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Die Differenzmaschine: Roman (German Edition)

Die Differenzmaschine: Roman (German Edition)

Titel: Die Differenzmaschine: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson , Bruce Sterling
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Schein entkräfteten Gaslichts. Die rhythmischen, hallenden Schläge und kreischenden Quietschtöne des Brunel-Vor triebstorpedos. Sechsunddreißig Korkenzieherzähne aus bestem Birmingham-Stahl fressen sich mit erbarmungsloser Energie in eine stinkende Schicht alten Londoner Lehms.
    Meistersappeur Joseph Pearson, der es sich mit seinem Mittagessen bequem gemacht hat, isst von einer steif geronnenen, mit Bratenfett garnierten Fleischpastete aus einem Henkelmann. »Ja, ich kannte den großen Mallory«, sagt er, und seine Stimme hallt wider von den gebogenen Walrippen aus genietetem Gusseisen. »Wir wurden nicht gerade miteinander bekannt gemacht, aber er war Leviathan-Mallory, keine Frage, denn ich hatte sein Gesicht in der Zeitung gesehen. Er stand so nahe vor mir wie ich vor dir, Junge. ›Lord Jeffries?‹, sagt der Leviathan zu mir, ganz überrascht und zornig. ›Ich kenne Jeffries! Der verdammte Bastard sollte wegen Betruges verurteilt werden!‹ Oder so ähnlich.«
    Meister Pearson grinst triumphierend; das rötliche Licht glänzt auf einem goldenen Ohrring, einem Goldzahn. »Und ich will verdammt sein, wenn dieser Gelehrte, dieser Jeffries nicht jede Menge Ärger bekam, als der Gestank vorbei war. Leviathan-Mallory trug natürlich zu dieser Bestrafung bei. Er ist ein Edelmann von Natur, dieser Leviathan-Mallory.«
    »Ich hab diesen Brontosaurus gesehen«, sagt Lehrling David Waller und nickt eifrig. »Das ist ein feines Ding!«
    »Ich selbst arbeitete ’54 im Schacht, als sie die Elefantenzähne ausgruben.« Meister Pearson lässt die Füße in den Gummistiefeln von der zweiten Plattform des Ausgrabungsschachtes baumeln, rückt auf seiner gegen Nässe imprägnierten Matte aus Kokosfaser und Sackleinwand und zieht eine Flasche Champagner aus der Tragtasche seiner Arbeitsausrüstung. »Französischer Schampus, Davey. Dein erster Tag hier unten; das muss begossen werden.«
    »Das ist aber nicht richtig, nicht wahr, Sir? Gegen die Regeln.«
    Pearson dreht den Korken heraus, damit es kein Knallen und Überschäumen gibt. Er zwinkert. »Mein Junge, es ist für dich das erste Mal hier unten; wird niemals ein anderes erstes Mal geben.« Pearson schleudert einen zuckerigen Bodensatz von starkem Tee aus seiner Blechtasse und füllt sie bis zum Rand mit Champagner.
    »Ist schal geworden«, meint Lehrling Waller traurig. »Die Kohlensäure ist draußen.«
    Pearson lacht, reibt sich eine geplatzte Ader in seiner fleischigen Nase. »Das ist der Druck, Junge. Warte, bis du nach oben kommst. Dann geht es in dir los. Wirst furzen wie ein Ochse.«
    Lehrling Waller trinkt mit einiger Vorsicht. Über ihnen ertönt eine eiserne Glocke. »Fahrkorb kommt runter«, sagt Pearson. Verkorkt eilig die Flasche. Steckt sie zurück in die Tragtasche, trinkt den Rest aus der Tasse, wischt sich den Mund.
    Ein zylindrischer Käfig sinkt herab, passiert mit kloakenhafter Langsamkeit eine Membran aus gewachstem Leder. Es gibt ein Zi schen und Knarren, dann kommt der Käfig zum Stillstand.
    Zwei Männer steigen aus. Der Erste Vormann trägt einen Helm, Arbeitszeug und Lederschürze. Bei ihm ist ein großer, weißhaariger Mann in einem schwarzen Frack und schwarzer Seidenbinde, ein Band aus schwarzem Seidenkrepp um den glänzenden Zylinderhut. Er trägt eine Messinglaterne, und im rötlichen Licht des Schachts glänzt ein taubeneigroßer Diamant, oder vielleicht ein Rubin, an der Kehle des alten Mannes. Seine Beine stecken wie die des Vormanns in kniehohen Gummistiefeln.
    »Der Große Meister im Ruhestand«, schnauft Pearson und rappelt sich sofort auf. Auch Waller springt auf.
    Die beiden stehen stramm, als der Große Meister unter ihnen durch den Stollen zum massiven, mit Bohrmeißeln besetzten Vortriebstorpedo schlendert. Er blickt nicht zu ihnen auf, nimmt keine Notiz von ihnen, spricht aber mit kühler Autorität zum Vormann. Er untersucht Bolzen, Schweißnähte und Füllmaterial mit dem stechenden Lichtkegel seiner Bullaugenlaterne. Die Laterne hat keinen Handgriff, denn der große Meister trägt das heiße Messinggehäuse in einem glatten Eisenhaken, der aus einem leeren Ärmel ragt.
    »Eine komische Art, sich anzuziehen, nicht?«, flüstert Waller.
    »Er ist noch in Trauer«, wispert Pearson zurück. »Ah«, sagt der Lehrling. Er beobachtet, wie der Große Meister ein Stück weitergeht. »Noch immer?«
    »Er kannte Lord Byron sehr gut, der Große Meister. War vertraut mit ihm. Kannte auch Lord Babbage! In der Zeit der Unruhen – als sie

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