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Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben

Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben

Titel: Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Peetz
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wollte nach dem
Abitur ein Jahr ins Ausland. So er es denn bestand. Danach würde es im
Jahresabstand Schlag auf Schlag gehen. Hatten sie sich noch etwas zu sagen? Sie
musste ein grundsätzliches Gespräch mit Frido führen. Wo standen sie? Was kam
noch? Als sie zum Telefon griff, vergaß sie ihren Plan sofort. Sie hatte eine SMS von Caroline erhalten: Pass auf mit
Steiner, schrieb sie. Ich weiß nicht, was er vorhat,
aber er spielt ein doppeltes Spiel. Eva lachte auf. Caroline klang, als
spiele sie in einem James-Bond-Film mit.
    Ihr Blick fiel auf die
Aufgabenliste auf der Tafel. Sie könnte doch schon mal mit den Brombeeren
beginnen. Im Sitzen. Und wenn sie dabei zufällig Steiner begegnete, könnte sie
ihn ein bisschen ausfragen. Sie war sich sicher, dass sie mehr herausfinden
könnte als Caroline. Ihre Freundin war so undiplomatisch. Da kam immer die
Strafverteidigerin durch. Mit ein bisschen Charme müsste Steiner doch zu
knacken sein.
    Bewaffnet mit
Klappstuhl, Arbeitshandschuhen und Gartenschere betrat sie das auserkorene
Aktionsfeld. Beim ersten Schritt in den Garten durchzuckte sie ein stechender
Schmerz. Eva biss die Zähne zusammen. Die Ärztin in ihr empfahl weitere Ruhe,
der unruhige Geist erklärte, dass sie lange genug gesessen hatte und in sich
gegangen war. Sie war fürs Nichtstun nicht geschaffen. Schon eher für ein
klitzekleines Abenteuer. Vorsichtig, Schritt für Schritt humpelte sie in
Richtung Fischerhütte. Die Freundinnen hatten ganze Arbeit geleistet. Die
Baureste, die gestern noch überall auf dem Grundstück herumgeflogen waren,
lagen nun in einem geordneten Stapel an der Wand des Schuppens, ein frisch
gepflügtes Beet wartete auf Düngung und Bepflanzung. In der Entfernung sah sie
Steiner, der das Boot startklar machte. Er winkte und lief auf sie zu. Einen
Moment glaubte Eva, dass er näher kommen und sie begrüßen würde. Auf halbem Weg
bückte er sich, hob die Ruder, die im Gras lagen, und drehte wieder ab. Ihr
fehlte der Mut, zu ihm zu gehen und ihn anzusprechen. Eva war enttäuscht. So
hatte sie sich das nicht vorgestellt.
    Frustriert schlüpfte
sie in die Arbeitshandschuhe, griff beherzt in die Brombeeren und zerrte an dem
stacheligen Gestrüpp, als sie einen empörten Kampfschrei hörte. Elvis stürzte
sich mit wütendem Geschrei und Geflatter auf sie. Der spitze Schnabel bohrte
sich durch ihre Jeans. Die Brombeeren gehörten zu dem Terrain, in dem die
Hühner sich tagsüber frei bewegen durften. Das Gekreisch hallte bis zum See.
Elvis zeterte und hackte und machte seiner Rolle als gefiederter Platzhirsch
alle Ehre. Leider hatte er die Rechnung ohne Steiner gemacht. Mit
Riesenschritten kam er angerannt und holte mit einer einzigen blitzschnellen
Handbewegung den aufmüpfigen Hahn von seinen Füßen. Kopfüber hängend, Auge in
Auge mit Steiner, gab Elvis sich bedeutend kleinlauter.
    Aus dem Brombeergebüsch
klang verhaltenes Gepiepe. Eva schob die Äste beiseite. Kein Wunder, dass der
Hahn sich echauffierte: Im Gestrüpp verbarg sich eine von Elvis’
Lebensgefährtinnen und brütete den gemeinsamen Nachwuchs aus.
    »Ich würde mit dem
Beschneiden der Hecken warten«, empfahl Steiner. »Die Hühner sind nicht die
Einzigen, die gerade nisten.«
    Eva war so erschrocken,
dass ihr ein paar Tränen aus den Augen kullerten. Sie ließ sich auf ihren
Klappstuhl fallen. »Ich wollte mich so gern nützlich machen.«
    »Ach was«, meinte
Steiner. »nützlich sein wird überschätzt. Legen Sie die Beine hoch und ruhen
Sie sich aus.«
    »Bloß nicht. Nicht
schon wieder«, platzte Eva heraus.
    Steiner überlegte einen
Moment. »Schaffen Sie es bis zum See?«
    Eva schaute auf das
schwankende Boot und nickte. Sie nahm sich vor, Elvis heute Abend eine Leckerei
zuzustecken.

40
    »Du siehst klasse aus«,
kicherte Kiki. Sie stand mit Estelle an der Kasse im Gartencenter. Das Muster
des Liegestuhls hatte sich tief in deren Wange eingegraben. Doch das war ihr
geringstes Problem.
    »Die geht nicht«,
verkündete die Kassiererin und überreichte Estelle ihre Kreditkarte. Das
Namensschild Lydia wogte aufgeregt auf ihrem Busen.
    »Probieren Sie es noch
einmal«, sagte Estelle leichthin.
    Lydia arbeitete sich an
der Karte ab. Ohne gewünschtes Ergebnis.
    »Vor zwei Tagen an der
Tankstelle habe ich noch damit bezahlt«, beschwerte sich Estelle.
    »Die geht trotzdem
nicht«, sagte das Mädchen. Die Wartenden in der Schlange, ermattet vom
kollektiven Kaufrausch, erwachten. Estelle grinste verlegen in die

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