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Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft

Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft

Titel: Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Falk;Beckedahl Lüke
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dieser an dem digitalen Buch gemacht hatte und für seine Hausarbeit benötigte. Sie waren unwiederbringlich verloren. Der Schüler klagte und Amazon zahlte 150   000   U S-Dollar an Wohltätigkeitsorganisationen, um das Verfahren schnellstmöglich loszuwerden.
    Das Problem, das der Amazon-Fall aufzeigte, war typisch für die Speicherung in der »Wolke«. Cloud Computing heißt, dass irgendwer irgendwo große Rechenzentren betreibt, die mit gewaltiger Rechenpower ausgestattet und in der Lage sind, viele Anfragen zur gleichen Zeit zu bewältigen, und dass dort Daten in großen Mengen gespeichert werden können. Das kommt unserer Faulheit sehr entgegen, denn wir müssen uns um nichts kümmern. Die sogenannten Cloud-Anwendungen haben noch einen weiteren großen Vorteil: Was bereits im Internet liegt, können wir schnell und einfach mit anderen im Netz teilen. Wer beispielsweise Onlineservices wie DropBox, Wuala, TeamDrive oder Box.net benutzt, kann ganze Festplatten im Netz speichern und die Inhalte dann gezielt für alle, einige oder wenige zugänglich machen. Das ist sehr praktisch, wenn mehrere Leute auf ein Dokument zugreifen sollen. Und es ist praktisch, wenn man mit mehreren Rechnern arbeitet, beispielsweise am Arbeitsplatz und zuhause. Aber können wir diesen Anbietern wirklich vertrauen?
    Viele dieser Angebote sind so aufgebaut, dass wir die Software des Anbieters nur so benutzen können, wie er es für richtigbefindet. Die Anbieter diktieren die Bedingungen, die Nutzer sind von ihnen abhängig. Was dies bedeuten kann, zeigten Vorgänge rund um WikiLeaks: Die Whistleblower-Plattform mietete unter anderem Rechner-Infrastruktur von Amazon, um die vielen Anfragen bewältigen zu können, die auf die Seite nach der Veröffentlichung der U S-Botschaftsdepeschen einprasselten. Amazon warf WikiLeaks von den Servern   – und handelte sich dafür viel Kritik ein: Darf ein Infrastrukturdienstleister, als welcher Amazon in dem Fall handelte, Kunden mit missliebigen Inhalten einfach hinauswerfen? Da die Veröffentlichung der Depeschen nach U S-Recht mutmaßlich illegal war, stand zumindest in diesem Fall das Recht auf der Seite der Firma. Das kann auch ganz anders sein.
    Nicht nur Cloud-Computing-Anwendungen brechen mit dem Ur-Prinzip des Netzes, dass man an vielen unterschiedlichen Stellen autonom agieren kann. Cloud Computing führt aber noch stärker als die bisher schon dominanten Aufteilungen in Server und Client zu Abhängigkeiten, die bedenklich sind. Die Tendenz geht in Richtung zentralistische Strukturen. Dabei ließe sich das alles auch ganz anders organisieren. Viele Geräte, die bereits heute in Gebrauch sind, haben erhebliches ungenutztes Potenzial. Sie könnten wesentlich mehr tun, als sie derzeit machen. Das betrifft Mobiltelefone, Waschmaschinen und Laptops. Ein Großteil ihres Stromverbrauchs wird für Nichtstun verschwendet. Das könnte man nutzen. Sie könnten für solche Funktionen viele dezentrale »Hubs«, also Knotenpunkte, bilden. Doch derzeit läuft alles auf eine andere Entwicklung hinaus: Wir laufen Gefahr, uns kollektiv in die Abhängigkeit von einigen wenigen Big Playern zu begeben. Das Besondere am Netz ist, dass niemand eine wirkliche Kontrolle über das Netz in seiner Gesamtheit und seine Inhalte ausüben kann und dass jedes einzelne Gerät ein vollwertiger Computer ist, der beliebige Dinge tun und lassen kann, je nachdem, was man ihm befiehlt. Das wird dadurch in Frage gestellt.
    Schon jetzt kann man sich die Frage stellen, ob wir wirklich noch die Kontrolle über unsere Endgeräte haben. Es gibt Geräte, da ist die Antwort offensichtlich: Nein. Das sind zum Beispiel Computer, die als Spielekonsolen ausgeliefert werden. Sie sind als geschlossene Umgebungen konzipiert und in einerkomplizierten Kombination aus Hard- und Software darauf ausgerichtet, dass niemand an ihnen etwas verändern können soll. Der Grund dafür ist der Kopierschutz. Davon haben Sie in diesem Buch schon häufiger gelesen. Die Spielekonsolen werden oft weit unter ihrem tatsächlichen Wert verkauft. Das Geld verdienen die Hersteller mit den dafür verkauften Spielen: Jedes verkaufte Exemplar garantiert ihnen Einnahmen. In dem hart umkämpften Markt der Spielekonsolen kommt es darauf an, die Einstiegshürden gering zu halten.
    Das Prinzip erinnert an die Einweg-Rasierklingen, die ein gewisser Herr Gillette entwickelte. Er gab den Rasierer als solchen für wenig Geld ab, verkaufte aber das zum Funktionieren notwendige

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