Die Diener des Boesen
beaufsichtigen, die ihr als Leihgabe zur Verfügung gestellt worden waren. Sie würde wahrscheinlich die Nacht dort verbringen. Buffy war erleichtert; das machte die Sache wesentlich einfacher. Indes das Strandgespräch ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Ihre Mutter wollte nicht länger von allem ausgeschlossen werden. Aber begriff sie denn nicht, dass ihre Forderung Buffys Leben nur noch komplizierter machen würde ?
Andererseits, dachte Buffy, hatte die Tatsache, dass sie die Jägerin war, das Leben ihrer Mutter zweifellos extrem verkompliziert.
Nachdem sie Roland untergebracht hatte, ging Buffy zu Bett, aber sie musste dauernd an die berechtigte Sorge ihrer Mutter und das ganze Geheimnis um Roland und diese kleinen dunklen Elfenwesen denken. Sie warf sich hin und her, sah immer wieder auf die Uhr und entschloss sich, um Mitternacht aufzustehen und nach Roland zu sehen. Als sie wieder einmal einen Blick auf die Uhr warf, war es einundzwanzig Minuten nach elf.
Spät genug.
Sie warf die Decke zurück und stand auf. Sie trug nur ein T-Shirt und Boxershorts; es war besser, wenn sie einen Morgenmantel überstreifte.
Sie wollte gerade zu ihrem Kleiderschrank gehen, als Angel mit unglaublicher Geschwindigkeit durch das Fenster schoss, sie mit voll ausgeprägtem Vampirgesicht ansprang und aufs Bett warf.
»Uh«, machte sie verdutzt.
»Buffy, schließ deine Augen«, flüsterte er mit brennend gelben Augen. »Rühr dich nicht.«
»Angel«, sagte sie und versuchte, sich aufzurichten. »Was soll das?«
Er warf sich auf sie und nagelte sie auf die Matratze. »Schließ deine Augen«, knurrte er.» Gib keinen Laut von dir. Atme nicht einmal.«
Eisiger Wind pfiff durch ihr Zimmer und schwoll zu einem derartigen Kreischen an, dass sie heftig zusammenzuckte. Reflexartig versuchte sie aus dem Bett zu springen.
Angel hielt sie unerbittlich fest und drückte sie mit seinem ganzen Gewicht nach unten. Eine Hand umklammerte ihr Handgelenk. Ihr anderer Arm war unter seinem Körper eingeklemmt.
»Es ist die Wilde Jagd«, flüsterte er. »Die Jäger reiten durch Sunnydale, Buffy. Sie sind auf der Jagd nach Seelen. Wenn du sie ansiehst, werden sie dich mitnehmen.«
7
In das Kreischen vor Buffys Haus mischte sich das durchdringende Heulen und Bellen von Hunden, wild und bedrohlich. Ihr Fenster lag im ersten Stock, aber der Lärm und die Hunde selbst schienen direkt auf sie zuzukommen. Sie versteifte sich und wollte die Augen öffnen, aber Angel bedeckte sie mit seinen Händen.
»Die Höllenhunde«, sagte er. »Sie sind die Vorhut der Jagd. Ihre Pfoten berühren nie die Erde.«
»Aber...«
»Still. Sie werden dich hören. Sie werden dich finden.«
Sie schluckte in der Dunkelheit, während er auf ihr lag und mit der linken Hand eines ihrer Handgelenke umklammert hielt. Mit der anderen Hand bedeckte er weiter ihre Augen. Sein Mund war gegen ihren Hals gepresst. Sie wusste, dass er das Pochen ihrer Ader spüren konnte, während ihr Herz hämmerte. Sie hatte einmal zu ihm gesagt: Wenn du mich küsst, möchte ich sterben. Aber manchmal glaubte sie, dass sie sterben würde, wenn er sie nicht küsste.
Sie bewegte sich unter ihm, wollte etwas sagen, aber Angel brachte sie mit einem »Pst!« zum Schweigen. Seine Brust drückte gegen ihre. Sie spürte die festen Muskeln seiner Oberschenkel, als er sie zwang, still dazuliegen.
Sie hörte grausiges Gelächter und Geschnatter und den klagenden Ruf eines Horns. Angel löste seinen Griff um ihre Gelenke, nahm eine ihrer Hände und hielt sie fest, als wollte er sie beschwören, keinen Laut von sich zu geben.
Dann folgte das Trippeln und Trappeln von Dutzenden, vielleicht Hunderten winziger Füße. Abscheu erfasste Buffy, und sie schauderte. Buffy hatte nicht nur Angst. Sie stellte zu ihrem Schrecken fest, dass sie vor Entsetzen wie gelähmt war, im Würgegriff einer hilflosen Panik, wie sie sie noch nie zuvor empfunden hatte. Eine Angst, die ihrem Unbewussten entsprang, hatte sich ihrer bemächtigt.
Als würde es ihrer Seele selbst grausen.
Die Jägerin wimmerte.
»Pst«, machte Angel. »Das waren die dunklen Elfen. Sie müssen
die Späher sein. Jetzt kommen die Jäger.«
Dann erfüllte das Donnern von Hufen den Raum; die Fenster, Wände und Türen erbebten unter einem wütenden Sturm. Buffy biss sich auf die Unterlippe, um nicht laut aufzuschreien; es war nicht ihre Art, sich zu verstecken, und alles in ihr drängte sie, aufzuspringen und sich dieser Wilden Jagd
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