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Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft

Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft

Titel: Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Falk;Beckedahl Lüke
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nutzt die Senderfähigkeiten der Geräte nicht wirklich, sondern verwendet den Rechner auf zwei Weisen: zum einen, um damit lokal auf der Maschine zu arbeiten. Und zum anderen, um auf entfernten Geräten etwas zu tun   – auf anderen Rechnern, die ans Internet angeschlossen sind. Wenn wir aber heute eine Textverarbeitung zum Beispiel von Microsoft benutzen, läuft das Programm in der Regel noch lokal auf dem eigenen Rechner oder dem Firmenrechner. Es gibt dazu jedoch längst Onlineversionen: ob Microsofts »Office 365« oder GoogleDocs, die Textverarbeitungssoftware muss nicht auf dem Gerät laufen, an dem man gerade arbeitet. Die Software könnte genauso gut auf einem Rechner laufen, der irgendwo anders auf dieser Welt steht. Wir könnten damit ohne weiteres in der vertrauten Weise arbeiten, ohne das Programm selbst zu besitzen. So wie ein Großteil der Internetanwendungen auf den Servern irgendwelcher großen Firmen betrieben wird, so könnten wir künftig auch den Löwenanteil unserer Tätigkeiten im Internet erledigen. Bereits heute erfreuen sich manche Anwendungen großer Beliebtheit, bei denen wir nicht mehr lokal, sondern »remote«, also per Fernsteuerung Dinge tun. Ob Musikstreaming-Dienstewie Spotify, bei denen wir so, als ob wir die Dateien lokal gespeichert hätten, Musik hören können, legale und illegale Videostreaming-Portale oder eben die Bürosoftware: Das lässt sich alles auch auf entfernt stehenden Computern abspielen. Und alles, was wir lokal speichern, könnten wir auch auf Rechnern lagern, die ganz woanders stehen.
    Im Jahr 2011 brachte Google mit dem ChromeBook einen Computer auf den Markt, der kaum etwas lokal macht. Er braucht das Internet wie wir die Luft zum Atmen. Ohne Netzzugang ist es ein wertloser Haufen Plastik, mit Internet ein eigentlich vollwertiger Computer. Das Besondere: Eigentlich alle Anwendungen, die wir sonst von normalen Rechnern kennen, finden bei diesem Rechner via Internet statt, nur kleinere Zwischenspeicherungen finden lokal statt. Wir haben damit eine Art schlauen Fernseher in Händen, ein Betrachtungsgerät, das vor allem der Fernsteuerung dient. Damit unmittelbar geht die Frage einher, wer hier eigentlich die Kontrolle hat?
    2009 passierte dem als Buchhändler bekannt gewordenen U S-Internetkonzern Amazon ein Missgeschick. Auf der Verkaufsplattform für elektronische Bücher, die Amazon betreibt, dem so genannten Kindle-Store, wurden die beiden Bücher ›Animal Farm‹ und ›1984‹ von George Orwell zu je 99   Cent kopiergeschützt verkauft. Genauer gesagt: Die Nutzer glaubten, sie hätten sie gekauft. Es gab nur ein Problem: Amazon hatte diese e-Books angeboten, ohne die Rechte daran zu erwerben. Und was unternahm Amazon daraufhin? Man »rief« die Bücher zurück. In der digitalen Umwelt der Amazon-Kindle-Lesegeräte hieß das, dass man die Dateien aus dem digitalen Regal nahm und sie auf den Endgeräten der Nutzer einfach löschte.
    Im nicht-digitalen Leben wäre das folgender Vorgang: Jemand erwirbt legal ein Buch in einer Buchhandlung. Am nächsten Tag bricht der Buchhändler in dessen Wohnung ein, holt sich das Buch wieder und legt den Kaufpreis auf den Küchentisch. Es entbehrt nicht einer gewissen Komik, dass dies ausgerechnet bei Büchern des berühmten Science-Fiction-Autors George Orwell passierte, die beide Kontrolle und Überwachungsgesellschaft zum Thema haben. Die Käufer fragten verwirrt nach, wo denn das gekaufte Buch geblieben sei. Amazon drückte offiziell sein Bedauern darüber aus, dass man die Käufer nicht vorher aufgeklärthatte. Amazon stand unter Rechtfertigungsdruck. Firmengründer Jeff Bezos sah sich genötigt, im Firmenweblog öffentlich Abbitte bei den Nutzern zu leisten: Die Löschaktion sei »dumm, gedankenlos und schmerzhaft außerhalb unserer eigenen Prinzipien« gewesen. Auf das Löschen auf den Endgeräten wolle man künftig verzichten, ließ die Firma verlauten. Zusätzliches Pech für Amazon: Die Aktion war nicht einmal durch die eigenen Allgemeinen Geschäftsbedingungen gedeckt.
    Man könnte nun denken: Ein paar Bücher für 99   Cent, was ist das schon für ein Problem? Doch es waren ja nicht nur die 99   Cent und der Einbruch ins digitale Regal des Kunden, per se schon illegal. Auf die Löschaktion des Onlinebuchhändlers folgte auch noch ein Rechtsstreit, der die Weiterungen des Problems aufzeigt: Amazon hatte mit dem Löschen der Bücher auch die kompletten Notizen eines High-School-Schülers mitgelöscht, die

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