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Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben

Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben

Titel: Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Peetz
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ist das Ziel? Mich
einzuschüchtern? Die Verteidigung platzen zu lassen? Soll ich den Fall
niederlegen?«
    Steiner zeigte zum
ersten Mal Nerven und reagierte gereizt: »Gegen Paranoia gibt es Pillen. Bei
egozentrischer Weltsicht wird es schwieriger.« Er stand auf. »Sie überschätzen
sich, Caroline«, sagte er. »Vielleicht bin ich gar nicht hinter Ihnen her.
Vielleicht interessiere ich mich ja für eine Ihrer Freundinnen.«
    Und dann ging er
einfach. Sein Kaffee blieb unangetastet zurück. Sie hatte einen empfindlichen
Nerv getroffen. Da war sie sich sicher. Caroline nahm ihr eigenes Telefon. Fast
hätte sie sich von ein bisschen Vogelgezwitscher und heißem Pfefferminztee
ablenken lassen. Sie schickte eine SMS an Nora. Konzentrieren Sie sich auf die möglichen Querverbindungen
zwischen Steiner und Lenny Fischer.
     
    Draußen hupte ein Auto.
Penetrant und laut. Caroline schaute durchs Fenster. Simon aus dem Nachbardorf
hatte ihren Wagen in Rekordzeit repariert.
    »Falls du geglaubt
hast, du könntest dich hier verstecken, hast du dich getäuscht«, rief Kiki aus
dem Wageninneren. » OBI wartet.«
    Estelle und Judith
winkten ihr fröhlich zu.
    Das dörfliche
Nachrichtensystem funktionierte tadellos. In Birkow ging niemand verloren.
Caroline stöhnte aus tiefstem Herzen auf. Ein Besuch im Gartencenter stand auf
ihrer Hitliste von Lieblingsbeschäftigungen ganz unten. Sie beneidete die
kleine Greta, die bei Ingrid zurückbleiben durfte.
    »Ich habe keine Ahnung
von Pflanzen«, wehrte sie sich.
    Kikis Gegenargument war
schlagend: »Du musst nicht mit aussuchen. Bloß mitschleppen«, gestand sie
ehrlicherweise.
    Ermattet ließ Caroline
sich auf die Rückbank fallen. Sie hatte nur noch eins zu erledigen: Sie musste
Eva warnen.

38
    Estelle glühte vor
Entschlossenheit. Sie wusste, was auf sie zukam. Der Weg zur Natur führte über
das Industriegebiet von Neustrelitz. Vor den Genuss von selbst gezogenem
Gemüse, perfektem Rasen und farbenfrohen Blumenbeeten hatten die Götter den
Besuch in OBI s Gartenparadies gesetzt.
    Auf der Fahrt hatte
Caroline den Freundinnen ausführlich von Steiner berichtet. Nur Judith konnte
den ewigen Mahnrufen etwas abgewinnen. Estelle und Kiki hatten allmählich genug
von Carolines Verschwörungstheorien.
    »Vielleicht solltest du
den Beruf wechseln«, schlug Judith vor.
    »Oder den Mandanten«,
ergänzte Kiki.
    »Oh Gott«, schrie
Estelle.
    Ihre schlimmsten
Ahnungen wurden bestätigt. Die Dienstagsfrauen waren nicht die Einzigen, die
der Meinung waren, dass der rechte Moment gekommen war, die Gartensaison zu
eröffnen. Der Parkplatz war übervoll. Nachdem die stürmischen Eisheiligen über
das Land gefegt waren, markierten die ersten Sonnenstrahlen des Jahres den
Auftakt zum kollektiven Pflanzrausch. Kurz vor den Feiertagen wurde zum Sturm
auf das Gartencenter geblasen.
    »Hier geht’s zu wie in
der Apotheke«, meinte Estelle. Auch dort hatte sich der Hang zum grünen Glück
breitflächig durchgesetzt. Die Frage »Haben Sie was Pflanzliches?«, gehörte zum
Standard sämtlicher Verkaufsgespräche. Alles, was den Stempel Grün hatte,
verbuchte steigende Absatzzahlen. Ihre Kunden liebten das Gefühl, sich selbst etwas
Gutes zu tun, indem sie rein pflanzliche Mittel zu sich nahmen. Der Apotheker
war nur noch dazu da, um vom Verzehr von Maiglöckchen, Hahnenfuß, unreifen
Auberginen und Fliegenpilzen abzuraten. Es sei denn, man litt unter akuter
Selbstmordneigung.
    Halb Mecklenburg-Vorpommern
hatte sich bei OBI versammelt. Millionen von
Stiefmütterchen, Primeln, Vergissmeinnicht, Ranunkeln, Nelken und Rosen wollten
gepflanzt werden, Bäume mit dem richtigen Werkzeug beschnitten, Teiche angelegt
und Vorgärten mit Blumenrabatten verschönert werden. Für den Plattenbaubewohner
gab es schmucke Küchengärten in auf alt getrimmten Töpfen. Das Ziehen von
Schnittlauch, Basilikum und Rosmarin auf der Fensterbank war eine beliebte
grüne Anfangsaktivität.
    »Wie hoch ist das
Budget?«, fragte Kiki Estelle.
    Estelle zuckte mit den
Schultern: »Was muss, das muss.«
    Ihr war jedes
finanzielle Mittel recht, Sabine zu beweisen, dass die Stiftung ein Traumobjekt
angemietet hatte. Sie war wild entschlossen, die verbleibenden Tage zu nutzen,
um Kikis Bauruine in ein Landschloss zu verzaubern, das dem romantischen Landlust -Leser Tränen in die Augen trieb. Die Schlacht von
Birkow wurde im Gartencenter entschieden.
    Mit einem Blick, mit
dem man sonst nur durch Museen wandelte, liefen die Dienstagsfrauen

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