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Die Differenzmaschine: Roman (German Edition)

Die Differenzmaschine: Roman (German Edition)

Titel: Die Differenzmaschine: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson , Bruce Sterling
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vor Wellingtons Polizei davonliefen! Damals waren sie keine Lords – keine richtigen jedenfalls, wie heute, bloß wie Rebellen und Aufrührer, auf deren Köpfe ein Preis ausgesetzt war. Der Große Meister versteckte sie einmal unten in einem Stollen – das war ein regelrechtes Parteihauptquartier. Die Lords vergaßen ihm nie die großen Dienste, die er ihnen geleistet hatte. Deshalb sind wir heute die größte der Radikalen Gewerkschaften.«
    »Ah.«
    »Das ist ein großer Mann, Davey! Ein Meister des Stollenbaus, ein Sprengmeister … solche wie er werden heute nicht mehr gemacht.«
    »Also – muss er jetzt bald achtzig sein, nicht?«
    »Und immer noch rüstig.«
    »Könnten wir nicht hinuntergehen, vielleicht? Ich würde ihn gern aus der Nähe sehen, Sir. Ihm vielleicht den berühmten Haken schütteln.«
    »Einverstanden, Junge – aber würdiges Benehmen jetzt. Keine Fluchworte.«
    Sie klettern die Leiter hinunter zum Stollenboden.
    Als sie dem Großen Meister folgen, verändert sich plötzlich der Tonfall des schürfenden Kratzens und Polterns, mit dem der Torpedo sich in den Untergrund hineinfrisst. Die Mannschaft springt auf, denn eine solche Veränderung bedeutet Ärger – eine Wasserader, Schwimmsand oder Schlimmeres. Pearson und sein Lehrling laufen in schwerfälligem Trab weiter zum Vortrieb.
    Abschabsel von weichem schwarzen Schmutz ergießen sich aus den scharfen Stahlspiralen der sechsunddreißig rotierenden Bohrmeißel und fallen in fettigen Klumpen auf die Transportbänder, von denen sie zu bereitstehenden Feldbahnloren befördert werden. Aus der schwarzen Erde der Abbaufront dringen gedämpft kleine platzende Geräusche von alten Gaseinschlüssen, schwach wie Pearsons entkräfteter Champagnerkorken. Aber kein tödlicher Wassereinbruch, kein alles verschüttender Schwall von Schwimmsand. Sie schieben sich wachsam näher heran, folgen mit ihren Blicken dem scharfen weißen Lichtkegel der Laterne.
    Weißlich gelbe Knollen zeigen sich inmitten von grünlich schwarzem Schmutz. »Knochen, was?«, meint ein Arbeiter, wischt sich die Nase. Es riecht sauer und moderig. »Wie Fossilien …«
    Plötzlich stößt die Hydraulik den Torpedo schneller vorwärts in den nachgiebigen Untergrund, und zerbrochene Gebeine prasseln in dichter Masse auf die Transportbänder. Menschliche Gebeine.
    »Ein Friedhof!«, ruft Pearson. »Wir haben einen Friedhof angebohrt!«
    Aber der Tunnel ist dafür zu tief, und es sind zu viele Gebeine, aufeinandergepackt und in wirrer Unordnung wie die Äste eines vom Windbruch umgeworfenen Waldes, in einer tiefen unterschiedslosen Masse, und auf einmal verbunden mit einem dünnen und tödlichen Gestank von Schwefel und ungelöschtem Kalk.
    »Seuchengrube!«, ruft der Vormann entsetzt, und die Männer weichen stolpernd zurück. Der Vormann schaltet mit einem Zischen von abgelassenem Dampf den Vortrieb aus.
    Der Große Meister hat sich nicht bewegt.
    Er steht still und betrachtet das Werk der Bohrmeißel.
    Er stellt seine Lampe ab und greift mit seinem glänzenden Haken in die Masse der geschichteten Gebeine, stochert darin herum und zieht etwas an einer Augenhöhle heraus. Einen Schädel.
    »Ach, damals«, sagt er, und seine tiefe Stimme hallt in der plötzlichen Stille. »Du armer Hund.«

Die Spielerin bringt allen Unglück
    Die Spielerin bringt allen Unglück, die sie kennen. Wenn eine Pechsträhne an den Wettmaschinen ihre Geldbörse geleert hat, wird der Schmuck der Dame insgeheim zur Lombard Street gebracht, und mit der Summe, die der Pfandleiher der Dame gegeben hat, wird von Neuem das Glück versucht! Dann verkauft sie zum Kummer ihrer Zofen auch ihre Garderobe; überzieht ihren Kredit bei der Bank und leiht von allen, mit denen sie zu tun hat, verpfändet ihre Ehre an ihre intimen Freunde, alles in der vergeblichen Hoffnung, ihre Verluste zurückzugewinnen!
    Die Empfindungen leiden unter diesem Spielfieber nicht weniger als das Verständnis und die Fantasie. Welche heftig aufflammenden unnatürlichen Regungen von Hoffnung und Furcht, Freude und Zorn, Unzufriedenheit und Verzweiflung werden vom Rollen eines Würfels, vom Umdrehen einer Karte oder von den schnurrenden Rädern einer Glücksspielmaschine ausgelöst! Wer kann ohne Empörung mit ansehen, wie alle edleren weiblichen Empfindungen, die Kindern und Ehemann geweiht sein sollten, auf diese Weise zerstört, prostituiert und weggeworfen werden? Ich kann nur tiefen Kummer empfinden, wenn ich sehe, wie die Spielerin sich in

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