Die Diener Der Eosi
aus.«
»Das wäre mal ganz was Neues«, meinte Kris und lachte. Der ehemalige israelische Spion war ein ziemlich geschwätziger Zeitgenosse.
»Mal sehen, was es dort gibt. Einen guten Krimi lese ich immer gerne«, sagte Sarah.
»Wie wollen Sie bei all den neuen Patienten dafür noch Zeit finden?«
»Ich schaffe es schon«, lautete Sarahs Antwort. Dann seufzte sie wieder. »Das Lesen fehlt mir. Und zwar sehr.«
»Das liegt nur daran, daß Sie nicht aus einem College-Kursus herausgerissen wurden, zu dessen Aufgaben eine so lange Leseliste gehörte.« Kris hielt eine Hand in etwa ein Meter fünfzig Höhe über dem Kantinenboden.
»Demnach ist dies«, sagte Sarah und deutete mit einem ironischen Lächeln auf ihre Umgebung, »eine viel bessere Art, Ihre Zeit zu verbringen.« Ehe Kris darauf etwas erwidern konnte, fügte sie hinzu: »Tatsächlich wäre die Uni im Vergleich dazu ziemlich langweilig.«
»Prof, bekomme ich in diesem Überlebenskurs die Note ›sehr gut‹?«
»Aber klar doch«, sagte Sarah. Dann standen beide auf und trugen ihr Geschirr zur Küchendurchreiche.
Als sie den Bau betraten, trafen sie nur Dorothy Dwardie an, die Bücher auspackte und in die Regale stellte.
»Oh, schön, ein wenig Hilfe. Ich habe hier die erstaunlichsten … Texte unterschiedlichen Inhalts gefunden. Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie es kommt, daß diese Bücher alle in derselben Kiste gelandet sind.« Sie zeigte ihnen die Bände, die sie gerade in der Hand hielt.
»Maler der Spätrenaissance«, las Sarah einen Titel vor.
»Wie die Grinch das Weihnachtsfest stahlen«, las Kris den zweiten Titel, nahm Dorothy das Buch aus der Hand und blätterte die reich illustrierten Seiten durch. »Wir haben hier vielleicht kein Weihnachten, aber ich bin froh, daß es ein paar gute Kinderbücher gibt. Können wir Ihnen helfen?«
»Ja, gerne«, sagte Dorothy und deutete hinter sich.
Kisten waren in drei oder vier Etagen aufeinander gestapelt worden, bis hin zu der Plane, die das Ende der Bibliothek sowie den Ausbau absperrte, der im Augenblick vorgenommen wurde. Schmale Gassen erlaubten den Zugang zu den Kistenstapeln.
»Wo«, fragte Sarah, »ist die Krimi-Abteilung?«
»Das weiß ich nicht«, erwiderte Dorothy und richtete sich mühsam auf. »Schauen Sie sich um. Ich kann nicht versprechen, daß es hier so etwas gibt. Ich katalogisiere, während ich auspacke und dem lieben Gott für die Computer danke. Anderenfalls würden wir nämlich niemals wissen, wieviel wir haben.«
»Sie erledigen all das doch nicht etwa ganz alleine, oder?«
»Nun, eigentlich sollte ich zum Einräumen in die Regale Helfer bekommen«, sagte Dorothy. »Wir hatten heute morgen einige Opfer hier, und ich denke, es nützt ihnen, sich an einige grundlegende Dinge zu erinnern, die sie früher einmal wußten.«
»Was suchen Sie denn?«
»Alles. Für mich ist ein Buch von Dr. Seuss über Kinderpflege weitaus wertvoller als irgendein Werk über die Spätrenaissance. Obwohl ich überhaupt nichts gegen Maler und Kunst habe. Gut wären sogar einige leichte Klassiker, die wir den Opfern vorlesen könnten. Auch Westernromane oder ein guter Krimi wären nicht schlecht.«
»Schon verstanden«, sagte Sarah, schloß die Augen, drehte sich um und deutete. Als sie die Augen wieder aufschlug, zeigte ihr Finger auf eine der Gassen zwischen den Kisten. »Kommen Sie, Kris.«
Kris lachte noch immer über Sarahs witzige Art der Auswahl, während sie eine Kiste auf den Boden setzten und sie öffneten.
»Mein Gott, wie sollen wir Ordnung in dieses Chaos bekommen?« sagte sie und betrachtete das Durcheinander: Bücher mit verbogenen Rücken und zerknüllten Seiten bildeten einen unordentlichen Haufen. Ein paar lose Seiten vervollständigten das traurige Bild.
»Indem wir oben anfangen und uns nach unten durcharbeiten. Da drüben sind ein paar freie Regalbretter«, meinte Kris und ging zu einem der Regale an der Seite. »Wir sortieren die Bücher beim Herausholen.«
»Gute Idee.« Sarah setzte sich auf den Boden und begann, Bücher aus der Kiste zu ziehen.
Sie waren jedoch ›zielsicher‹, wie Sarah bemerkte, auf eine ganze Kiste Krimis und Liebesromane gestoßen. Ihre Bemühungen, ihre zugewiesene Aufgabe zu erfüllen, wurde dadurch behindert, daß sie Bücher fanden, die sie kannten, oder Titel, die ihr Interesse weckten.
»Ein neuer Hillerman«, rief Sarah begeistert, lehnte sich mit dem Rücken gegen eine Kiste und begann in ihrem Fund zu blättern. »Ich lese nur
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