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Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben

Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben

Titel: Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Peetz
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ihr flirten. Carolines Alarmglocken schrillten lauter als je
zuvor.
    »Von welchem Fall
sprechen Sie?«, stellte sie ihn zur Rede. Sie hatte das Gefühl, endlich dem
wahren Steiner zu begegnen. Der Schwall von Beschimpfungen und Drohungen hatte
mit dem Entführungsfall begonnen.
    »Die Lenny
Fischer-Geschichte«, antworte Steiner dann auch.
    Ihr Instinkt hatte
nicht getrogen. Caroline hatte von Steiner eine wichtige Lektion gelernt: Wer
viel fragt, muss wenig preisgeben.
    »Was wissen Sie
darüber?«, fragte sie provokativ.
    »Nur das, was in den
Zeitungen stand«, gab Steiner zu. »Ein kleines Mädchen verschwindet aus einem
Schwimmbad. Zwei Tage später wird sie mehr tot als lebendig in einem
Straßengraben gefunden. Es gibt nur einen Verdächtigen: einen Mitarbeiter der
Schwimmbad-Kantine, ein verurteilter Pädophiler noch dazu. Dank Ihrer astreinen
Verteidigung wird er freigesprochen.«
    Caroline nickte.
Juristisch war an dem Urteil nichts zu deuteln. Der Volksseele war das egal
gewesen. Sie wollte die Strafverteidigerin hängen sehen. Und Lenny Fischer
sowieso.
    Steiner sah das
ähnlich: »Wie können Sie so jemanden verteidigen?«, fragte er.
    Steiner gehörte
anscheinend zu den Leuten, die glaubten, Verteidiger zu sein, bedeutete, dass
man die Taten seiner Mandanten verteidigte. Caroline hätte ihm erklären können,
dass sie in dem Fall als Pflichtverteidigerin bestellt war und die Arbeit so
gut machte, wie sie gemacht werden musste. Trotz des massiven Drucks von Presse
und Öffentlichkeit, die jeden ihrer Schritte mit Argusaugen verfolgten. Privat
konnte sie Lenny Fischer nicht ausstehen. Dennoch kämpfte sie gegen die
allgemeine Vorverurteilung ihres Klienten. Fischer war der geborene Schuldige.
Die Narben in seinem Gesicht zeugten von einer handfesten und bewegten
Vergangenheit, seine Reden von ungebrochenem Kampfgeist. Er sah sich vor allem
als Opfer. Schuld waren immer nur die anderen. An allem. Niemals könnte er
einem Kind etwas antun. Nicht einmal aus Versehen. Echt nicht. Die Polizei
hatte ihn reingelegt, diese Arschlöcher. Sein ganzes Leben waren sie hinter ihm
her. Kein Wunder, dass er ab und an zuschlug. Sie provozierten ihn so lange,
bis er nicht mehr anders konnte.
    »So jemanden kann man
doch nicht frei rumlaufen lassen«, ereiferte sich Steiner.
    »Das fand die Polizei
offenbar auch«, erzählte Caroline. »Deswegen haben sie ein paar Beweise
gefälscht, um sicherzugehen, dass es in der Schwimmbadsache für eine
Verurteilung reicht.«
    »Das heißt nicht, dass
er nicht doch der Täter war«, hielt Steiner dagegen.
    Lenny hatte von Anfang
an seine Unschuld beteuert. Aber was hieß das schon? Achtzig Prozent ihrer
Mandanten behaupteten, unschuldig zu sein, achtzig Prozent wurden auch verurteilt.
Was ging Steiner der Fall überhaupt an?
    »Lenny Fischer scheint
Sie ja mächtig zu beschäftigen«, wunderte sie sich.
    »Ganz Köln hat sich für
den Fall interessiert«, wich er aus. »Haben Sie das Fernsehinterview gesehen,
das er nach seiner Freilassung gegeben hat? Diese selbstgefällige Arroganz…«
    Caroline hatte Fischer
dringend davon abgeraten, sich vor der Revisionsverhandlung zu äußern. Er hatte
sich nicht daran gehalten. »Ich lasse mir von niemandem den Mund verbieten«,
hatte er gewettert. »Nicht mal von Ihnen.«
    »Ich kommentiere meine
Fälle nicht«, schloss Caroline die Diskussion.
    Steiner ahnte wohl,
dass das Gespräch zu nichts führen würde. Er stand auf, um an der Theke
Kaffeenachschub zu holen. Ausgerechnet in dem Moment ging eine SMS auf seinem iPhone ein. Vorsichtig drehte Caroline das Telefon so, dass sie den
Text lesen konnte. Situation eskaliert. Erwarte dringend Ihre
Einschätzung aus B. , stand da.
    Keine Unterschrift. Da
hatte es jemand offenbar sehr eilig. B., da hatte Caroline keine Zweifel, stand
für Birkow.
    »Hat Sie jemand
geschickt, um mit mir über diesen Fall zu reden?«, fragte Caroline mutig, als
Steiner mit neuem Kaffee an den Tisch trat.
    Steiner schien ehrlich
überrascht: »Mord und Totschlag ist Ihr Metier. Nicht meins«, sagte er.
    »Was ist es dann?«,
setzte Caroline nach. »Sollen Sie meine Strategie für die Revision
rausbekommen?«
    Steiner lachte laut
auf: »Die Welt dreht sich nicht nur um Sie, Frau Seitz.«
    Caroline redete sich
zunehmend in Rage: »Für wen arbeiten Sie? Für die Staatsanwaltschaft? Für die
Eltern des Mädchens?«, fragte sie scharf. Sie war nicht mehr zu stoppen.
Endlich wähnte sie sich auf der richtigen Spur: »Was

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