.
    »Dr. Dwardie, Dr. Hessian«, erinnerte Dorothy ihn mit Nachdruck, aber immer noch freundlich. »Diese Kolonie überlebt, weil jeder … jeder .. bereit ist, die grundlegenden

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