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Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft

Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft

Titel: Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Falk;Beckedahl Lüke
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Information, die dort fließt, ist in gewisser Weise ein Datum. In Formation gebrachte Daten, das ist es, was unser Leben in der Vergangenheit verändert hat und für unsere Zukunft maßgeblich sein wird. Die Erfassung in Daten ist der Versuch, die Welt mit den Mitteln der Informationstechnologie in geordnete und weiterverarbeitbare Maße zu fassen. Die Vermaßung der Welt, die Beschreibung unseres stofflichen Seins und Daseins zwecks ihrer Berechnung, das erleben wir derzeit in großem Maße. Dabei machen wir dies nicht unbedingt für uns selbst, sondern für die Maschinen, die uns dienen sollen. Historisch betrachtet ist das nur konsequent.
    Wenn wir von Wissenschaft reden, meinen wir immer schon den Versuch, Dinge zu erfassen, zu beschreiben, zu berechnen und anhand dieses Wissens Voraussagen zu treffen   – wenn man einmal von den Geschichtswissenschaften absieht, die dies weit von sich weisen, da sich Geschichte nicht wiederhole. Wir Menschen sind ganz gut darin geworden, chemische Formelnzu finden und physische Eigenschaften zu entdecken und zu beschreiben. Auf der Basis unseres Nichtwissens entsteht durch die Forschung neues Wissen, das dann wieder zu neuem Noch-Nichtwissen führt. Nun wissen wir heute schon vieles. Und manches davon können wir sogar digital beschreiben, in den nach wie vor eher engen Grenzen dessen, was Informationstechnologie in unseren Tagen kann. Wir können Chromosomen analysieren, aber bei den meisten noch nicht wirklich sagen, welches Basentriplett in welcher Kombination was bedeutet und beeinflusst. Wir können komplette Welten simulieren, aber an die Komplexität der Physik, die bei einem Fußballspiel herrscht, kommt man bis heute nicht heran. Noch ist die Natur uns ein weites Stück voraus.
    Einerseits wird die reale Welt digital abgebildet und erfasst. Der Begriff der »virtuellen Realität« ist etwas aus der Mode gekommen, trifft es aber eigentlich ganz gut. Andererseits halten die digitalen Anwendungen Einzug in die stoffliche Welt. »Augmented Reality« heißt das Schlagwort, mit dem diese Anwendungen beschrieben werden: erweiterte Realität. Was im ersten Moment eher nach Drogenmissbrauch klingt, sind kleine Anwendungen von digitaler Technologie. Moderne Telefone zum Beispiel haben eine Vielzahl von Sensoren, unter anderem für die Lage und Ausrichtung des Telefons. Nimmt man nun die Standortermittlung und diese Lagesensoren zusammen, können auf dem Bildschirm des Telefons Abbilder der Umgebung, angereichert mit weiteren Daten, angezeigt werden. Das kann zum Beispiel ein Kartendienst sein, der uns sagt, dass in dem Haus vor uns eine Wohnung zu kaufen ist, wie viel diese kostet und bei wem wir uns melden müssten, wenn wir uns dafür interessieren. Oder aber der Telefontaschencomputer merkt, dass Sie sich gerade kurz vor zuhause befinden. Und weil da auch ein Supermarkt in der Nähe ist, fragt er Sie, ob Sie nicht noch einkaufen gehen wollten. Diese Anwendungen existieren bereits, sie sind nicht besonders spektakulär und in gewisser Weise nützlich, ohne dass sie unverzichtbar wären.
    Doch mit derartigen Vermengungen von virtueller und realer Welt ist noch wesentlich mehr denkbar: Wenn wir schlecht sehen, könnte uns derartige Software weiterhelfen, uns im Raum zu orientieren und Orte, Menschen und Objekte zu erkennen.Wenn Sie Ihre Brille gerne mal verlegen: Vielleicht weiß Ihr Computer ja, wo sie ist? Oder wo Ihr Kind ist? Oder Ihr Chef, wo Sie sind? Oder Ihre Frau? Und mit wem? Die Vermaßung der Welt bietet viele Möglichkeiten. Wirtschaftsvertreter propagieren gerne das »Internet der Dinge«, in dem jedes beliebige Ding eine Adresse im Internet haben kann und damit theoretisch auch selber Sender und Empfänger sein kann. Das geht dann oft einher mit Szenarien, in denen uns erzählt wird, wie schön die Welt doch wäre, wenn alles miteinander vernetzt und damit »klug« wäre.
    Doch was passiert mit den Daten, die wir dadurch erzeugen werden? Wem sollen sie »gehören«? Wer darf sie nutzen? Und: Unter welchen Bedingungen? Auf all das gibt es heute noch keine wirklich klugen Antworten. Tatsächlich ist das Datenschutzrecht nur ein kleiner und nicht besonders aktueller Teil einer notwendigen, umfassenden Antwort auf genau diese Fragen. Wenn wir unseren Weg in die digitale Gesellschaft ungebremst fortsetzen, müssen wir darüber nachdenken, ob wir dafür mit unseren Rechtsordnungen gerüstet sind. Die beiden Autoren würden dies stark in Zweifel ziehen. Viele

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